Aus Trotz gegen die SVP kam sie in die Politik. Jolanda Oberle blickt zufrieden auf die Nationalratswahlen zurück: Die Jungen Grünen sind die erfolgreichste Jungpartei im Aargau und holten 24326 Stimmen.
Nun tritt die 24-jährige Fullerin als Parteipräsidentin ab und will den Jüngeren Platz machen. Oberle erzählt von Quotenmännern, kultigen Passfotos und Geri Müller.
Jolanda Oberle, ich gratuliere Ihnen!
Jolanda Oberle: Oh, danke, Sie sprechen wohl den Erfolg der Jungen Grünen bei den Nationalratswahlen an. Ich bin sehr zufrieden.
Genau. Die Jungen Grünen Aargau haben von allen Jungparteien am besten abgeschnitten. Wie kommt das?
Die Jungen wählen eher links und eher extreme Pole. Sie sind auch idealistischer. Und wir haben mit unserer fast schon kultigen Passfoto-Serie eine wirklich schöne Wahlbeilage gemacht. Das hat sicher viele Junge angesprochen.
Reicht das denn schon?
Wir sprechen die Probleme der Jungen an und machen eine zielorientierte Politik. Wir setzen uns ein für eine konsequente Gleichstellung in allen Bereichen. Für die Unterstützung von Familien, Kinderkrippen, Vaterschaftsurlaub und mehr Mutterschaftsurlaub.
Die Jungen Grünen hatten eine Liste mit 14 Frauen und einem Quotenmann.
Genau. Das hat auch bei uns einige Diskussionen gegeben. Aber es war schön, wie uns die Männer unterstützt haben. Wir wollten damit zeigen, dass auch junge Frauen Politik machen können und sollen.
Ist nach diesem Wahlerfolg bereits neuer Aufschwung spürbar?
Wir haben im Aargau über 60 Mitglieder. Die Tendenz ist wöchentlich steigend. Das spürten wir schon kurz vor und besonders jetzt nach den Wahlen.
Wie kamen Sie überhaupt in die Politik?
Ich wollte etwas gegen die zunehmende Stärke der SVP tun. Das war vor den Nationalratswahlen 2007. Man darf sich nicht nur immer über die Politik der anderen aufregen, man muss selber etwas machen.
Gegen die SVP heisst für die Grünen?
Nein, so einfach ist das natürlich nicht. Ich habe mich zuerst für die Juso interessiert. Ihr politischer Stil hat mir aber nicht so zugesagt. Und die einzige andere Partei, welche infrage kommt, sind die Jungen Grünen. Dort wurde ich schnell aktiv.
Wie ist die Beziehung der «jungen» zu den «alten» Grünen?
Die Zusammenarbeit ist sehr gut. Es gibt Förderungs- und Mentoringprogramme. Die Grünen geben uns ihr Know-how weiter, unterstützen uns finanziell und pushen uns. Das schätze ich sehr. Unsere Vorstandssitzungen finden oft in Geri Müllers Büro in Baden statt.
Sie sind seit zwei Jahren Präsidentin der Jungen Grünen Aargau. Was lernt man als Jungpolitikerin?
Gerade im Wahlkampf muss man argumentieren können, oder die Argumente der Gegner auseinander nehmen. Man darf die Leute aber nicht persönlich angreifen sondern muss auf der Sachebene bleiben. Und da wir noch jung sind, kann man sich auch einmal einen Patzer erlauben. Gut ist, wenn man auf die Strasse geht und direkt mit den Leuten redet. Man lernt auch, Parteisitzungen zu organisieren. Ich habe viel profitiert von dieser Zeit. Ich habe jetzt aber meinen Rücktritt gegeben.
Warum denn?
Die Zeit vor den Wahlen war sehr intensiv. Ich habe viel gelernt und mich gerne engagiert. Aber es hat viel Zeit gekostet. Ich muss mich wieder um mein Medizinstudium kümmern. Und ich will Platz machen für die nächste Generation. Damit sie für die Nationalratswahlen 2015 bereit sind. So wie auch ich es war. Aber ich bleibe natürlich in der Partei.
Wie geht es mit den Jungen Grünen weiter?
Wir möchten weiter Mitglieder gewinnen und versuchen junge Leute zu mobilisieren und für grüne Themen zu sensibilisieren. Die Abstimmung über den Schulhausplatz Baden steht an und die Grossratswahlen. Wir wollen für diese Wahlen in allen Bezirken Junge Grüne auf den Listen.