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Heute vor 40 Jahren wurde die P. Graf Kaffeerösterei Aktiengesellschaft gegründet und vor 30 Jahren eröffnete die Firma ihren jetzigen Standort in Baden-Dättwil. Die Röstmaschine ist noch die gleiche wie damals.
Sie ist ein Zwitter zwischen Waschmaschine und Backofen: Die Röstmaschine wirbelt 100 Kilogramm Kaffeebohnen durch ihre Trommel. Erdgas erhitzt die Bohnen auf 200 Grad, bis sie den richtigen Braunton haben. Es riecht ein wenig nach frisch gebrannten Mandeln im Röstmaschinenraum von Graf Kaffee.
1957 gründeten Paul und Berti Graf das Unternehmen an der Bruggerstrasse in Baden. Anfangs wechselte der Standort der Rösterei mehrmals: 1959 in eine Niederrohrdorfer Garage und 1964 an die Zürcherstrasse in Baden. Am 21. August 1974 — also heute vor 40 Jahren — wurde die P. Graf Kaffeerösterei Aktiengesellschaft ins Aargauer Handelsregister eingetragen und so offiziell gegründet. Seit 1984 steht die Kaffeerösterei im Industriegebiet Täfern in Baden-Dättwil.
Kurz vor Ende des Röstvorgangs lässt Fabrikationsleiter Gerry Schlösser einige Bohnen in einen alten und von den heissen Bohnen geschwärzten Pappteller rieseln, den er kurz unter seine Nase hält. Nachdem er daran gerochen hat, gibt Schlösser die Kaffeebohnen zurück in die Maschine. Rund eine Viertelstunde werden die Kaffeebohnen geröstet. Zuvor wurden sie mit einem Rüttelsieb von Fremdkörpern wie kleinen Steinen, Plastikteilchen oder zerbrochenen Bohnen befreit. Nach 15 Minuten schonender Röstung kommen die Kaffeebohnen aus der Röstmaschine in ein rundes Kühlsieb, dessen Durchmesser etwa zwei Meter beträgt. Darin kühlen die Kaffeebohnen innert fünf Minuten auf Raumtemperatur ab.
«Bei grossindustriellen Kaffeeröstereien beträgt die Röstzeit nur drei bis vier Minuten. Dann bleiben die Bohnen aber innen roh und entfalten nicht alle Aromen», sagt Christian Klose. Der 47-Jährige hebt die Vorzüge der verhältnismässig kleinen aber erfolgreichen Badener Kaffeerösterei hervor. Dazu gehört auch das sogenannte sortenreine Rösten: Erst nach dem Röstvorgang werden die verschiedenen Sorten Kaffeebohnen vermischt. Das garantiert, dass alle Bohnen einer Mischung die gleiche Farbe aufweisen und dass keine Bohne zu lang und keine zu kurz geröstet wurde. Im Fachjargon der Kaffeeröster nennt man das ein «einheitliches Bohnenbild». Ein Farbmessgerät unterstützt das Urteil des Röstmeisters.
100 Tonnen Rohkaffee im Keller
Seit jeher sind die Rezepturen der Grafschen Kaffeemischungen zwar die gleichen. Vor einigen Jahren kamen aber zwei neue Sorten hinzu: Bio-Kaffee und Fairtrade-Kaffee. Sie stehen in einer kleinen Ecke des grossen Kellers der Firma. Die Jutesäcke in diesem Kaffeelager fassen je 60 Kilogramm Rohkaffee, das ganze Lager gar 100 Tonnen. Der Rohkaffee aus aller Welt verströmt einen süsslichen Duft unbekannter Pflanzen. Es ist nicht der Geruch von Kaffee, den man kennt. Die genauen Herkünfte aller Kaffeebohnen will Klose nicht verraten. Würde er es tun, fehlte nur noch eine chemische Analyse der Kaffeemischungen und man wüsste die geheimen Rezepturen von Graf Kaffee.
Jahresproduktion: 25 Millionen Tassen Kaffee
Eines der Herkunftsländer dürfte Tansania sein: Dort hat Klose einst eine Kaffeeplantage besucht. Der Badener, der bei der ehemaligen BBC Maschinenmechaniker lernte, trinkt den Kaffee seither «nicht anders, aber bewusster». Denn im ostafrikanischen Land hat Klose eine anstrengende Erfahrung gemacht: «In Tansania half ich beim Pflücken des Kaffees. Ich habe es nicht geschafft, den Erntekorb zu füllen.» Im Durchschnitt trinkt Klose fünf Tassen Espresso pro Tag — am liebsten aus der klassischen Siebträgermaschine.
Damit ist er in guter Gesellschaft: Weltweit trinken nur die Skandinavier mehr Kaffee als die Schweizer. Die Kaffeebohnen für einen Teil dieses Konsums, nämlich rund 25 Millionen Tassen Kaffee, werden von der Firma Graf Kaffee geröstet, die 15 Mitarbeiter beschäftigt.
Graf exportiert nach Südkorea
Heute kennt man die goldenen Kaffeeverpackungen mit aufgedruckten Badener Stadtturm und Aargauer Wappen auch über Baden hinaus: Denn einen kleinen Teil des Verkaufs macht der Export aus — bis nach Südkorea und Australien werden die gerösteten Bohnen verschifft, früher auch nach Hongkong. «Dieser Anteil des Exports ist eher ein Zufall», erklärt Klose. «Schweizer Hoteliers, die unseren Kaffee mögen und für einige Zeit in Asien arbeiten, nehmen Graf Kaffee ins Sortiment des jeweiligen Betriebs auf.»
Kein Zufall ist hingegen der Export nach Süddeutschland. «Vor einigen Jahren haben wir den Sprung über den Rhein gewagt. Ortschaften wie Waldshut gehören schliesslich durchaus noch zu unserer Region», so Klose.