Obersiggenthal
Immer weniger Schüler und Lehrer wollen ins Schneesportlager

Die Skilageranmeldungen an den Schulen nehmen kantonal ab. Lagerleiter Bruno Reimann, erhält die Tradition am Leben — auch mit gebrochenem Knöchel.

Alexander Niedrist
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Skilager: Auch nicht mehr so beliebt wie auch schon.

Skilager: Auch nicht mehr so beliebt wie auch schon.

Keystone

Am Sonntag hiess es für die zwei Klassen der Oberstufe Obersiggenthal wieder: «Ab ins Skilager.» Dieses Jahr fuhren sie nach Sedrun. Bruno Reimann, der das Lager leitet, ist trotz Sportunfall mit dabei. «Ich habe mir in den Weihnachtsferien beim Snowboarden den Knöchel gebrochen. Doch das ist für mich kein Grund, das Lager nicht zu leiten», sagt Reimann. Der Sport- und Englischlehrer an der Oberstufe Obersiggenthal leitet eines der insgesamt fünf Lager in der Gemeinde. Er tut dies seit 1985. Reimann sagt: «Es ist eine Tradition, die ich unterstützen und beibehalten möchte. Und es freut mich nach wie vor, den Jugendlichen das Snowboarden und Skifahren beizubringen.»

Bruno Reimann, Schneesportlager-Leiter Obersiggenthal.

Bruno Reimann, Schneesportlager-Leiter Obersiggenthal.

Alexander Niedrist

Reimann stellt fest, dass im Schneesport die Lagerteilnahmen der Schüler — kantonal gesehen — seit einigen Jahren abgenommen haben. Nicht so aber in Obersiggenthal, dort sind die Anmeldezahlen konstant. Die Bereitschaft der Lehrpersonen, ein Lager zu leiten, nehme jedoch durch die zunehmende Belastung im Beruf ab. «Weil unsere Lager in den Ferien stattfinden, fällt es vielen Lehrpersonen schwer, die Ferien für das Lager herzugeben», sagt Reimann. Und er fügt an: «Früher konnten wir damit rechnen, dass mehrere Lehrerinnen und Lehrer über Jahre in der Küche oder als Skilehrer eingesetzt werden konnten. Heutzutage ist das schwierig.»

Aus jeder Klasse gehen rund die Hälfte der Schüler ins Lager. Die Gemeinde Obersiggenthal unterstützt das Schneesportlager seit eh und je. «Rund 500 Franken müssten die Schüler zahlen, um teilzunehmen. Die Gemeinde übernimmt ein Drittel der Kosten», sagt Reimann. «In speziellen Fällen zahlt die Gemeinde sogar den vollen Betrag.» Die Kosten hätten sich mit den Jahren nicht gross verändert. «Für Eltern, die aus finanziellen Gründen mit ihren Kindern nicht in die Skiferien können, ist das Schneesportlager der Schule die ideale Möglichkeit, den Kindern trotzdem diese Freude zu bereiten.»

Der Lagerleiter, der selbst Snowboard fährt, stellt fest, dass dieses Jahr mehr Skifahrer teilnehmen als Snowboarder. «Snowboard zu fahren, nimmt ab. Viele Schüler steigen durch die verschiedenen Freestyle- und Carving-Skis wieder auf die zwei Bretter; Es gibt attraktive Wettbewerbe wie Slopestyle, Skicross und Halfpipe-Contests, die inzwischen «olympisch» geworden sind. Dies hat bestimmt dazu beigetragen, dass Jugendliche wieder vermehrt Ski fahren», sagt Reimann. «In den Neunzigerjahren kam das Snowboard auf. Ich bekam den Reiz, aufs Brett zu steigen, und fahre seither nur noch Snowboard.» Reimann war einer der Ersten, der den Schülern in Obersiggenthal das Snowboarden beibrachte.

Anrufe von besorgten Eltern

Bruno Reimann schaut auch, dass keine Unfälle passieren. «Es ist mir wichtig, dass alle Schüler wieder heil nach Hause kommen.» Es sei zwar schon vorgekommen, dass sich Schüler etwas gebrochen haben oder mit einer leichten Hirnerschütterung ins Spital mussten. «Aber Schlimmeres als das gab es zum Glück noch nie», sagt Reimann und fügt hinzu: «Was nerven kann, sind Anrufe der Eltern, die sich Sorgen machen.» Er erklärt, dass schon bei einer kleinen Erkältung oder bei Kopfschmerzen die Kinder nach Hause telefonieren und es keine fünf Minuten gehe, bis die Eltern ins Lager anrufen. «Am Schluss ist es dann meistens nur halb so schlimm», sagt Reimann. «Wir haben ein ausgebildetes Team, das sich gut auskennt und weiss, was in solchen Fällen zu tun ist.