Nackt-Selfies
Kann sich Geri Müller halten? Das sagen Ex-Politgrössen der Badener Linken

Über 250 Anhänger demonstrierten gestern Abend für Geri Müller. Reicht das, um ihn als Stadtammann zu halten? Alt-Einwohnerräte aus dem linken Lager haben Müller noch nicht abgeschrieben. «Er hat eine Dummheit begangen, aber eine Chance verdient.»

Martin Rupf, Pirmin Kramer
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Geri Müller (l.) feiert mit Peter Kamm (team) im Jahr 2005 seine Wahl zum Badener Vizeammann. (Archiv)

Geri Müller (l.) feiert mit Peter Kamm (team) im Jahr 2005 seine Wahl zum Badener Vizeammann. (Archiv)

Walter Schwager

Für das team baden gehörte Peter Kamm während 20 Jahren (1983–2003) dem Badener Einwohnerrat an. «Ich bin natürlich sehr enttäuscht über die ganze Angelegenheit», so Kamm, der immer noch dem Vorstand des team baden angehört.

Er leide mit Müller und der Partei mit. «Das team hatte mit der Wahl von Geri Müller als Stadtammann und Ruth Müri als Stadträtin grossen Erfolg; wegen Müllers Dummheit hat diese langjährige Aufbauarbeit grossen Schaden erlitten.»

Diese «Dummheit» könnte Geri Müller jetzt das Amt kosten. Über 250 Personen forderten an einer Kundgebung gestern vor dem Stadthaus Baden, Geri Müller müsse trotz allem bleiben.

Die Wahl Müllers zum Stadtammann bezeichnet Kamm zwar als «gewagt», nicht aber als Fehler. «Klar, das Experiment ist jetzt schiefgegangen. Doch grundsätzlich spricht es für die Badener, dass sie einem eher schrägen Typen wie Müller das Vertrauen geschenkt haben.»

Kamm glaubt nicht, dass Müller Stadtammann bleiben könne; zu sehr hätten Ansehen und Reputation Schaden genommen. «Aber er könnte nochmals als Stadtrat kandidieren, und falls er wieder gewählt würde, so seine guten Ideen einbringen.»

Peter Kamms ehemaliger Parteikollege Hanspeter Funk sagt: «Der Schock hat sich gelegt. Ich finde, es ist jetzt an der Zeit zu sagen: Schwamm drüber.»

Geri Müller habe kein Verbrechen begangen, und von den Leistungen her könne man ihm nichts vorwerfen. «Es ist jetzt an ihm und am Stadtrat, zur Tagesordnung überzugehen», sagt Funk, der von 1982 bis 1991 für das team baden im Einwohnerrat politisierte.

Kein Selfie - aber ein Foto für Geri Müller.
27 Bilder
«Geri bleibt!»: Kundgebung für Geri Müller vor Badens Stadthaus.
Kurz vor 18 Uhr beim Badener Stadthaus - einige sind zur Demo für Geri Müller gekommen.
«Geri bleibt!»: Kundgebung für Geri Müller vor Badens Stadthaus.
Ein Selfie für Geri Müller
Zwei Selfies für Geri Müller
«Geri bleibt!»: Kundgebung für Geri Müller vor Badens Stadthaus.
Die Buttons mit dem Schriftzug «Geri bleibt»
Ein Selfie für Geri Müller
Ein Selfie für Geri Müller
«Geri bleibt!»: Kundgebung für Geri Müller vor Badens Stadthaus.
Ein Selfie für Geri Müller.
«Geri bleibt!»: Kundgebung für Geri Müller vor Badens Stadthaus.
«Geri bleibt!»: Kundgebung für Geri Müller vor Badens Stadthaus.
Battal Kalan postet dieses Foto auf Facebook.
Demo vor Badens Stadthaus für Geri Müller
Patty Balser schreibt auf Facebook: «geri bleibt. liegt mir auf der zunge. und am herzen.»
Steffi Kessler solidarisiert sich mit Geri Müller mit einem Augenzwinkern.
«Geri bleibt!»: Kundgebung für Geri Müller vor Badens Stadthaus.
«Geri bleibt!»: Kundgebung für Geri Müller vor Badens Stadthaus.
«Geri bleibt!»: Kundgebung für Geri Müller
«Geri bleibt!»: Kundgebung für Geri Müller vor Badens Stadthaus.
«Geri bleibt!»: Kundgebung für Geri Müller vor Badens Stadthaus.
«Geri bleibt!»: Kundgebung für Geri Müller vor Badens Stadthaus.
«Geri bleibt!»: Kundgebung für Geri Müller vor Badens Stadthaus.
Solidaritätsaktion für Geri Müller: Die Gasse vor dem Stadthaus ist gut gefüllt.
«Geri bleibt!»: Kundgebung für Geri Müller vor Badens Stadthaus.

Kein Selfie - aber ein Foto für Geri Müller.

Keystone

«Auch Clinton verblieb im Amt»

Aus dem linken Lager äussern sich auch ehemalige SP-Politiker. «Geri Müller war lokalpolitisch schlicht gut, war aber jetzt in einem privaten Bereich unvorsichtig», sagt Hans Hauri, SP-Einwohnerrat ab Mitte der Achtzigerjahre bis 2000.

Ist Geri Müller noch tragbar als Stadtammann? «Eine schwierige Frage. Ich möchte daran erinnern, dass der sehr viel mächtigere US-Präsident Bill Clinton sich einen offensichtlicheren Fehler leistete, aber dennoch im Amt verblieb.» Hauri: «Man hat damit rechnen müssen, dass die Bürgerlichen jede Chance wahrnehmen würden, um Müller als Ammann abzuschiessen.»

Bereits am Samstag äusserte sich im «Blick» der «Doyen der Badener Linken», ein ehemaliger Nationalrat. Er habe die SP gewarnt, Müller als Kandidaten für das höchste Amt der Stadt zu portieren – die Partei ignorierte ihn.

Der SP habe «leider geeignetes Personal gefehlt». Der SP-Mann kritisiert Geri Müller fachlich, nicht persönlich. «Müller ist vor allem Manager der eigenen Aufmerksamkeit», sagt er gegenüber dem «Blick». Nicht seine Inhalte seien von Interesse, sondern nur die Auftritte.