Baden
Jetzt ist es definitiv: Das «Trotamundos» schliesst seine Tore

Betreiber und Besitzer können sich nicht auf darauf einigen, das "Troti" rauchfrei zu halten. Nun muss der Verein Trotamundos das Lokal Ende Juni schliessen. Kulturschaffende der Stadt sind enttäuscht.

Stefanie Garcia Lainez
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Seit sieben Jahren bietet die Weltenbummler-Bar auch eine Plattform für lokale und unbekannte Künstler. Die Bar Trotamundos am Hahnrainweg in Baden, fotografiert am 23. Mai 2017.
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Die Dachterrasse lädt zum Verweilen ein.
HIer darf auch geraucht werden.
Das Trotamundos muss schliessen
Bernd Reichert, der Besitzer der Liegenschaft, verspricht aber, dass er das Lokal weiterhin zur Verfügung stellt. Bernd Reichert, der Besitzer und Vermieter der Liegenschaft sitzt vor der Bar Trotamundos am Hahnrainweg in Baden, fotografiert am 23. Mai 2017.

Seit sieben Jahren bietet die Weltenbummler-Bar auch eine Plattform für lokale und unbekannte Künstler. Die Bar Trotamundos am Hahnrainweg in Baden, fotografiert am 23. Mai 2017.

SEVERIN BIGLER

Es sind düstere Tage für die Badener Kulturszene. Zuerst wird bekannt, dass das ehemalige Kino Royal per Ende Jahr in ein Baustellenbüro umfunktioniert wird. Nun steht fest, dass auch das Vereinslokal Trotamundos per Ende Juni seine Tore schliessen muss.

Das schreiben der Verein und der Besitzer der Liegenschaft in einer gemeinsamen Mitteilung. Der Verein hätte das «Troti» am Hahnrainweg 13 gerne wie bisher weitergeführt – als Raucherlokal. «Für den Besitzer der Liegenschaft, Bernd Reichert, war es aber wichtig, dass das Gebäude in Zukunft rauchfrei betrieben wird», heisst es im Schreiben.

Ein Blick zurück: Seit 2010 existiert die Weltenbummler-Bar im Kriesi-Areal. Für zehn Franken kann man Mitglied auf Lebzeiten werden.

Das Vereinslokal ist nicht nur eine Bar, wo man zwar Bier, aber keinen harten Alkohol trinken kann, sondern bietet auch lokalen, weniger bekannten Musikern und Künstlern eine Plattform.

Im vergangenen Sommer wurde das «Trotamundos» renoviert, um eine Bewilligung zur dauerhaften Nutzung des Gebäudes zu erhalten. Anfang dieses Jahres schrieb der Verein aber auf Facebook, dass Bernd Reichert schriftlich gekündigt habe und dass Versuche, das persönliche Gespräch mit ihm zu finden, bisher erfolglos blieben.

In der Zwischenzeit fand ein Treffen statt. Doch der Verein und der Besitzer wurden sich nicht einig. Gemeinsam beschlossen sie, getrennte Wege zu gehen.

«Raucher in der Gasse zu laut»

Das «Trotamundos» in ein rauchfreies Lokal umzuwandeln, sei ohne Raucherraum nicht einfach, sagt Präsidentin Marita Sutter: «Es ist nicht damit getan, einfach die Aschenbecher wegzunehmen.» Der Verein müsste das ganze Konzept ändern und mit einer Werbekampagne die Gäste darauf aufmerksam machen.

Zwar können die Raucher auf die Dachterrasse ausweichen, unter der Woche aber nur bis 22 Uhr, am Wochenende bis 24 Uhr. Die Raucher vor die Tür zu schicken, gehe nicht, so Sutter. «Wir probierten dies einen Monat lang aus. Aber da es in der Gasse stark hallt, war es für die Nachbarn zu laut.»

Bernd Reichert akzeptiert dieses Argument nicht. «Es war mir schon immer ein Anliegen, dass das ‹Trotamundos› rauchfrei wird.» Dafür müsse es doch eine Lösung geben, ist er überzeugt.

«Das Kriesi-Areal entwickelte sich in den vergangenen Jahren von einem Abbruchprojekt zu einem kleinen Bijou», sagt Reichert, der die Räume unentgeltlich zur Verfügung stellt. Als Raucherlokal passe das «Trotamundos» deshalb nicht mehr in die Landschaft. «Ich finde es schade, dass der Verein diesen Wandel nicht mitmachen will.»

Das «Troti» als «Kreativ-Insel»

Kulturschaffende bedauern die Schliessung des Vereinslokals. «Das ‹Trotamundos› galt für mich immer als eine der wichtigsten Experimentierplattformen für Alternativ- und Nachwuchskultur in Baden», sagt Andi Hofmann, Filmemacher und Mitinitiant des «Royal».

Solche Freiräume wirkten wie kulturelle Treibhäuser und förderten die städtische Kulturszene. «Ohne solche ‹Kreativ-Inseln› wie das ‹Troti› oder das ‹Royal› ergraut die Stadt Baden immer stärker.»

Originalität sterbe in Baden aus wie einst die Fische im Rhein, sagt auch die Theaterfrau Stella Palino. «Es ist schon bedenklich, ja traurig, wohin sich diese Stadt entwickelt.»

Die Schliessung des «Trotamundos» sei bedauernswert, sagt Kulturvorsteher Patrick Nöthiger. «Der kleine Wohnzimmer-Club hat sich in den vergangenen sieben Jahren als einzigartiges Nischenprodukt in der Badener Kulturszene etabliert.»

Doch der Wandel sei beinahe Programm in der Kulturlandschaft – nicht nur das Kommen, auch das Gehen gehöre dazu und dynamisiere. «Jetzt ist die Zeit da für einen hoffentlich nächsten Schritt», so Nöthiger.

Liegenschaftsbesitzer Bernd Reichert entwarnt: «Das Lokal verschwindet nicht. Ich verspreche, dass es weiterhin der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wird – unter neuem Namen, mit neuen Trägerschaften und mit neuen Konzepten.»

Es soll weiterhin ein Treffpunkt für die Kleinkunstszene sein. «Und wenn möglich nicht nur ein junges, sondern auch ein etwas älteres Publikum anziehen, das möglicherweise wegen des Rauchs weggeblieben ist.»

Mit mit einem grossen Fest, Musik auf der Dachterrasse und Open Grill verabschiedet sich der Verein Trotamundos nun am Freitag, 30. Juni, von seinen Gästen. Marita Sutter: «Wir hoffen, dass das Lokal weiterhin eine Nische für die Kleinkunstszene mit Wohnzimmer-Atmosphäre bleibt.»