Jahresrechnung
Ehemaliger Spitzenreiter bei Sozialhilfe-Kosten – jetzt macht Spreitenbach ein Plus von 16 Millionen Franken

Zum dritten Mal in Folge verzeichnet das 12’000-Einwohner-Dorf Spreitenbach einen satten Überschuss. Aus mehreren Gründen. Wird nun eine weitere Steuersenkung zum Thema?

Claudia Laube Jetzt kommentieren
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Die Wolken lichten sich über Spreitenbachs Finanzhimmel schon länger.

Die Wolken lichten sich über Spreitenbachs Finanzhimmel schon länger.

Archivbild: Severin Bigler

Spreitenbach blickt nach 2020 und 2021 erneut auf ein erfolgreiches Finanzjahr zurück: Die Gemeinde verkündet einen Überschuss von 15,8 Millionen Franken. Davon sind jedoch 5,8 Millionen der vom Kanton geforderten Neubewertung der gemeindeeigenen Liegenschaften geschuldet. 2021 lag der Überschuss bei 9,7 Millionen, ein Jahr zuvor bei 7 Millionen Franken.

Jedes Mal wurde deutlich vorsichtiger budgetiert, 2021 sogar mit einem leichten Minus. Angesichts dessen erscheint der Voranschlag für 2022 schon fast selbstbewusst: Die Gemeinde prognostizierte einen Ertragsüberschuss von 1,4 Millionen Franken. Auch das wurde deutlich übertroffen. Grossen Anteil am «äusserst erfolgreichen Abschluss», wie die Gemeinde in einer Mitteilung schreibt, haben Mehreinnahmen bei den Aktien- und Sondersteuern von insgesamt rund sechs Millionen Franken.

Zudem können anstelle der budgetierten Einnahmen von 200’000 Franken bei den Nach- und Strafsteuern 1,3 Millionen Franken ausgewiesen werden. Diese Differenz sei auf einen durch den Kanton Aargau noch abzuhandelnden Fall zurückzuführen, der bereits gebucht werden musste, wie es in der Mitteilung weiter heisst.

Auch der Verkauf einer Strasse an Zweifel Pomy-Chips spülte Geld in die Gemeindekasse, insgesamt 1,46 Millionen Franken. Das Unternehmen produziert seine Chips in Spreitenbach und benötigte für einen Ausbau Land von der Gemeinde (die AZ berichtete). Obwohl die Zweifelstrasse inzwischen den Namen des Unternehmens trägt, gehörte der grösste Teil davon bis 2022 der Gemeinde.

Finanzausgleich: Betrag sinkt

Ausserdem sanken beim ehemaligen Spitzenreiter in der Sozialhilfequoten-Rangliste im Aargau erneut die Ausgaben bei den Sozialkosten. Hier gab die Gemeinde 700’000 Franken weniger als budgetiert aus. Ausserdem profitierte die Gemeinde im vergangenen Jahr von einer 300’000 Franken höheren Finanzausgleichzahlung, erhielt also 5,3 Millionen Franken.

Dieser Betrag wird aber jedes Jahr weniger: 2023 bekommt Spreitenbach voraussichtlich 4,1 Millionen Franken, gehört damit aber immer noch zu den grössten Empfängern im Kanton.

Doch auch Spreitenbach musste grössere Ausgaben als prognostiziert verzeichnen. Unter anderem 630’000 Franken Mehrkosten beim Regionalverkehr sowie 410’000 Franken mehr bei der Fürsorge. Die Nettoinvestitionen betrugen 7,5 Millionen Franken.

Bereits 2021 und 2022 konnten Spreitenbachs rund 12’000 Einwohnerinnen und Einwohner von einem tieferen Steuerfuss profitieren, der innert zwei Jahren von 108 auf 100 Prozent sank. Könnte nach diesem erfolgreichen Abschluss für 2024 wiederum eine Steuerfusssenkung ins Auge gefasst werden?

«Der Steuerfuss ist grundsätzlich immer ein Thema», sagt dazu Gemeindeammann Markus Mötteli (Mitte). Diese Frage könne aber erst mit dem nächsten Budget beantwortet werden. Für das laufende Jahr wurde trotz ebenfalls ausgezeichnetem Rechnungsabschluss 2021 darauf verzichtet.

Es dürfe auch nicht vergessen werden, «dass wir immer noch stark investieren müssen», sagt Mötteli. So ist gerade ein neues Gemeindehaus im Bau und das jetzige Gemeindehaus soll dereinst in ein Schulhaus umgebaut werden.

In der Mitteilung erinnerte die Gemeinde auch daran, zu berücksichtigen, dass es sich bei den Einnahmen aus dem Finanzausgleich, der Aufwertungsreserve und der Aufwertung der Liegenschaften um Beträge handelt, die in den nächsten Jahren entweder sinken oder ganz wegfallen werden. Der jetzige Überschuss werde als Zugang im Eigenkapital verbucht.

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