Weil die Gemeinde Neuenhof den Hort nicht mehr mit einem fixen Betrag unterstützt, muss der Vorstand den Betrieb auflösen. Doch dahinter stecken noch weitere Probleme.
Die Einladung zur ausserordentlichen Generalversammlung des Vereins Tageshort dürfte einigen Empfängern eine unangenehme Überraschung bereitet haben: Der Vorstand stellt darin den Antrag auf eine Auflösung des Vereins und des Hortbetriebs. Per 30. Juni 2016 soll der Verein Geschichte werden.
Dunkle Wolken sind schon vor zwei Jahren über dem Tageshort aufgezogen, als die Gemeinde die Parzelle, auf der das Haus des Horts steht, an die benachbarte Garage J. Stocker verkaufte.
Für den Verein keineswegs eine erfreuliche Nachricht, jedoch auch keine Hiobsbotschaft. «Wichtig war für uns, von der Gemeinde ein grundsätzliches Bekenntnis für den Tageshort zu erhalten», sagte Vereinspräsident Marcel Muther vor einem Jahr zur az.
Das Bekenntnis erfolgte im Rahmen einer finanziellen Unterstützung mit rund 90 000 Franken, die der Hort jährlich von der Gemeinde Neuenhof erhielt.
Doch jetzt ist diese finanzielle Sicherheit nicht mehr gewährleistet. Der Gemeinderat hat beschlossen, von der Objekt- zur Subjektfinanzierung überzugehen, der Leistungsvertrag zwischen der Gemeinde Neuenhof und dem Verein Tageshort wurde gekündigt. «Somit fehlt dem Verein Tageshort ab dem 1. Juli 2016 der bis anhin vorhandene feste Beitrag der Gemeinde», erklärt Thomas Bianchi vom Vorstand des Vereins.
Um weiterhin einen positiven Geschäftsabschluss erzielen zu können, wäre eine Erhöhung der Preise notwendig, was laut Bianchi wiederum einen Rückgang der Kinder verursachen würde. Zudem sei die Zahl der Kinder im Hort schon ohne höhere Preise rückläufig. Dazu komme das Problem der Liegenschaft, eine neue Unterkunft zu mieten wäre mit hohen Kosten verbunden.
Kleine Kinder bis zum Kindergartenalter kommen in Neuenhof in der im Juni 2015 eröffneten Krippe «Meister Petz» unter. Mit dem Wegfall des Tageshorts würde sich in der Gemeinde eine Lücke im Betreuungsangebot für schulpflichtige Kinder auftun.
«Der Gemeinderat hat an seiner letzten Sitzung mit Bedauern von der Traktandierung der Auflösung des Hortbetriebes sowie des Vereins Tageshort Kenntnis genommen. Er wird an der ausserordentlichen Generalversammlung vertreten sein», sagt Gemeinderat Andreas Muff.
Es sei jedoch im Interesse der Gemeinde, dass es weiterhin ein Betreuungsangebot für schulpflichtige Kinder geben werde, so Muff. Mitunter sei dies auch der Grund, weshalb der Gemeinderat an der Generalversammlung anwesend sein werde. Es gehe dem Gemeinderat darum, das Problem anzuhören und Ideen zu diskutieren.
Zurzeit unterstützt die Gemeinde Neuenhof nur den Verein Tageshort, unabhängig von der Zahl der betreuten Kinder. Mit der Subjektfinanzierung geht die finanzielle Hilfe nicht mehr direkt an den Hort, sondern an die Eltern, welche das Betreuungsangebot frei wählen können.
«Der Gemeinderat ist der Auffassung, dass die Objektfinanzierung nicht mehr den heutigen Gegebenheiten entspricht», erklärt Muff. Anstatt den ganzen Betrag an einen Hort zu verteilen, sollen alle familienergänzenden Betreuungsangebote davon profitieren können. Damit werde der Markt offener und es bestehe ein Anreiz für neue Angebote, nach Neuenhof zu kommen. «Wir hatten in der Vergangenheit schon Anfragen für die Eröffnung von Kindertagesstätten in Neuenhof, doch mit der Objektfinanzierung waren wir nicht attraktiv genug», so Muff.
Der Wechsel zur Subjektfinanzierung soll per 1. Juli vonstattengehen, er wurde vom Gemeinderat für die kommende Gemeindeversammlung vom 23. November traktandiert.