Das Duo Muthspiel und Swallow sorgte im «Isebähnli» für eine erfrischende, unterhaltende und untypische Art von Jazz.
Der Verein «Jazz in Baden» eröffnete vor kurzem seine 38. Konzertsaison im Stadtbistro «Isebähnli» in Baden. Unter den Konzerten, die nun bis Mai nächsten Jahres Montag für Montag stattfinden werden, gibt es immer wieder solche mit exklusiven Besetzungen, sprich: mit Musikern der internationalen Jazzszene.
Eine solche Gelegenheit ergab sich diese Woche mit dem Auftritt des österreichischen Multiinstrumentalisten und Komponisten Christian Muthspiel und dem amerikanischen Bassisten Steve Swallow. Im Bereiche des Jazz ist Swallow einer der wenigen grossen Könner auf seinem Instrument, dem elektrischen Bass. Wenig erstaunlich, war das Isebähnli quasi «ausverkauft».
Die beiden Musiker interpretierten ausschliesslich Kompositionen Christian Muthspiels aus dessen Werkzyklus «Simple Songs». Muthspiel spielte Posaune, Piano (also den neuen Steinway-Flügel, der dem Verein zur Verfügung steht), E-Piano und Blockflöte. Swallows Instrument wiederum war ein fünfsaitiger E-Bass mit Bünden, den er mit einem Plektrum spielte.
Die «Simple Songs», von denen es ein knappes Dutzend gibt, entwickeln sich jeweils aus kleinen, charakteristischen Kernen zu vielfältigen, oft stürmischen, überbordenden Klangbildern. Die Kerne enthalten etwa Walzer- oder Jodelmotive, Hymnen, greifen zurück auf Blues oder orientalische Klänge, bedienen sich bei Schubert, Brahms, Satie. Das in einem einzigen langen Set gestaltete Konzert zeigte eine erfrischende, unterhaltende und untypische Art von Jazz mit vielen melodischen Kaprizen, gemacht von zwei kongenialen Musikern.
In der musikalischen Zweisamkeit, im Zusammenspiel der beiden Partner, übernahm Steve Swallow die Rolle des ruhenden, fixierenden Mediums. Dies jedoch nicht in Form einer markigen Bassbegleitung, sondern als inspirierende zweite Stimme, als melodischer, gitarrenhafter, klangvoller Gegenpart zu Christian Muthspiels weitläufigen, ausufernden Improvisationen.
Muthspiel bediente sich auf der Posaune etwa des Mehrstimmenspiels, erzeugte mit elektronischen Mitteln Echos, rhythmische Markierungen oder den Effekt ganzer Posaunenchöre. Auf den Pianos wiederum entstanden virtuose, blühende Klanglandschaften, gespickt mit Witz, Ironie und, wie auch in Muthspiels mündlichen Einführungen zu den Stücken, einer Portion Wiener Schmäh.