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Mit Wiener Schmäh sprach der Humangenetiker Markus Hengstschläger in Baden über Talent. Zum 19. Mal lud die Badener Kanzlei Binder Rechtsanwälte zum Talk im Trafo. Rund 850 Gäste kamen, darunter viel Prominenz.
Talente hat man, oder man hat sie nicht. Das ist die Aussage des Humangenetikers Markus Hengstschläger. Aber noch viel wichtiger: «Jeder Mensch hat ein Talent.» Der Wiener Professor sprach am Montagabend im Badener Trafo-Saal über Begabungen, unnötige Zukunftsängste und versteckte Talente. Zum 19. Mal lud die Badener Kanzlei Binder Rechtsanwälte zum Talk im Trafo. Rund 850 Gäste kamen ins Trafo, darunter viel Prominenz.
Markus Hengstschläger referierte mit viel Humor, Sprachwitz und Wiener Schmäh. Immer wieder brachte er das Publikum zum Lachen, aber auch zum Nachdenken. Seine eigenen Talente kamen früh zum Tragen: Mit 24 Jahren promovierte der geborene Linzer zum Doktor, mit 29 habilitierte er und wurde Universitätsprofessor in Wien. Der 50-Jährige arbeitet heute neben seiner Lehrtätigkeit unter anderem auch als Regierungsberater und als Wissenschaftsmoderator beim Radio.
Wer bestimmt eigentlich, was ein Talent ist? Wieso kann ein Kind Klavier spielen und ein anderes nicht? Entscheidend, sagt Hengstschläger, sei die Entdeckung des Talents. Und dann heisse es in jedem Fall: «Üben, üben, üben!» Nur ein Bruchteil sei derweil genetisch angeboren. Der Mensch hat zwar nicht weniger als 23 000 Gene. Davon unterscheiden sich aber von Individuum zu Individuum gerade einmal 0,1 Prozent. «Der Rest ist gleich.»
Anschaulich war die Erzählung vom Experiment seines Landsmannes Konrad Lorenz, Verhaltensforscher und Nobelpreisträger, der ein Entenei ins Nest einer Henne legte und beobachtete, wie das geschlüpfte Entlein von Beginn an schwimmen konnte – obwohl es doch als Hühnerküken erzogen wurde.
Ernst wurde Hengstschläger, als er sagte: «Wir verwenden den Begriff Talent heute schwer diskriminierend.» Er plädierte mit Nachdruck für mehr Mut, mehr Individualität und mehr Vielfalt in der Bildung, statt die Kinder auf allen Gebieten zum Durchschnitt zu erziehen.
Die Zeit verging am Montagabend wie im Fluge. Bei Wein, Wurst und Bier liessen die Gäste den Abend im Trafo ausklingen. Manch einer dürfte sich dabei Gedanken über seine entdeckten oder noch unentdeckten Talente gemacht haben.
Ein ausführliches Interview mit Markus Hengstschläger lesen Sie in der «Schweiz am Wochenende» vom kommenden Samstag.