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Im Historischen Museum eröffnete die Sonderausstellung «Schweizer Juden – 150 Jahre Gleichberechtigung». Noch bis Mitte Dezember wird die Sonderausstellung von Alexander Jaquemet im Landvogteischloss zu sehen sein.
Über mehrere Stockwerke sind sie verteilt und fügen sich dabei nahtlos in die bereits bestehende Ausstellung ein: 15 Porträts von Juden – vom jungen Schauspieler und Designer über einen Arzt bis hin zur ersten Bundespräsidentin der Schweiz.
«Die porträtierten Personen integrieren sich ganz selbstverständlich in die historischen Räume und erzählte Geschichte», so Carol Nater Cartier, Leiterin des Historischen Museums Baden. Noch bis Mitte Dezember wird die Sonderausstellung mit den Fotografien von Alexander Jaquemet im Landvogteischloss zu sehen sein.
An der Vernissage am vergangenen Wochenende erhielt man zudem Einblick in die gemeinsame Geschichte der Juden und der Stadt Baden – begleitet von traditionellen jüdischen Liedern der Sängerin Einat Betzalel.
150 Jahre Gleichberechtigung – erst mit der durch eine Volksabstimmung gewährten Niederlassungsfreiheit wurden die Schweizer Juden im Jahr 1866 der restlichen Bevölkerung gleichgestellt.
«Das Aargauer Stimmvolk votierte mit über 63 Prozent für eine Gleichstellung – schweizweit waren es 53 Prozent», so Herbert Winter, Präsident des Schweizerischen Israelischen Gemeindebunds (SIG). Dort, wo am wenigsten Juden lebten, sei die Ablehnung am grössten gewesen – wo man sie als Nachbarn kannte, war viel Akzeptanz vorhanden. «Heute lässt sich dieses Phänomen bei Abstimmungen, die Fremde betreffen – insbesondere Muslime – ebenfalls beobachten», stellt Winter fest.
Dass viele der porträtierten Personen zu mehr Akzeptanz aufrufen, ist deshalb kaum verwunderlich. So liest man beim Talkmaster und Erotikstar J.P. Love: «Gleichberechtigung braucht es nicht nur für Juden.» Der Arzt David Goldblum weist seinerseits darauf hin, dass Menschen unterschiedlichster Herkunft und Religion die Schweizer Erfolgsgeschichte massgeblich mitgeprägt haben.
Noch bevor die Ausstellung für die Zuschauer geöffnet wurde, blickte der Kulturpublizist Roy Oppenheim zusammen mit dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Baden, Josef Bollag, in die gemeinsame Geschichte der Juden und der Bäderstadt.
Diese begann dabei schon vor der offiziellen Emanzipation, bereits im Jahr 1850 betrug der Anteil der jüdischen Bevölkerung in Baden rund fünf Prozent: «Der wirtschaftliche Aspekt war dafür aussschlaggebend, zudem war die Stadt in vielen Aspekten liberal», so Bollag.
Doch gab es auch dunkle Kapitel: in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts regte sich auch in dieser Region Widerstand gegen die jüdische Bevölkerung, wie Bollag erzählt: «In Tegerfelden gab es Bestrebungen, ein Konzentrationslager zu erstellen.»
Ebenso erschreckend sei ein Brief eines Garagisten nach Deutschland gewesen, in welchem dieser schrieb, dass er seinen Betrieb innerhalb von 48 Stunden in eine Vergasungskammer umbauen könne.