Seit vier Generationen wirtet in der «Täfern» die gleiche Familie – die letzten drei Jahrzehnte das Wirtepaar Friedli. Ans Aufhören denken die beiden 57-Jährigen (noch) nicht.
Siegfried Keller hätte sich vor über 100 Jahren wohl kaum vorstellen können, dass vor seiner Beiz täglich rund 30 000 Fahrzeuge vorbeifahren. Seinen Urenkel und heutigen «Täfern»-Wirt stört das nicht. «Hier drinnen merkt man davon nichts, und auch die Gartenbeiz ist dank Lärmschutzwänden gut abgeschirmt», sagt Markus Friedli. Seit 30 Jahren führt er zusammen mit seiner Frau Rosmarie die Wirtschaft. «Dass wir bis heute ein so gutes Team geblieben sind, ist nur möglich, weil wir uns gegenseitig unsere Freiheiten lassen», sagt sie. «Und weil wir als Familie immer in die Ski- und Sommerferien gefahren sind», ergänzt er.
Die ersten Jahre Anfang der 80er seien nicht einfach gewesen, erinnert er sich – und denkt im Zusammenhang mit dem Umbau 1983 lachend an folgende Anekdote zurück. «Als Otto Wanner, der damalige Verleger des ‹Badener Tagblatts›, in der Fasnachtszeitung die erfundene Visualisierung einer Glasfassade sah, hat er mich zu sich zitiert. Zusammen fuhren wir ins Luzernische, wo wir eine Beiz besuchten, die seinen Vorstellungen entsprach.» Dass Wanner am geplanten Umbau der «Täfern» derart Anteil nahm, kam nicht von ungefähr. «Während der Jagdsaison war Otto Wanner jeden Samstag mit seinen Jagdkollegen in der Gaststube anzutreffen», erinnert sich Markus Friedli. Daraus entstand Anfang der 1960er-Jahre der BT-Chlaus, zu dem der Verleger Grössen aus Politik und Wirtschaft einlud. Sein Sohn und heutiger Verleger Peter Wanner hat die Tradition fortgeführt. Und so zeugen nicht wenige Unterschriften von ehemaligen Bundesräten im «Täfern»-Gästebuch von den prominenten Gästen.
Doch es sind nicht die prominenten Gäste, auf die das Wirtepaar in erster Linie zählt. «Über die Jahre haben wir uns eine grosse Stammkundschaft aufgebaut, welche die ehrliche Atmosphäre – Speck und Rippli nicht zu vergessen – hier schätzt», sagt sie. Eine solch lange Zeit in der Gastronomie zu bestehen, sei keine Selbstverständlichkeit, sagt Friedli, der als junger Mann eigentlich Bauer werden wollte. «Ein Erfolgsrezept ist sicher auch das gute Teamwork im Service und in der Küche, wo wir übrigens jedes Jahr einen Lehrling ausgebildet haben.» Er sei zuweilen sicher ein strenger Chef gewesen. «Doch ehemalige Lehrlinge, die heute selber einen Betrieb führen, sind mir dankbar dafür.»
57 Jahre Alt sind die beiden Wirtsleute. Noch rund fünf Jahre wollen sie in der «Täfern» wirten – «wenn es nach mir ginge, auch noch etwas länger», sagt er lachend. Und steht danach die 5. Generation in den Startlöchern? «Wir haben drei Kinder. Unsere Tochter Andrea ist Gastronomin; wäre also für die Nachfolge geeignet», so Friedlis. Doch sie würden ganz bewusst keinen Druck auf die Tochter ausüben. «Ein Restaurant zu führen, ist heute wegen der ganzen Bürokratie noch aufwendiger als früher», sagt Markus Friedli. Seine Frau ergänzt: «Und allein gehts schon gar nicht. Wenn, dann müsste ein Partner mitziehen.» Sie muss es wissen, arbeitet und lebt sie doch mit ihrem Markus seit 30 Jahren unter einem Dach.