Baden
In dieser Ausstellung fühlt man sich wie im Film

Wie die Limmatstadt Kinogeschichte schrieb: Die Ausstellung «Kosmos Kino» im Historischen Museum Baden.

Ursula Burgherr
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Kuratorin Rahel Grunder und Ausstellungsgestalter Dan Jakob vor dem berühmten Schriftzug der Hollywood Hills.Mario Heller

Kuratorin Rahel Grunder und Ausstellungsgestalter Dan Jakob vor dem berühmten Schriftzug der Hollywood Hills.Mario Heller

Mario Heller

Die neue Sonderausstellung «Kosmos Kino» im Historischen Museum erzählt die Kinogeschichte von ihren Anfängen bis heute. Der rote Faden auf der Erlebnisreise durch die verschiedenen Epochen ist die Stadt Baden, die punkto cineastischer Entwicklung in der Schweiz stets eine Vorreiterrolle hatte. Die Familie Sterk gehört zu einer der ältesten einheimischen Kinodynastien. Und mit dem Animationsfilmfestival Fantoche hat sich Baden auch international einen Namen gemacht.

Die Zeitreise beginnt Ende des 19. Jahrhunderts mit den ersten Wanderkinos und endet mit Fotoimpressionen aus dem heutigen «Royal» und den neusten technischen Technik-Gadgets fürs Heimkinovergnügen. Der Besucher durchschreitet sieben szenisch inszenierte Räume, die mit Requisiten, kuscheligen Kinosesseln, Ausstattungsobjekten, Plakaten, Fotos sowie verschiedenen Hörstationen zum Verweilen einladen und das eigene Kopfkino in Gang setzen. Bewegte Bilder auf der Leinwand gibt es dann am Schluss: Im hauseigenen Kino des historischen Museums wird eine Auswahl an Stumm- und Dokumentarfilmraritäten präsentiert. Zudem kann man sich im Kostümfundus neu einkleiden und vor einer Fotowand mit dem berühmten Schriftzug auf den Hollywood-Hills ablichten lassen.

Adolf Prosicky hatte es nicht leicht, als er 1910 auf dem Platz des Historischen Museums das erste sesshafte Badener Kino Kosmos eröffnete. Argwöhnisch wurde sein Treiben beobachtet. Die Polizei war bei jeder Vorstellung zugegen, um zu gewährleisten, dass die guten Sitten nicht mit anstössigen Bildern verletzt würden. Die Uniform mit der Aufschrift «Sittenpolizei» ist in der Ausstellung zu sehen. Ein Programmausdruck von damals zeigt, dass ein Eintrittsticket 40 bis 80 Rappen kostete. Dann ein Bild von Sarah Bernhardt, der damals ultimativen Leinwandgöttin. Sie spielte die Hauptrolle im ersten Film des 1913 eröffneten Lichtspielhauses Radium (heutiges «Royal»). Betreiberin war eine andere Femme fatale: Marie Antoine aus Paris. Wie ihrem Vorgänger kamen ihr die Behörden in die Quere. Ein Zeitsprung: 1928 eröffnete die Kinodynastie Sterk in Baden eines der damals modernsten Stadtkinos in der Schweiz, das heute noch an der Bahnhofstrasse steht. So geht die Geschichte weiter über die Hochblüte des Kinos, die wegen des Fernsehens ein Ende fand, bis hin zum Bau von hochmodernen Multiplexkinos wie dem Trafo. Süffisant sind die erotischen Plakate hinter einem schwarzen Vorhang, die von der Lockerung früherer Moralvorstellungen zeugen. Ein Hörspiel mit Hansrudolf Twerenbold in der Hauptrolle lässt die verschiedenen Etappen Revue passieren. Wer mit Kuratorin Rahel Grunder spricht, spürt, wie viel Leidenschaft sie in ihre erste Ausstellung «Kosmos Kino» gesteckt hat (in Zusammenarbeit mit Dominik Sauerländer, Dan Jakob und Hanspeter Dold). Die Drehbuchautorin und Regisseurin ist in Zürich aufgewachsen und lebt teilweise in Hollywood.

Die Sonderausstellung «Kosmos Kino» im Historischen Museum Baden findet noch bis zum 25. Februar 2018 statt. Weitere Infos: www.museum.baden.ch