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Die Kantonsarchäologie ist auf der Baustelle für das neue Thermalbad auf gut erhaltene Überreste eines grossen Beckens gestossen. Derweil gehen die Bauarbeiten im Bäderquartier fahrplanmässig voran.
Es ist viel los im Badener Bäderquartier: Seit dem Spatenstich für das neue Thermalbad von Architekt Mario Botta Mitte April sind die Bauarbeiter mit dem Aushub beschäftigt. Vor Ort ist auch die Kantonsarchäologie, die den Boden nach Überresten der römischen Siedlung Aquae Helveticae untersucht.
Bereits Anfang Juni machten die Mitarbeiter eine seltene Entdeckung: Im Bereich des ehemaligen Hotels Staadhof stiessen sie auf rund 2000 Jahre alte Holzbalken, die von den Römern als Untergrundstabilisierung für ihre Bäder genutzt wurden (die AZ berichtete).
Nun hat die Kantonsarchäologie einen zweiten Fund gemacht, der für Aufsehen sorgt: Unter dem Betonfundament des abgerissenen «Staadhofs» ist sie auf gut erhaltene Überreste eines römischen Bads gestossen. Die Mitarbeiter haben nicht nur eine grosse Fläche des Beckenbodens, der mit Ziegeln fischgrätenmässig aufgebaut wurde, freigelegt, sondern auch eine rund vier Meter lange Beckenwand und weitere Holzbalken.
Zudem sind sie auf den Abfluss des römischen Bads gestossen, der weitere Becken gespeist haben könnte. «Der Fund kommt für uns sehr überraschend», sagt die wissenschaftliche Grabungsleiterin im Bäderquartier, Sonja Streit.
Die Existenz des römischen Bads ist zwar beim Bau des «Staadhofs» in den 1960er-Jahren grob dokumentiert worden, doch war unbekannt, wie viele Überreste unter dem Betonfundament tatsächlich stecken würden. «Es ist eine grosse Freude, dass wir neben den Holzbalken auch noch das zugehörige Becken finden konnten, das in einem sehr guten Zustand ist.»
Das römische Bad lasse sich noch nicht genau datieren. «Es könnte um 100 nach Christus gebaut worden sein, ist also auch fast 2000 Jahre alt. Wir hoffen, dass wir durch die Analyse der Hölzer eine Datierung erhalten werden.»
Alle gefundenen Objekte wird das Team nun fotografieren, digital archivieren und massstabgetreu auf den Plänen der Kantonsarchäologie markieren. Danach müssen die Funde der Baustelle weichen. Eine Ausnahme bildet die Apsis des römischen Bads, das als Einfluss von Thermalwasser ins Becken gedient hat. «Sie kam bereits beim Neubau des ‹Staadhofs› in den 1960er-Jahren hervor und war bis zum Abbruch im letzten Jahr in der Eingangshalle ausgestellt», erklärt Streit.
Das halbkreisförmige Beckenteil ist denkmalgeschützt und wird auch ins Bäder-Projekt integriert. Während der ganzen Bauphase bleibt die Apsis vor Witterung und Licht geschützt auf der Baustelle. Die Kantonsarchäologie bleibt bis Ende September vor Ort und führt ihre Grabungen parallel und in Kooperation mit den Bauarbeiten für das Botta-Bad durch.
Bis dahin nimmt sie unter anderem die Parkstrasse im Bereich der ehemaligen Badehotels Verenahof und Bären unter die Lupe, wo bereits einige römische sowie neuzeitliche Überreste gefunden wurden.
Zügig gehen derweil die Arbeiten für das neue Thermalbad voran. «Die Bauarbeiten laufen planmässig», sagt Marc Bertschinger, Kommunikationsleiter der Investorin, der Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach + Baden. Die Aushubarbeiten seien soweit abgeschlossen und die Piste, die Baumaschinen ermöglicht, zur Baugrube zu gelangen, werde erstellt. «Anschliessend wird mit dem Hochbau begonnen», sagt Bertschinger.
Dies soll im Spätsommer der Fall sein. Geht alles nach Plan, wird das Thermalbad des Tessiner Stararchitekten Mario Botta im Herbst 2020 eröffnet. Dann warten unter anderem neun Innen- und Aussenbadebecken mit 1000 Quadratmetern Wasserflächen, Saunen und Dampfbäder auf die Besucher.
Bis 2020 wird auch ein Ärzte- und Wohnhaus gebaut. Ausserdem werden die alten Badehotels Verenahof, Bären und Ochsen, die seit Jahren leer stehen, in eine Klinik für Prävention und Rehabilitation mit 77 Zimmern und Suiten umgebaut: Für das Verenahof-Geviert liegt seit Kurzem das definitive Baugesuch auf. Letzteres Projekt realisiert das Basler Architekturbüro Villa Nova Architekten, nachdem Mario Botta den Auftrag letztes Jahr abgegeben hatte.
Marc Bertschinger rechnet mit der Baubewilligung in vier bis sechs Monaten, wobei erste Abbrucharbeiten bereits auf der bisherigen Baubewilligung erfolgen können, sagt er. Die Baukosten für das neue Thermalbad, das Ärzte- und Wohnhaus sowie die Klinik im Verenahof-Geviert betragen rund 150 Millionen Franken.