Baden
Keiner hat die Stadt so geprägt wie Ehrenbürger Sepp Schmid

Sepp Schmid steht als Ehrenbürger in unermüdlicher Treue zu seiner Stadt – heute wird er 80 Jahre alt.

Roman Huber
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Inaktivität liegt Sepp Schmid selbst mit 80 Jahren nicht.

Inaktivität liegt Sepp Schmid selbst mit 80 Jahren nicht.

Alex Spichale

Wenn ein Name zu Baden gehört, dann ist es derjenige von Sepp Schmid. Und der damalige Stadtammann Sepp Bürge bewies 1998 Fingerspitzengefühl, als er ihn zum Ehrenbürger der Stadt vorgeschlagen hatte. Dass ihm diese Ehre zusammen mit seiner Frau Erika – übrigens erste Badener Ehrenbürgerin – zuteilwurde, war nahezu zwingend, schliesslich ist sie in seinem Hintergrund heute noch die wichtige Stütze bei dessen aktiven Leben und Wirken für die Stadt.

Das müssen alle einstigen wie aktiven Politikerinnen und Politiker Sepp Schmid neidlos zugestehen: Kaum einer hat die Stadt Baden so geprägt wie er. Sein leidenschaftliches und unnachgiebiges Engagement für die lebensfrohe Stadt ist so umfangreich und vielfältig, dass eine Zeitungsseite für eine vollständige Würdigung nicht ausreichen würde – erst Recht nicht, wenn Sepp in seiner bunten, herzhaften und wortreichen Art selber davon erzählen würde.

Zur neuen Liebe gefunden

Auf kreative, wenn notwendig improvisierte Art etwas zusammenzuzimmern, das gehört zum Naturell des gelernten Schreiners und ehemaligen «Form+Wohnen»-Inhabers. Begonnen hatte Schmid bei der Schreinerei Burger, die im alten Gstühl-Quartier zu Hause war. Mit 31 Jahren erfüllte sich der Mitarbeiter des Möbelhauses «Lüscher» einen Traum und gründete am Theaterplatz sein Einrichtungshaus. Erwerb und Umzug ins Haus zum Engel, ehemals Hotel und Restaurant, damals Porzellan- und Haushaltartikelgeschäft Sprenger, erfolgten 1972. Für Sepp Schmid, der mit seiner sechsköpfigen Familie dort Wohnsitz nahm, begann damit eine neue Liebe, nämlich diejenige zum Stadtturm. Das Bruggertor, so der richtige Name des mittelalterlichen Festungsbaus, wurde damals noch als Gefängnis benutzt. Davon weiss Schmid, dessen Schlafzimmer gleich neben einer Zelle war, Dutzende von Geschichten zu erzählen.

Geschichten trifft man im Haus zum Engel auf Schritt und Tritt in Form von Hunderten von Bildern, Fotos und Objekten. Und jedes Sammelstück hat wiederum seine Geschichte. Schmids Eigenheim kommt einem lebendigen Museum gleich, ein Badener Heimatmuseum. Die Turmmauer, die in seinem Keller zum Vorschein kommt, hat er zur inoffiziellen Klagemauer für städtische Anliegen erklärt, nicht zuletzt politischer Natur. In der Politik selber war Sepp Schmid nie Amtsträger. Doch wenn es sein musste, zog er hinten herum die Fäden, so als Vorstandsmitglied der Partei und erfolgreicher Wahlkampfleiter. Dafür war zu seiner Freude Sohn Reto gut 20 Jahre lang, die letzten vier davon als Stadtrat, in der Badener Politik tätig.

Sepp Schmid ist nebst Ehrenbürger Träger des Dutti-Ordens, eine Auszeichnung, die lange Zeit wenigen ausgewählten Leuten zukam, die der Bevölkerung Badens mit Humor zur Freude gereichten. Ebenso ehrte ihn die Spanischbrödlizunft an der Cordulafeier sowie mit dem Spanischbrödli-Platz hinter dem Haus zum Engel. Er war als langjähriges Mitglied des Badenfahrt-Komitees, des früheren Kur- und Verkehrsvereins und vor allem der City-Vereinigung (heute City Com) ein Quellbrunnen aussergewöhnlicher Ideen, die er oft auch selber umsetzte. Unvergesslich sind seine österlichen Auftritte in der Innenstadt als Schoggieier verteilender Hase im Fellkostüm, während zur Weihnachtszeit sein Adventskranz den Löwenbrunnen heute noch ziert.

Noch lange nicht ausgedient

Apropos Weihnachten: Da war noch der Adventskalender am alten Falkengebäude, oder der Bergsteiger, der den Stadtturm erklomm, der längste «Zmorgentisch» der Welt oder als die Baldegg 1992 das grösste Schaukelpferd der Welt erhielt. Auf seine Initiative ging das Bäderfest (1985) zurück, wie auch der Festfieberthermometer auf der Schlossruine Stein der Badenfahrt 1982, der entsprechend dem Festmotto «Illusionen» als finaler Gag anstelle des erwarteten Feuerwerks unspektakulär explodierte.

Inaktivität liegt Sepp Schmid selbst mit 80 Jahren nicht. So trat er unlängst beim Bäder-Spatenstich als Hotelportier in historischem Kostüm auf. Zwar zieht er sich mit Ehefrau Erika immer öfter an seinen geliebten Zweitwohnsitz zurück, ins idyllisch gelegene «Bambi» über dem Surbtal. Der Stadt Baden bleibt er dennoch treu und aktiv erhalten. Sei es mit seinem musealen Liebhaber-Beitrag zu «Badenfahrten ›verlinkt‹» im Historischen Museum oder dem Einblick in seine reichhaltige Sammlung bei «Kultur über Mittag» aus Anlass seines runden Geburtstags, den er am Samstag auf dem Spanischbrödli-Platz offiziell feiern wird.