Baden
Japanerinnen fahren auf das Kindermuseum ab

90 Studentinnen und ein Professor aus Fernost besuchen das Kindermuseum in Baden und entdecken alte Spielzeuge, die es in Japan kaum gibt.

Ursula Burgherr
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Roger, Sonja und Marcel Kaysel (v
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Die japanischen Studentinnen singen zum Dank ein Lied - Roger Kaysel ist gerührt(2)
Japaner im Museum
Roger, Sonja und Marcel Kaysel (v
Die japanischen Studentinnen singen zum Dank ein Lied - Roger Kaysel ist gerührt
Roger, Sonja und Marcel Kaysel (v
Die angehenden Lehrerinnen und Kindergärtnerinnen aus Japan genossen ihren Besuch im Kindermuseum Baden

Roger, Sonja und Marcel Kaysel (v

Seit 18 Jahren erhält das Schweizer Kindermuseum in Baden regelmässig Besuch von Hunderten angehender Lehrerinnen und Kindergärtnerinnen aus Japan. Die letzte Gruppe in diesem Jahr mit 90 Studentinnen aus Matsudo (nordöstlich von Tokio) interessierte sich vor allem für die Methodik von Pestalozzi, Fröbel und Montessori, welche die Philosophie des Kindermuseums Baden prägen und auch in Japan ein Begriff für pädagogische Ideale sind.

Altes Spielzeug entdecken

Es ging zu wie in einem Bienenhaus. Überall in den Räumen am Ländliweg 7 tummelten sich junge Damen, die das Kinderspielzeug aus drei Jahrhunderten bestaunten und ausprobierten. Manaka und Natsumi gefielen vor allem die alten Spielsachen aus Holz, die es in Japan kaum gibt. «Ein Museum mit einer solchen Vielfalt existiert bei uns nicht», waren sich beide einig. Mayumi Loser, die in der Schweiz lebte, übersetzte die Fragen der Studentinnen.

Altes Spielzeug ist oft ganz einfach konstruiert und es geht vor allem darum, dass die kindlichen Hände selber etwas ausprobieren können. Das regt die Fantasie an. Verkümmert diese nicht bei all den modernen Plastiksachen und virtuellen Angeboten, die auf Knopfdruck funktionieren? Museumsleiter Roger Kaysel dazu: «Was wir in unseren Wochenendworkshops immer wieder feststellen: Der Nachwuchs verliert durch das blosse Herumdrücken auf Knöpfen immer mehr an Fingerfertigkeit.» Es ist die Kunst der angehenden Pädagoginnen, trotz des gerade in Japan existierenden Hightech-Angebots, Selbsterfahrungen und Fantasie der Kinder zu fördern.

«Ihre und unsere Aufgabe wird sein, dem Nachwuchs nebst der virtuellen Welt auch noch das Einfache und Fassbare zugänglich zu machen. Einen goldenen Mittelweg zu finden ist gar nicht so einfach», meinte Marcel Kaysel. Bevor Professor Shibayama zum Aufbruch mahnte (die nächste Station war das Pestalozzi-Museum Yverdon), stellten sich die Studentinnen blitzschnell in Reih und Glied auf und sangen als Dank für den herzlichen Empfang in Baden ein Lied – vor der gerührten Familie Kaysel. Dann gab es noch ein Fotoshooting als Erinnerung, bevor die Schar junger Japanerinnen fröhlich winkend von dannen zog.