Turgi
Kein Abbruch: Gemeinderat will reformierte Kirche schützen

Die reformierte Kirche soll neu gebaut werden, doch der Gemeinderat stellt sie unter Schutz – und die katholische gleich dazu.

Pirmin Kramer
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Reformierte Kirche: Abbruch und Neubau waren geplant.

Reformierte Kirche: Abbruch und Neubau waren geplant.

Sandra Ardizzone

Die Sensibilität ist in Turgi besonders hoch, wenn es um Fragen des Ortsbildschutzes geht. 2002 erhielt die Gemeinde gar den Wakker-Preis des Heimatschutzes, unter anderem auch für ihren vorbildlichen Umgang mit historischen Bauten. Entsprechend emotional wurde in den vergangenen Jahren die Frage diskutiert, ob die 1960 eröffnete reformierte Kirche abgebrochen und neu gebaut werden darf, wie von der Kirchenpflege gewünscht, oder ob sie unter Denkmalschutz gestellt werden muss.

Der Gemeinderat hatte das Baugesuch der Kirchenpflege vor zwei Jahren auf Eis gelegt, mit der Begründung, zuerst sei die Schutzwürdigkeit des Gotteshauses zu prüfen. Diese Frage wurde in den vergangenen Monaten während der Erarbeitung der neuen Bau- und Nutzungsordnung geklärt.

Pfarrhaus kriegt keinen Schutz

Nun liegt der Entscheid des Gemeinderates vor: Das Gotteshaus soll neu als Schutzobjekt in den aktualisierten Bauzonen- und Kulturlandplan aufgenommen werden. Das bedeutet: Die Kirche muss stehen bleiben und darf nicht abgerissen werden. Nicht unter Schutz gestellt wird hingegen das angrenzende Pfarrhaus, es dürfe einem Neubau Platz machen, so der Vorschlag des Gemeinderates. Ebenfalls neu als schützenswerte Objekte definiert wurden unter anderem die katholische Kirche, die Eisenbahnbrücke über die Limmat und die Treppenanlage im Gut.

Das letzte Wort ist allerdings noch längst nicht gesprochen, denn erst wird ein Mitwirkungsverfahren durchgeführt, später muss die neue Bau- und Nutzungsordnung noch von der Gemeindeversammlung abgesegnet werden.

Turgi soll seine Identität bewahren

Adrian Schoop (FDP), seit 1. Januar Gemeindeammann, sagt zum Entscheid betreffend der reformierten Kirche und dem Pfarrhaus: «Wir hoffen, dass wir beide Lager, sowohl die Befürworter als auch Gegner eines Kirchenabbruchs, zufriedenstellen können.» Denn einerseits werde die Kirche geschützt, was der Umsetzung des aktualisierten Bauinventars entspreche. Turgi solle seine Identität bewahren durch einen sorgfältigen Umgang mit ortsbildprägenden Bauten. Andererseits werde eine gewisse Entwicklung auf dem Areal ermöglicht, weil das Pfarrhaus nicht geschützt werde und auf dem Areal zusätzlich Drittnutzungen möglich sind, wie beispielsweise ein Tanzatelier, Seminarräume oder sogar Gastronomie, so Schoop.

Noch nicht äussern zum Entscheid will sich die reformierte Kirchenpflege, dies werde im Mitwirkungsverfahren geschehen.

Unter anderer Zusammensetzung und mit einem anderen Präsidenten hatte die Kirchenpflege 2012 mit dem Vorschlag, die Kirche neu zu bauen und auf dem Grundstück zudem Alterswohnungen zu erstellen, eine Debatte lanciert, die schweizweit für Aufmerksamkeit sorgte. Die Basis erteilte dem Vorhaben an einer Kirchengemeindeversammlung den Segen. Doch ein Teil der Turgemer Bevölkerung wollte nicht einfach Ja und Amen sagen; beim Gemeinderat wurde eine Petition eingereicht mit der Forderung eines Planungsstopps auf dem gesamten Areal. Nun sieht es ganz danach aus, dass der Wunsch der Petitionäre erhört und die Kirche im Dorf bleiben wird.