Der 1. Jugendliteraturtag in der Badener Stanzerei soll bei 11- bis 16-Jährigen Lust aufs Lesen machen. In einem Workshop haben Jugendliche etwa 180 Sekunden Zeit, um sich eine Kurzgeschichte auszudenken.
Am Samstag findet in der Stanzerei der erste Jugendliteraturtag mit Workshops, Lesung und einem Spoken-Word-Konzert statt. Zielpublikum der Veranstaltung sind 11- bis 16-Jährige. Eine Altersgruppe, für die bisher kaum Events ausgerichtet wurden, um ihren Lesehunger anzuregen. «Das wäre aber enorm wichtig. Denn gerade bei Halbwüchsigen knickt das Leseverhalten oft ein und kommt nicht mehr wieder», sagt Denise Strässle, die Deutsch an einem Langzeitgymnasium unterrichtet.
Zusammen mit Karin Dehmer hob sie deshalb den Jugendliteraturtag aus der Taufe – ein Experiment, das bei Erfolg fortgesetzt werden soll. Im Zentrum stehen zwei 1-stündige Workshops, die jeweils zweimal stattfinden, damit sie von den Jugendlichen alternierend besucht werden können. Workshop 1 beruht auf dem bekannten Spiel «Icon Poet».
Aufgrund von fünf Icons auf Würfeln und einem vorgegebenen Szenarium haben die Teilnehmenden 180 Sekunden Zeit, sich spontan eine Kurzgeschichte auszudenken. Im Workshop 2 zeigt die bekannte deutsche Lyrikerin Juliane Blech, wie man raffiniert und lustvoll mit Worten jongliert und witzige Reime kreieren kann.
Beide Kurse regen spielerisch den Zugang zur Sprache an und inspirieren, eigene Geschichten zu erfinden. Nach dem aktiven Teil können die Anwesenden dann genüsslich zurücklehnen und einer der zurzeit besten deutschsprachigen Jugendbuchautorinnen lauschen. Alice Gabathuler, Trägerin des Friedrich-Glauser-Preises 2014, liest Sequenzen aus ihrem Erfolgs-Thriller «Blue blue eyes».
Zur Abrundung gibt es Musik und Texte von Spoken-Word-Artist Michael Stauffer und Pianist Hans-Peter Pfammatter. Stauffer macht Hörspiele, Lyrik und Theaterstücke und ist zusammen mit Pedro Lenz und vielen anderen Wort-Virtuosen Mitglied des Ensembles «Bern ist überall».
Während des ganzen Jungendliteraturtages ist die Buchhandlung Librium mit einem Büchertisch zugegen, an der Bar gibt es Getränke und Snacks. Der weitverbreiteten Meinung, dass Teenager immer weniger Bücher lesen, widerspricht Strässle. «Ich erlebe das ganz anders. Meine Schüler lesen wie verrückt und sind ganz wild auf epische, amerikanische Fantasy-Romane», sagt die Ennetbadenerin und fügt hinzu: «Besonders beliebt sind Figuren, die in vertrackten Situationen ums Überleben kämpfen müssen und sich durch Kampfgeist und Intelligenz von der Masse abheben.» E-Books seien zwar im Kommen, würden aber – soweit das ihr Umfeld anbetreffe – dem gebundenen Buch noch nicht den Rang ablaufen, so Strässle.
Jugendliteraturtag in der Stanzerei 28. Februar 2015, 11 bis 16.30 Uhr (Workshops jeweils 11.30 und 13.30 Uhr, keine Voranmeldung nötig). Der Eintritt von 8 Franken berechtigt zum Besuch aller Events.