Baden
Keine Eishockey-WM, keine Fussball-EM: Vorfreude der Bierbrauer auf die Hauptsaison ist getrübt

Vom Lockdown sind auch die Bierbrauer betroffen: geschlossene Restaurant, abgesagte Veranstaltungen, keine Sportevents. Schlimmstenfalls fällt das Sommer-Geschäft komplett aus.

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Hat im Moment wenig Grund, so zu strahlen wie an der Badenfahrt 2017: Felix Meier, Chef der Brauerei Müller in Baden.

Hat im Moment wenig Grund, so zu strahlen wie an der Badenfahrt 2017: Felix Meier, Chef der Brauerei Müller in Baden.

Archiv/Chris Iseli

Seit gut einer Woche steht das gesellschaftliche Leben in der Schweiz still und das wirkt sich nicht zuletzt auf die lokalen Bierbrauereien wie etwa die Brauerei Müller in Baden aus. «Von einen Tag auf den Anderen sind uns rund 80 Prozent des Umsatzes weggebrochen», sagt Felix Müller, der das Unternehmen seit 16 Jahren führt. «Wir haben sofort eine Liquiditätsplanung für das restliche Jahr in die Wege geleitet und für rund 60 Prozent der Mitarbeitenden Kurzarbeit beantragt.»

Nun gelte es die verbleibenden rund 20 Prozent des Umsatzes – Einzelhandel und Privatkonsum – so gut wie nur möglich zu bewirtschaften. Zu diesem Zweck habe man sehr schnell einen gratis Hauslieferdienst eingerichtet. Die Getränke werden im Rayon Brugg, Baden und Limmattal gegen Rechnung gratis bis vor die Haustüre geliefert. «So sollen einerseits Arbeitsplätze gesichert werden und andererseits vor allem der Bevölkerung ermöglicht werden, die Getränkeversorgung ohne aus dem Haus zu gehen sicher zu stellen», sagt Meier. Gleichzeitig sei der Getränkeladen Harassino in Baden – unter Einhaltung sämtlicher Sicherheitsmassnahmen – geöffnet.

Was passiert jetzt mit dem bereits produzierten Bier?

Die Krise trifft die Brauerei Müller auch deshalb so hart, weil jetzt bald die umsatzstarken Monate begonnen hätten. Zudem wurden namhafte Veranstaltungen wie etwa Heim-Eishockey-WM oder die Fussball-EM im Sommer abgesagt. Auch werden wohl viele grössere Feste in der Region – vielleicht gar das zehntägige Wettiger Fest Mitte August – dem Coronavirus zum Opfer fallen; von den vielen Biergärten und Gartenbeizen ganz zu schweigen. «Das ist so. Wäre das Virus im November gekommen, hätte es uns aus wirtschaftlicher Sicht nicht so hart getroffen wie jetzt.»

Was passiert jetzt mit all dem Bier, das im Hinblick auf die Sommersaison schon gebraut wurde? «Das hängt vor allem davon ab, wie lange der Lockdown dauert. Das bereits produzierte Bier ist rund ein halbes Jahr haltbar.» Auf alle Fälle habe man jetzt die Produktion auf ein absolutes Minimum heruntergedrosselt, so Meier.

Das oberste Ziel sei es jetzt, keinen einzigen der total 46 Mitarbeiter auf die Strasse stellen zu müssen. «Am Anfang waren der Schock und die Niedergeschlagenheit natürlich sehr gross. Doch inzwischen spüre ich eine grosse Solidarität innerhalb der Belegschaft und das Gefühl ‹das schaffen wir gemeinsam›.»

LägereBräu: «Geschäft im Detailhandel läuft recht gut»

Nicht ganz so dramatisch tönt es bei LägereBräu in Wettingen. «Die Gastronomie macht rund 60 Prozent unseres Umsatzes aus, weshalb natürlich auch wir den Lockdown spüren», sagt VR-Präsident Thomas Benz. Zudem werde man nicht wie geplant den eigenen Biergarten im April eröffnen können. «Und doch zeigt jede Krise, wie gut ein Unternehmen aufgestellt ist.» So habe LägereBräu schon vor der Krise einen Onlineshop und Lieferservice angeboten, der jetzt gut genutzt werde. «Und auch im Detailhandel läuft das Geschäft im Moment noch recht gut.» Benz ist optimistisch, die Krise mit den rund zehn Angestellten einigermassen schadlos zu überstehen. «Hoffen wir einfach, dass das Gröbste bis im Sommer überstanden ist.»