BT-Kolumne
Ich hoffe, der Strauss wird nach den Wahlen nicht zum Trauerflor

Doris Haller hat vor 20 Jahren ihr Blumengeschäft in Baden eröffnet und wird von vielen Badenern schlicht die «Blumenfrau» genannt. In dieser Kolumne äussert sie sich über die zeitlose Bedeutung und Sprache von Blumen – kurz vor den Wahlen.

Doris Haller
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«Blumenfrau» Doris Haller.

«Blumenfrau» Doris Haller.

ZVG

«Themen völlig offen, schön wäre einfach ein Regionalbezug.» So hiess es bei der Anfrage, ob ich Lust hätte eine Kolumne zu schreiben. Dankeschön, Badener Tagblatt.

Eine Mischung von Heiter-Leichtem, aber auch von Düster-Bewegendem beschäftigt mich. Es ist die Zufriedenheit mit meinen blumigen Projekten und das bedrückende Geschehen weltum.

Da kommen mir doch gleich all die Plakate in den Sinn, die zu «wählenden» Menschen am Strassenrand. Ich fahre täglich an Euch vorbei und denke an die grossen Versprechungen, die Ihr macht, an die grosse Verantwortung, die daraus erwächst. Tragt Ihr sie, überlupft Ihr Euch? Oder muss man all das Gesagte gar nicht so ernst nehmen? Sind das nachhaltige Worte oder nur flüchtig in die Zeit gesprochen bis zum 18. Oktober? Da hab ich’s doch gut, ich wähne mich in den wunderbaren Düften, Farben und Formen der Blumen in Sicherheit. Was löst es denn aus, diese Blumenwelt? Und was ist denn die Sprache der Blumen?

In erster Linie bringen sie uns ein Herzensgefühl, sie vermitteln Freude und bereichern unser Leben.

Charlotte de la Cour, hat in ihrem Büchlein «Symbolik der Blumen» schon 1854 deren zeitlose Bedeutung und Sprache niedergeschrieben. Damals hat man auch mit Blumen zueinander gesprochen, Zuneigungen entfacht, versteckte Abneigungen mitgeteilt, Missverständnisse aufgelöst und neue in die Welt gesetzt, ein- und zweideutige Botschaften gemacht.

Auf der Suche nach der Blumensprache trifft man auf verschiedene Versionen, ich habe mir einen bunt zusammengestellten Strauss herausgepickt. Durch die Blume möcht ich Euch zu «wählenden» Menschen sagen: Mit der Anemone appelliere ich für Aufrichtigkeit und Wahrheit. Der Ginster mahnt zu Bescheidenheit. Lisianthus steht für Charisma und übt Euch in Demut mit Lilien. Die Schafgarbe sei Euch Zeichen für erforderliche Geduld. Die geschmeidigen Bambuszweige, geben Beständigkeit wie auch Beweglichkeit. Grad ein ganzes Bündel für Hochachtung und Respekt mit Hortensien, Narzissen und weissen Rosen gegenüber denen, die Euch gewählt haben wie auch vor den Aufgaben, die sie Euch in die Hände geben. Kraft dazu erhaltet Ihr durch den Eukalyptus und bleibt in Verbundenheit mit der Alstromeria.

Dieser Strauss sagt nicht mehr aber anderes, als all jene, die ich in den letzten Jahren gebunden habe. Er ist der erste dieser Art. Ich bin grosser Hoffnung, dass die Blumen Euch beflügeln mögen, zu dem, was sie zusammen sagen wollen.

Ich hoffe nicht, dass alle Eure schönen Worte nach den Wahlen am 18. Oktober zu Grabe getragen werden müssen und der Blumenstrauss zum Trauerflor wird.