Neuenhof
Jugendliche entsorgen Sperrgut - und Vorurteile

Abschlussklassen holen Sperrgut bei Rentnern ab und bieten Kaffee und Kuchen an. Das Ziel: Die Jugend tut etwas Gutes für die ältere Generation und bereitet sich für den bevorstehenden Berufsalltag sowie den Umgang mit Erwachsenen vor.

Din Badara Ndiaye
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Jugendliche hängen rum und saufen Bier. Dieses Vorurteil ist oft zu hören. Doch nicht alle verfallen dem Klischee: Zwei Abschlussklassen haben sich dem Projekt «Sperrgutholtage» gewidmet und Sperrgut gesammelt. Der Plan: Senioren mit Jahrgang 1942 und älter melden ihr Sperrgut an und die Jugendlichen holen es direkt zu Hause ab - gratis.
Das Ziel: Die Jugend tut etwas Gutes für die ältere Generation und bereitet sich für den bevorstehenden Berufsalltag sowie den Umgang mit Erwachsenen vor. «Es geht darum, die Bedürfnisse zweier Gruppen zusammenzuführen», erklärt der soziokulturelle Animator Heinz Rosenast. «Wir wollen intergenerative Arbeit und Nachhaltigkeit fördern», sagt er. Ebenso sollen auch Vorurteile zwischen den Generationen abgebaut werden. Gemeinsam mit seiner Kollegin Tanja Peters hat er das dreitägige Projekt geführt.
Aktion begeistert Senioren
Mehrere Projekte wurden den Realabschlussklassen 4a und 4b vorgestellt. Zusammen mit den Lehrern haben sich die 20 Jugendlichen für die Sperrgutholtage entschieden. «Ich finde das klasse», schwärmt Heidi Witzig. Die 78-jährige Rentnerin hätte ihr altes Grammofon sonst nur mühevoll entsorgen können. Dass Schüler ihr unter die Arme gegriffen haben, begrüsst sie sehr. «Das Projekt sollte wieder stattfinden», ergänzt sie.
Heidi Witzig hat sich nicht nur über die Abholaktion gefreut, sondern auch über die «Café Stube». Diese befand sich im alten Spycher, im Dorfkern, und wurde von Mädchen der Abschlussklassen geführt.
Alle älteren Personen, die sich für die Sperrgutholtage angemeldet hatten, erhielten Gutscheine für Kaffee und Kuchen. «Bisher ist sonst niemand gekommen», bedauert Tanja Peters. In Zukunft müsse man einen zentraleren Standort für das Café wählen.
Über 1,3 Tonnen Sperrgut entsorgt
Die Terminliste der Räumungsequipe war voll: Insgesamt 31 Abholtermine waren von Dienstag bis Donnerstag vorgesehen. Von der Poststrasse eilten sie zur Limmatstrasse. Dort wartete bereits die nächste Frau, die ihr Sperrgut loswerden wollte - zwei Koffer und ein Eimer. «Über 1,3 Tonnen Sperrgut haben wir zusammengetragen», so Rosenast.
Die Crew war mit einem von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Kleintransporter unterwegs. «Wir sind der Gemeinde Neuenhof für die Unterstützung sehr dankbar», so Rosenast. «Für die Schüler ist die praktische Arbeit eine willkommene Abwechslung zum sonst eher kopflastigen Schulalltag», sagt Realschullehrer Reto Geissmann. Man wolle den Schülern eine möglichst sinnvolle Beschäftigung geben. Denn: «Kurz vor dem Schulabschluss sind sie nicht mehr so motiviert», ergänzt er.