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Der städtische Gewerbeverein «City Com» fordert, dass die Läden in Baden auch am Sonntag offen haben dürfen. Kirche und Gewerkschaftsvertreter wehren sich dagegen.
Die Badener Gewerbe- und Detaillisten-Vereinigung «City Com» fordert mehr Freiheiten für Ladenbesitzer bei den Öffnungszeiten. In Zukunft sollen Geschäfte in der Innenstadt auch am Sonntag von 11 bis 17 Uhr offen haben dürfen.
Florian Vock (SP), Grossrat und Präsident des Aargauischen Gewerkschaftsbundes, kann diesem Vorschlag nichts Positives abgewinnen.
Er kritisiert: «Die Arbeitsbedingungen im Detailhandel sind jetzt schon prekär: Tiefe Löhne, lange Arbeitstage und Wochenendeinsätze am Samstag, im Dezember auch am Sonntag, sind die harte Realität.» Der Sonntag sei noch der letzte Tag, den Angestellte fix für ihre Freunde und Familien einplanen könnten.
Auch aus ökonomischer Sicht machten Sonntagsöffnungszeiten keinen Sinn, ist Vock überzeugt. «Die Umsätze würden insgesamt nicht steigen, sondern sich auf mehr Tage als zuvor verteilen», sagt der Gewerkschafter.
Insbesondere die kleinen Geschäfte würden unnötig unter Druck geraten, denn längere Öffnungszeiten bedeuteten auch mehr Personalaufwand. «Zwar hätten Läden theoretisch die Freiheit, am Sonntag zu schliessen. Aber sie müssten dem Druck schnell nachgeben, der entsteht, weil grosse Ketten wie H&M Sonntagsarbeit organisatorisch und finanziell stemmen könnten.»
Gegner der Sonntagsverkäufe ist auch der katholische Badener Pfarrer Josef Stübi. «Das sogenannte Tanzverbot an Feiertagen ist in Baden bereits gefallen. Jetzt wird der Sonntag – für sehr viele nach wie vor ein wichtiger Tag der Zäsur im Rhythmus des Alltages – ebenfalls ins Visier genommen.
Ob man hier in Baden den Bogen nicht zu überspannen beginnt?», fragt Stübi rhetorisch und ergänzt: Als Stadtpfarrer und damit als ein Vertreter der christlichen Religion stehe er einem solchen Begehren selbstverständlich ablehnend gegenüber. «Für religiös praktizierende Christinnen und Christen war und ist der Sonntag ein besonderer Tag.»
Es sei ein Tag, an dem man sich und anderen Ruhe und Erholung gönnen soll – wohltuende Unterbrechung des geschäftigen Lebens während der Woche auch für Leute, die dem Sonntag wenig religiöse Bedeutung beimessen.
Die Möglichkeiten, die es in Baden für Sonntagseinkäufe jetzt schon gebe und ab August durch die Läden in der der Schulhausplatz-Unterführung ergänzt würden, reichten aus, sagt der Stadtpfarrer.
Damit Sonntagsverkäufe rechtlich möglich werden, verlangt die Vereinigung «City Com» von der Politik die Schaffung einer Tourismuszone. Der Regierungsrat, beziehungsweise das Departement des Innern hätten dann die Möglichkeit, über deren Genehmigung zu entscheiden: Die Regierung vollziehe das Arbeitsgesetz und dürfe somit beurteilen, ob ein Fremdenverkehrsgebiet vorliege, das generelle Sonntagsöffnungszeiten erlaube.
Aus Sicht von «City Com» steht ausser Frage, dass Baden mit dem neuen Thermalbad als Tourismusstandort stark an Bedeutung gewinnen wird. Es dürfe nicht sein, dass die Badegäste am Wochenende auf geschlossene Läden treffen.
Hinzu komme, dass sich der Konkurrenzkampf mit Shoppingcentern, Bahnhofsarealen und Autobahnraststätten zuspitze, die ihre Öffnungszeiten seit Jahren kontinuierlich erweitern.