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Der Schuhhändler verschwindet aus Bad Zurzach und Baden. Die Karl-Vögele-Gruppe leidet seit längerem unter sinkenden Umsätzen. Wieso die Standortförderer dies auch als Chance sehen.
Nach dem im Oktober angekündigten Kahlschlag steht jetzt fest: Zwei Filialen von Vögele Shoes in den Regionen Baden und Zurzibiet schliessen. Am 13.Dezember geht der Laden an der Badstrasse in Baden zu, am 19. Dezember folgt auch die einzige Filiale im Zurzibiet in Bad Zurzach. Vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass der Schuhhändler Karl Vögele AG 60 von seinen 160 Filialen schliesst. Ende Januar 2021 macht auch der Discounter-Shop Bingo in Döttingen zu.
«In der Tat sieht sich Vögele Shoes im Falle von Bad Zurzach zur Schliessung seiner Filiale gezwungen», bestätigt Max Bertschinger, CEO der Karl Vögele AG. Diese sei leider, auch wegen der Coronapandemie, nicht mehr rentabel betreibbar. Die Discountkette Bingo Shoes werde sukzessive eingestellt, wie bereits früher kommuniziert, weil sie nicht mehr in die Gesamtstrategie der Mutterfirma, der CCC-Gruppe, passe. «In Baden ist der Fall anders gelagert», so der Unternehmenschef weiter. «Dort plant der Besitzer eine Umnutzung der Ladenfläche.»
In Baden sind sechs Mitarbeitende von der Schliessung betroffen. «Vier Mitarbeitenden konnten wir bereits eine Anstellung in einer anderen Filiale anbieten, zwei Personen werden sich auf eigenen Wunsch neu orientieren», sagt CEO Max Bertschinger. «In Bad Zurzach haben wir beiden Mitarbeitenden ebenfalls eine alternative Stelle in einer anderen Filiale angeboten.»
Die drei restlichen Filialen von Vögele Shoes im Bezirk Baden in der Wettinger Center Passage, im Shoppi Tivoli in Spreitenbach und in der Stadt Mellingen bleiben offen.
Wer an der Badener Badstrasse auf Vögele Shoes folgt, ist noch unklar. Die Liegenschaft gehört einer Tochtergesellschaft des Zürcher Versicherungskonzerns Swiss Life. «Der Nachmieter für die Badstrasse 14 in Baden ist noch nicht bekannt», sagt Mediensprecherin Tatjana Stamm. «Die Fläche ist vielfältig nutzbar, auch Zwischennutzungen sind möglich. Wir führen derzeit Gespräche mit Interessenten.»
Für die Filiale in Bad Zurzach wird ebenfalls noch nach einem Nachmieter gesucht. Auf 724 Quadratmetern im Erdgeschoss des Zurzi-Parks werden noch etwas länger als einen Monat Schuhe verkauft.
Dass Vögele Shoes aus dem Zurzibiet verschwindet, bedauert Peter Andres, der seit diesem Jahr für Standortförderer der Region Zurzibiet ist. «Das bedeutet erneut Ladenfläche, die frei wird», sagt er. Es seien zurzeit keine leichten Zeiten für das Gewerbe. «Womöglich hat die Nähe zur Grenze noch eine Rolle gespielt», vermutet Peter Andres, der dem Wegzug von Vögele Shoes trotz allem auch etwas Positives abgewinnt. «Es kann eine Chance sein, dass auf den beliebten Laden wiederum etwas Gutes folgt.»
Etwas entspannter beurteilt der Badener Standortförderer Thomas Lütolf das Aus von Vögele Shoes. «Der Ladenmix der Stadt wird nicht wesentlich darunter leiden», sagt er. An der Badstrasse befinden sich mit Bata, Tiefenbacher, Ochsner Sport und Dosenbach noch vier weitere Schuhläden. Aktuell würden sechs Läden in der Innenstadt leer stehen. «Das sind drei Prozent aller Läden», so Lütolf. «Ausserdem wird die Bekleidungsindustrie in Zukunft in den Innenstädten nicht mehr die gleich grosse Rolle spielen wie früher.» So seien früher insbesondere an der Badstrasse grosse Kleider- und Schuhketten stark vertreten gewesen. «Sie konnten sich die Mietpreise leisten. Im Gegensatz zu kleinen, regionalen Detaillisten.»
Unterdessen seien die Ladenmietpreise in den Erdgeschossen unter Druck geraten. «Kleinere Läden oder Nischenanbieter finden wieder ihren Weg zurück in die Innenstadt», sagt Lütolf. Er nennt das Beispiel von Changemaker, der seit zwei Jahren an der Badstrasse nachhaltig und fair produzierte Produkte verkauft. «Das war ein Glücksfall für die Stadt», so der Standortförderer. Ein weiteres Beispiel befindet sich ein paar hundert Meter an der Bahnhofstrasse. Dort verkauft seit diesem Frühjahr der Aarauer Familienbetrieb Hoerbar unter anderem Hörgeräte.
Die Karl-Vögele-Gruppe, die seit Juni 2018 mehrheitlich zur polnischen CCC Group gehört, leidet seit längerem unter sinkenden Umsätzen. Die Konkurrenz von Onlinehändlern wie Zalando ist gross. Und in diesem Jahr macht die Coronapandemie dem zweitgrössten Schuhhändler der Schweiz zusätzlich schwer zu schaffen. «Die Schliessung von Filialen ist ein strategischer Entscheid und hat auch damit zu tun, dass sich die Karl Vögele AG von einigen klassischen Vertriebskanälen verabschieden muss», sagte CEO Max Bertschinger gegenüber dem Newsportal Watson im Oktober. «Zudem haben sich die Umsätze nicht wunschgemäss entwickelt, weshalb gewisse Filialen nicht mehr rentabel weiterbetrieben werden können.»