Philipp Gruner feiert mit der Medicoat AG in Mägenwil Jubiläum – er will das Unternehmen in die Zukunft führen.
Die Hallen in Mägenwil sind von grossen Maschinen mit vielen Schläuchen, Rohren und Technik geprägt. Beim Besichtigen der Medicoat AG wird schnell klar: Hier entstehen technisch hochstehende Produkte. Firmenchef Philipp Gruner feiert dieses Jahr mit seinem Vater und Gründer Heiko Gruner das 30-jährige Bestehen des Unternehmens. Die Firma beschichtet hauptsächlich Implantate, damit zum Beispiel Hüftgelenke mit dem menschlichen Knochen zusammenwachsen können.
Weitere Bereiche umfassen den Maschinenbau, um die künstlichen Gelenke überhaupt beschichten zu können, sowie die Herstellung des für die Beschichtung verwendeten Pulvers. Eine komfortable Ausgangslage, erklärt Philipp Gruner: «Einerseits beschichten wir selbst Implantate, andererseits beliefern wir unsere Konkurrenz mit Pulver und Maschinen.»
Pro Jahr bearbeitet die Medicoat-Gruppe rund 100'000 Implantate. Neben Mägenwil befinden sich Standorte in Wohlen und Hunzenschwil, zudem produzieren Mitarbeiter im französischen Étupes nahe an der Grenze zum Kanton Jura unter anderem das Pulver für die Beschichtung.
Erste Erfahrung im Unternehmen des Vaters sammelte Philipp Gruner als Schüler. Damals raute er im Ferienjob die Oberfläche der Implantate auf, damit sie zur Weiterverarbeitung bereitlagen. 2003 stieg er dann mit 28 Jahren im Unternehmen ein, sieben Jahre später übernahm der Villmerger die Geschäftsleitung.
Dieser Prozess sei nicht nur einfach gewesen: «Es gab wirre Situationen, wobei Mitarbeiter zuerst meinen Vater fragten, wie sie bei gewissen Arbeitsschritten verfahren sollten. Dann kriegte ich die Arbeitsweise mit und stellte fest, dass ich das nicht so entschieden hätte», sagt Gruner. «Komischerweise nutzten einige Mitarbeiter die Übergangssituation, wie man es von früher kennt: Zuerst die Mutter um Erlaubnis fragen, danach dem Vater erklären, man dürfe das so machen oder andersrum.»
In den Zeitraum der Firmenübergabe fiel auch der Beginn der Eurokrise. Sie war mit ein Grund für abendfüllende Diskussionen im Hause Gruner. Bei einem Generationenwechsel in Firmen sei eines wichtig, sagt der studierte Werkstoff-Ingenieur: «Die Leitung soll mit der Zeit nicht nur auf dem Papier wechseln, die junge Generation muss auch wirklich das Unternehmen führen.»
Bei den Gruners geschah dies. «Nach meiner Übernahme der Geschäftsleitung zog sich mein Vater dann so weit zurück, um bei strittigen Themen jeweils zu sagen, das letzte Worte hätte ich.»
Dass die Medicoat AG auch nach 30 Jahren noch erfolgreich ihre Geschäfte führt, liegt auch daran, dass Forschung bei Gruner hohen Stellenwert geniesst: «Man sollte den Umsatz möglichst reinvestieren, um die Firma weiterzuentwickeln.» Dabei sei es wichtig, technisch möglichst auf dem Stand der Dinge zu bleiben und sogar neue Techniken zu entwickeln. Andernfalls könne der Zeitpunkt kommen, wo ein Verkauf eines Unternehmens an eine andere Firma Thema werde.
Medicoat investiert rund 500 000 Franken pro Jahr in Forschung. Von einem Verkauf will Philipp Gruner, der zwei Töchter hat, aber nichts wissen: «Die Firma soll im Moment wachsen. Wir investierten kürzlich in die Verkaufsabteilung, um noch aktiver unsere Produkte zu vertreiben.» Ziel sei die Verdoppelung der Anzahl Implantatbeschichtungen auf 200'000 Stück pro Jahr bis in drei Jahren.