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Den örtlichen Unternehmen ist es schon besser gegangen. Das spürt die Gemeinde nun in ihrer Kasse. Gemeindeamman Diem meint, wenn es so weitergehe, führe nichts an einer Erhöhung des Steuerfusses vorbei.
Als «besorgniserregend» bezeichnet Kurt Diem die rückläufigen Einnahmen aus Gewinn- und Kapitalsteuern bei juristischen Personen. Was der Stetter Gemeindeammann meint, zeigt sich am Steuerabschluss 2015: Statt der budgetierten 440 000 Franken Aktiensteuern nahm die Gemeinde im letzten Jahr nur rund 252 920 Franken ein – etwas mehr als die Hälfte der erwarteten Erträge. Dieser Wert macht aktuell noch fünf Prozent des gesamten Steuerertrags aus.
Das war nicht immer so: «Früher waren die Aktiensteuern ein grosses Standbein für uns», sagt Diem. Woran liegt es, dass der Steuerertrag der in Stetten ansässigen Unternehmen mit ihren rund 700 Arbeitsplätzen von Jahr zu Jahr kleiner wird? Eine der Hauptursachen sei in der kantonalen Steuergesetzrevision 2014 zu suchen, die eine Reduktion des Gewinnsteuertarifs für Firmen und Optimierungsmöglichkeiten brachte, sagt er.
Wenn nun die zehn Unternehmen, die am meisten Steuern zahlen, diese ausnützen, wirke sich das auf den Ertrag aus. In anderen Worten: «Wenn die Firmen husten, kriegen wir eine Erkältung», sagt der Gemeindeammann.
Die Revision ist aber nicht der einzige Grund, warum der Steuerertrag juristischer Personen sinkt. Es ist auch die Aufhebung des Euro-Mindestkurses im Januar 2015: In Stetten gebe es einige Firmen, die bis zu 80 Prozent vom Export abhängig seien, sagt Kurt Diem. Bricht das Geschäft ein, schwindet der Gewinn – somit die Steuern.
Trotz Mindereinnahmen mag der Gemeindeammann nicht Trübsal blasen. Denn: «Wir haben viele Unternehmen, die innovativ sind und in die Zukunft investieren.» Auf Dauer würden so Arbeitsplätze gesichert werden und die Standortattraktivität aufrechterhalten bleiben.
Nicht gesunken, sondern gestiegen sind die Erträge bei den Einkommens- und Vermögenssteuern natürlicher Personen. Gegenüber dem Budget 2015 erzielte die Gemeinde Mehreinnahmen von rund 429 470 Franken. Doch nur auf den ersten Blick: Sie sind auf Nachträge aus den Vorjahren und nicht vorhersehbare einmalige Steuererträge zurückzuführen. «Ohne diese wären die Einkommens- und Vermögenssteuern rund 88 000 Franken unter dem Budget geblieben.»
Wie bei den Aktiensteuern hätten die verschiedenen Massnahmen der Lastenverteilung zwischen Kanton und Gemeinden zu Buche geschlagen – stärker als vorgesehen. «Wir sind ein Dorf mit vielen Einfamilienhaus-Besitzern», führt Gemeindeammann Kurt Diem ein Beispiel an. Würden nun viele Steueroptimierungen beim Liegenschaftsunterhalt vornehmen, wirke sich dies auf den Abschluss aus.
Positiv ist die Entwicklung der Quellen- sowie der Grundstückgewinnsteuern: Sie haben sich mehr als verdoppelt. Letztere seien schwer budgetierbar, da man nicht im Voraus wisse, welche Häuser zu verkaufen seien, sagt Diem. Die gut 115 000 Franken Mehreinnahmen bei den Quellensteuern führt der Gemeindeammann auch auf die Überbauung «Latte macchiato» zwischen Kies- und Zileggstrasse zurück.
In den 76 Wohnungen, die im letzten Jahr bezogen wurden, hätten sich viele ausländische Staatsbürger eingemietet. Künftig weitere Steuerzahler anziehen sollen die geplanten Überbauungen im Ober- und Mitteldorf sowie in der Dorfmitte.
Trotz reger Bautätigkeit: Geht der Abwärtstrend bei den Erträgen weiter, ist die Gemeinde gezwungen, den Ausfall indirekt zu kompensieren: «Längerfristig kommen wir wohl um eine Erhöhung des Steuerfusses nicht herum», sagt Diem.