Baden
Kann Baden bald wieder am Sonntag einkaufen?

Wer in Baden am Sonntag etwas für den täglichen Bedarf benötigt, muss ins Auto steigen und zu einem Tankstellenshop fahren. Coop hätte gerne den Supermarkt geöffnet, ist aber vorerst damit abgeblitzt.

Roman Huber
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Coop-Supermarkt: In Baden würde man ihn gerne sonntags öffnen. EQ Images

Coop-Supermarkt: In Baden würde man ihn gerne sonntags öffnen. EQ Images

Seit August 2011 fühlt man sich in der Stadt Baden wie in einem Provinznest. Zumindest sonntags, wenn man für eine spontane Einladung zu Spaghetti noch rasch Tomatensauce posten müsste. Da bleibt einem nichts anderes übrig, als zum nächsten Tankstellenshop zu fahren.

Vor über einem Jahr gab es im Metro Shop noch den kleinen Migros-Supermarkt. Er fiel der Erweiterung des Migros-Take-aways zum Opfer. Die Begründung hiess: «Rentiert nicht.» Für die Migros hat sich nichts an der Situation geändert. Pressesprecher Thomas Bornhauser macht es gleich klar: «Es ist nicht vorgesehen, diesen Laden wieder in Betrieb zu nehmen.»

Das bedauert man auch bei der Stadtverwaltung. «Es gehen immer wieder Rückfragen bei uns ein, insbesondere von auswärtigen Gästen, ob man denn hier ausser Brot nichts für den Alltag posten könne», sagt Thomas Lütolf, Leiter Standortmarketing der Stadt Baden. Wenn er dann mit Nein antworten müsse, herrsche jeweils grosses Erstaunen. Lütolf bedauert denn auch, dass es innerhalb Fussdistanz in der Innenstadt kein Ladenangebot am Sonntag gebe. Es brauche am Sonntag zwar keine offene Shopping-Allee, meint Lütolf, aber wenigstens einen Laden, wo man das Notwendige einkaufen könne, wenn man beispielsweise am Samstag spät von einer Reise heimgekommen sei.

Tony Stalder, Leiter Abteilung Liegenschaften und damit Hausherr im Metro Shop, ist auch der Ansicht, dass ein Regionalzentrum wie Baden eine Einkaufsmöglichkeit in der Innenstadt eigentlich anbieten müsste. «Im Metro Shop könnten Läden als sogenannte Bahnnebenbetriebe von Gesetzes wegen sieben Tage geöffnet haben», sagt Stalder. Doch das Interesse sei seitens der Ladenbesitzer nicht vorhanden, weil die Rechnung nicht aufgehen würde. Einige Ladenmieter täten sich bereits schwer mit den Öffnungszeiten bis 20 Uhr unter der Woche und bis 18 Uhr am Samstag, fügt Stalder an.

InteressE An einem Verkauf am Sonntag hätte jedoch Coop, dessen Supermarkt sich auf der andern Seite der Geleise, beim Langhaus, befindet. Coop hatte als erster Laden bereits unter der Woche die Öffnungszeiten auf 20 Uhr verlängert. Nachdem Migros seinen Klein-Supermarkt vor Jahresfrist geschlossen hatte, stellte Coop ausserdem das Gesuch, am Sonntag den Supermarkt öffnen zu dürfen. Die Stadt hat die Abklärungen beim Kanton getroffen. Der Befund war negativ: Es gab keine Bewilligung. Offensichtlich wurde der Coop-Supermarkt im Gegensatz zum Metro Shop bereits nicht mehr als Bahnnebenbetrieb eingestuft, und das trotz der unmittelbaren Nähe von Bahn und Bus.

Wollte Coop am Sonntag öffnen, so müsste er den Verkauf auf die Produkte des täglichen Bedarfs reduzieren. Das heisst, dass ein Teil des Supermarktes am Sonntag unzugänglich gemacht beziehungsweise abgesperrt werden müsste. Die Produkte für den täglichen Bedarf müssten dann im vorderen Bereich des Ladens angeboten werden. Dies wird aufgrund der Gesetzesvorschriften auch im «Spar» bei der Tamoil-Tankstelle in Dättwil so praktiziert.

Auch Stadtammann Stephan Attiger sähe gerne eine Lösung für einen Laden im Zentrum: «Am Stadtrand haben am Sonntag etliche Tankstellenshops geöffnet. Nur im Zentrum besteht momentan keine Einkaufsmöglichkeit. Für Reisende und Innenstadtbewohner wäre eine solche sehr zu begrüssen.» Bei Coop werde man die Sache nochmals prüfen, denn das Interesse sei vorhanden, sagt Stephanie Weiss, Kommunikationsleiterin der Verkaufsregion Nordwestschweiz. Dass ein offener Laden am Sonntag ein Bedürfnis sei, habe man jedenfalls zur Kenntnis genommen.

Wenn auch der Aargau im Jahr 2005 das Ladenschlussgesetz abgeschafft hat, ist der Sonntag nach wie vor heilig. Der Aargau hatte erst vor zwei Jahren zwei zusätzliche Sonntagsverkäufe zu den bestehenden beiden abgelehnt. Gemäss eidgenössischem Gesetz dürfen Läden an grösseren Bahnhöfen oder Flughäfen am Sonntag offen sein und Produkte des täglichen Bedarfs verkaufen, sofern sie die Bewilligung dafür eingeholt haben. Damit wird ihnen derselbe Status eingeräumt wie den Tankstellenshops. Wenn auch die Meinungen in der Bevölkerung auseinandergehen, so bestreitet niemand, dass sich die Einkaufsgewohnheiten eben doch verändert haben.