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Die Brockenstube des Gemeinnützigen Frauenvereins Baden feiert ihr 100-Jahr-Jubiläum. Der Verein tut viel dafür, um in der Region bekannter zu werden – und schreckt dabei auch vor Social Media nicht zurück.
Es ist noch ziemlich kalt an diesem Morgen in der Brockenstube des Gemeinnützigen Frauenvereins Baden (SGF) an der Mellingerstrasse. «Es dauert ein bisschen, bis die Räume hier aufgeheizt sind», sagt Janine Bobillier. Zusammen mit vier anderen Frauen bildet sie den SGF-Vorstand.
Der Verein hat dieses Jahr etwas zu feiern: Seit 100 Jahren gibt es dessen Brockenstube in Baden. Gegründet wurde sie im Februar 1919 auf Anregung des Gemeinderats – und aufgrund eines Bundesratsbeschlusses, der nach dem Ersten Weltkrieg dazu aufforderte, getragene Kleider weiterzuverwenden.
Zwei grosse Räume, von der Stadt Baden zur Verfügung gestellt, laden heute zum Stöbern ein. Die hohen Räume sind gefüllt mit Regalen voll mit Schätzen: Sammlerinnen finden hier preiswerte Kristallgläser, Sonnenanbeter finden elegante Strohhüte, und auch wer ein Faible für Vintage-Pelz hat, wird hier fündig. Es riecht nach Altvertrautem, nach altem Leder und nach neuen Funden, die es zu entdecken gilt.
Der SGF Baden blickt auf eine lange Geschichte zurück und engagiert sich seit 1917 für die Stadt und die Region, zum Beispiel indem er sich finanziell an sozialen Projekten beteiligt. Jährlich vergibt der Verein rund 60 000 Franken, gespeist aus Verkaufserlös und Mieteinnahmen.
Unter anderem werden der Treffpunkt «Contact» in Nussbaumen, das Schweizer Kindermuseum, das Hilfswerk Hope oder das Frauenhaus Aargau/Solothurn immer wieder finanziell unterstützt.
Das aktuellste Projekt ist die «Restessbar» in Baden. Auf die Beine gestellt wurde sie von jungen Menschen aus der Region. «Wir wollen bewusst auch Junge und neue Projekte fördern», sagt Eva Marti Pauli, Vereinspräsidentin seit 2016.
Es sei eine der grössten Herausforderungen für den Verein: Junge Menschen als neue Mitglieder zu gewinnen. Auf der Geschäftsstelle arbeitet zwar eine junge Frau, ansonsten engagieren sich aber vor allem Frauen, die bereits pensioniert sind.
«Das hat auch damit zu tun, dass die Arbeit hier im Brocki ehrenamtlich ist», sagt Catherine Courvoisier. Sie ist im Seniorinnen- und Seniorenrat Baden aktiv und arbeitet in der Brockenstube und in der Kinderbrocki des Frauenvereins. Für jüngere Frauen sei es kein Leichtes, Beruf und Familie zu vereinbaren – da hat eine Schicht von ein paar Stunden in der Brockenstube schlicht keinen Platz.
Rund 200 Mitglieder zählt der Verein heute, 17 davon übernehmen einen bis zwei Einsätze pro Monat in der Brockenstube. «Nichts ist stetiger als der Wandel» schreibt der Verein auf seiner Website. Was ist der grösste Wandel momentan? «Wir sind jetzt auf Social Media!», sagt Sandra-Anne Göbelbecker.
Auch sie ist im Vorstand und betreut vor allem die vor vier Jahren im SGF-Haus an der Haselstrasse eröffnete Kinderbrocki. Ausserdem soll der Verein weiterwachsen. «Natürlich ist es im Sinne des Vorstands, dass auch jüngere Frauen und Männer dazu kommen», sagt Eva Marti Pauli.
Es sei dem Vorstand daher ein Anliegen, bekannter zu werden. Im Zuge des diesjährigen Jubiläums wird deshalb gross aufgefahren: Mit Plakat-Aktionen in der Stadt, einem Haushaltsversand und einem Festanlass am 17. Mai in der Galerie Anixis. Dort wird auch eine Modeschau stattfinden mit Kleidern aus der Brocki.
Der Anlass spiegelt ein weiteres wichtiges Anliegen des Vereins wider: Nachhaltigkeit. «Wir setzen uns mit unserer Arbeit auch gegen die Wegwerfgesellschaft ein, das ist neben den sozialen Anliegen ein wichtiger Punkt für uns», sagt Janine Bobillier. Mehr Aufmerksamkeit sei ausserdem nicht nur wichtig, um neue Mitglieder zu gewinnen.
«Ich glaube, viele Leute wissen gar nicht, dass sie aktiv mit Ideen auf uns zu kommen können und dass wir gemeinnützige Projekte finanziell unterstützen», sagt Eva Marti Pauli. Der Verein ist immer offen für Vorschläge von Projekten, die sich mit sozialen Idealen beschäftigen. «Wir freuen uns immer, wenn die Leute mit konkreten Ideen auf uns zukommen», betont Sandra-Anne Göbelbecker.