Baden
Im Sommer vor 300 Jahren war Baden sehr europäisch

«Frieden verhandeln»: In der Limmatstadt wurde am 7. September 1714 der letzte Friedensvertrag unterzeichnet, der den Spanischen Erbfolgekrieg beendete. Der Vertrag brachte Frieden und klärte vorübergehend die Machtverhältnisse in Europa.

Jörg Meier
Drucken
Die Unterzeichnung des Friedens von Baden im Tagsatzungssaal, im Bild festgehalten von J. R. Huber (1668 - 1748). Das Original befindet sich im Schloss Versailles. Weil die Franzosen es partout nicht ausleihen wollten, muss man sich in Baden mit einer Kopie behelfen.

Die Unterzeichnung des Friedens von Baden im Tagsatzungssaal, im Bild festgehalten von J. R. Huber (1668 - 1748). Das Original befindet sich im Schloss Versailles. Weil die Franzosen es partout nicht ausleihen wollten, muss man sich in Baden mit einer Kopie behelfen.

Zur Verfügung gestellt

In Baden geschah vor 300 Jahren weltgeschichtlich Bedeutsames. Am 7. September unterzeichneten Marschall de Villars und Prinz Eugen von Savoyen im Tagsatzungssaal den letzten Friedensvertrag, der den Spanischen Erbfolgekrieg beendete. Der Vertrag zwischen den Deputierten von Kaiser Karl VI. und den Gesandten des französischen Königs Ludwig XIV. brachte Frieden und klärte vorübergehend die Machtverhältnisse in Europa, hatte aber auch Auswirkungen bis nach Übersee. So wurde in Baden auch besiegelt, dass Grossbritannien das Monopol für den Sklavenhandel erhalten sollte.

Fast 200 Diplomaten tagten den ganzen Sommer hindurch in Baden und sie brachten der Stadt, die nach dem Krieg von 1712 arm dran war, viel Geld und etwas vom alten Glanz zurück. Denn die 200 Diplomaten samt ihrem Gefolge wollten nicht nur verhandeln, sie wollten es sich auch gut gehen lassen, sie wollten geniessen und feiern.

Der Beginn einer Tradition

Zur Erinnerung an das herausragende Ereignis veranstalten Kanton und Stadt Baden verschiedene Gedenkanlässe. «Für die Schweiz bedeutete die Austragung des Friedenskongresses den Beginn einer Tradition der Guten Dienste, welche die Schweiz auch 300 Jahre später im diplomatischen wie auch im humanitären Bereich nach wie vor lebt», erklärte Staatsschreiber Peter Grünenfelder.

Deshalb sei der Aargau stolz, dass er mit dem Festakt am 6. September in der Badener Stadtpfarrkirche einen wichtigen Beitrag zur schweizerischen und europäischen Erinnerungskultur leisten dürfe, sagte Grünenfelder.

Am Festakt soll Baden, 300 Jahre nach dem Friedenskongress, wieder im Zentrum von Reflexionen über Europa und den europäischen Frieden stehen. Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf und Dr. Jakob Kellenberger, der ehemalige Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz werden die Festansprachen halten. Erwartet werden rund 400 Gäste, darunter Diplomaten aus zehn Nationen sowie Delegationen aus den 13 alten Orten der Eidgenossenschaft. Der Festakt ist öffentlich und der Eintritt frei.
Für Stadträtin Daniela Berger lebt Baden seit jeher die Verhandlungskultur. Deshalb dürfe die lange Tradition des Verhandelns, wie Baden sie kenne und pflege, durchaus auch gebührend gefeiert werden.

Das Tagebuch des C. J. Dorer

Umfangreich und vielfältig ist denn auch das Angebot, das in Baden aus Anlass von «300 Jahren Friede in Baden» zu erleben ist. Neben dem Festakt findet eine wissenschaftliche Tagung statt und das Historische Museum eröffnet am 7. September eine gross angelegte Ausstellung zum Thema.

Ebenfalls auf grosse Aufmerksamkeit dürften das erstmals veröffentliche Tagebuch des Badener Stadtfähnrichs C. J. Dorer stossen. Er enthüllt minuziös wie sich alles damals, in jenem Sommer 1714, genau abgespielt hat.