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Der Badener Ehrenbürger Sepp Schmid hatte Corona. Er war insgesamt zehn Wochen im Spital, drei davon war der 82-Jährige im Koma. Nun äussert er sich mit einer Botschaft an alle.
Im März erkrankte Sepp Schmid, einer der bekanntesten Bewohner der Stadt, schwer an Corona. Der Badener Ehrenbürger und Gründer des «Form+Wohnen»- Geschäfts wollte erst nicht über seine schwierige Zeit reden. Doch nun, da die zweite Coronawelle immer kräftiger anrollt, hat er seine Meinung geändert.
Wie geht es Ihnen?
Sepp Schmid: Danke, wieder viel, viel besser. Ich bin dankbar, noch hier zu sein. Ärzte haben mir gesagt, dass ich mehrere Schutzengel haben müsse. Ich habe nun wieder Energie und Ideen. Aber körperlich ist es nicht mehr so wie früher. Wenn ich die Halde hinauflaufe, habe ich Mühe zu atmen. Und mit dem Gleichgewicht stimmt etwas noch nicht so ganz.
Erzählen Sie uns vom März. Wie haben Sie Ihre Corona- Erkrankung erlebt?
Zuerst dies: Ich war 50 Jahre lang fast nie krank. Hatte vielleicht mal einen Pfnüsel, mehr nicht. Mitte März half ich beim Zügeln, am Abend war ich dann so müde, dass ich schon um 20Uhr ins Bett ging. Meine Frau sagte noch: Sepp, das passt aber nicht zu dir, so früh ins Bett zu gehen, das ist nicht normal. Innert zwei Tagen verschlechterte sich mein Zustand rapid. Ich hatte am Anfang nicht die bekannten Erkältungssymptome wie Husten, aber hohes Fieber und war völlig apathisch. In der Folge brachte mich meine Frau am 22.März ins Kantonsspital Baden. Davon weiss ich aber nichts mehr. Erst zwei Tage später wurde die Diagnose Covid-19 gestellt.
Und dann lagen sie drei Wochen im Koma.
Ja, in einem tiefen Koma. Was meine Frau in dieser Zeit alles durchmachen musste! Das habe ich natürlich erst in den letzten Monaten erfahren und begriffen. Mein Leben hing an einem seidenen Faden, so kann man es sagen. Das Ärzteteam im Kantonsspital Baden hat alle Register gezogen, fantastisch! Als ich wieder aufwachte, war ich sehr müde. Die Ärzte fragten: Wissen Sie, wo Sie sind? Ich antwortete: Das müsst ihr schon selber wissen. Ich war gereizt, sah plötzlich diesen Katheter. Die Krankheit hatte mir auch auf die Nieren geschlagen. Dann sagten sie mir, dass ich Corona habe. Und ich dachte: Das darf doch nicht wahr sein.
Der Bericht vom Fernsehsender TeleM1:
Wie schnell ging es aufwärts?
Nur sehr langsam. Ich war insgesamt zehn Wochen im Spital. Nichts mehr war wie zuvor! Nach einer Weile stellten sie mich auf und sagten, ich solle versuchen zu stehen, aber ich sackte einfach zusammen. Danach war ich im Rollstuhl. Ich musste das Laufen wieder lernen. Mit dem Rollator im Gang des Spitals. Ich merkte: Laufen, das ist gar nicht so einfach. Schwierig waren auch die ersten Schritte auf der Treppe. Mit dem ersten Fuss konnte ich den Schritt noch machen, für den zweiten Fuss fehlte mir zu Beginn die Kraft.
Und nun häufen sich die Coronafälle wieder.
Ja, leider. Ich möchte mit meinem Bericht keine Panik verbreiten und niemandem Angst einjagen. Aber dennoch habe ich einen Appell: Passt auf! Und tragt eine Maske, wenn Ihr den Abstand nicht einhalten könnt. Corona ist keine Grippe, sondern eine ernste Sache. In Baden verhält sich die Bevölkerung insgesamt gut, finde ich. Aber es gibt immer noch Leute, die glauben: Wir sind in der Schweiz, hier kann uns doch nichts passieren, Corona geht uns nichts an. Viele von uns haben verlernt, auch einmal zu verzichten. Die Folgen dieser Krankheit können aber fatal sein, nicht nur für die Gesundheit, sondern auch für die Wirtschaft.