Welche Traditionen zur Weihnachtszeit im Königreich gepflegt werden, erfährt man an der neuesten Adventsausstellung im Kindermuseum Baden. Am Samstag war Vernissage mit prominentem Besuch.
Mit einem Esslöffel streicht der Bub über eine Botella «Anìs del Mono»: Der «Anislikör vom Affen» ist getrunken und die stark geriffelte Oberfläche der Flasche zum Rhythmusinstrument geworden. So wie die Reihe trapezförmig zusammengebundene Bambusröhrchen, über die ein Mädchen mit einer Kastagnette fährt und der mit Glöcklein bestückte Kochlöffel, der zum Schellenstab wurde.
Weitere Kastagnetten, zwei Tamburine, eine Gitarre und eine «zamboba» – ein Blumentopf, mit Tierhaut bespannt, in der ein Stab steckt – sind die weiteren Instrumente, die am Samstagabend in der Villa Funk am Badener Ländliweg gespielt werden.
Andächtig hören Juan Carlos Gafo Acevedo, der spanische Generalkonsul in Zürich, Badens Stadtammann Markus Schneider und rund 30 weitere Gäste zu, denn die sieben jungen Mädchen und drei Burschen singen dazu mit glockenhellen Stimmen und Inbrunst spanische Weihnachtslieder.
Der Advent steht vor der Tür und damit die Zeit für das Schweizer Kindermuseum, uns Weihnachtsbräuche aus fremden Ländern nahe zu bringen. Nachdem die Besucherinnen und Besucher bisher nach Frankreich, Tschechien, Schweden, Polen, Italien und in acht weitere Länder weihnachtlich entführt worden waren, ist jetzt Spanien an der Reihe.
Schon die Vernissage am Samstagabend mit der faszinierenden musikalischen Umrahmung, den kurzen Ansprachen der beiden offiziellen Gäste, den Erinnerungen des 79-jährigen Andres Laso aus Brugg an die Festtage vor 40 Jahren zu Hause in der Provinz Barcelona sowie ein Apéro mit Spezialitäten vermittelten eine wunderbare Nähe zur Lebensweise und Kultur von Menschen, die unter uns leben.
In der Ausstellung im Untergeschoss taucht man dann regelrecht ein in die spanischen Weihnachtssitten – ganz besonders in jene der «Belenes», der Krippen. Ob künstlerisch wertvoll gestaltet, oder von kleinen und grösseren Händen mit viel Fantasie und Leidenschaft zusammengeschustert – seit Jahrhunderten nehmen Krippen an «Navidad» einen zentralen Platz ein.
Natürlich fehlen das Jesuskind im Stroh, Maria, Joseph, Esel und Ochs in keiner Krippe – doch in Spanien umfassen sie darüber hinaus ganze Land- und Ortschaften. Da fehlen weder üppige Palmen noch Kamele und Elefanten. Da ist, aus Plastik, auch mal Messi, Trump oder Kleopatra, mit von der Partie.
Vor allem aber lädt die Krippe der aus Valencia gebürtigen Alma van Stiphout-De Simón aus Oberrohrdorf zu langem Verweilen und beglückendem Studium: Sie ist enorm ausladend und steckt voller liebevoller Details. Zu entdecken gibt es unter anderem eine Fisch- und eine Gewürzhandlung, einen Marktstand und ein Parfumgeschäft, einen Mühlestein ziehenden Esel, Schwäne auf dem Dorfbach und vieles mehr.
Während bei uns das Christkind und in Deutschland der Weihnachtsmann die Geschenke bringen, tun dies in Spanien, wie es in der Bibel steht, die Drei Heiligen Könige – Melchor, Gaspar y Baltasar – am 6. Januar. Sie ziehen bereits am Vorabend in grossen, bunten Umzügen, wie sie einer «Badenfahrt» wohl anstehen würden, durch Städte und Ortschaften.
In der Ausstellung gewinnt man in einem kurzen Film verblüffende Eindrücke davon. Die Ziehung der legendären Weihnachtslotterie, mit ihren Milliarden-Einnahmen und Millionen Ausschüttungen die grösste der Welt, wird ebenso veranschaulicht, wie zu erfahren ist, dass Spanien nach Deutschland und Italien der drittgrösste Spielzeughersteller Europas ist.
In der Sonderausstellung lohnt es sich übrigens, auch einen Blick über die Türe zu werfen: Dort sind, aus der reich bestückten Museumssammlung, an Orangenpapieren jene ausgehängt, in die einst spanische Zitrusfrüchte eingepackt waren.
Weihnachtsausstellung vom 13. November 2021 bis 9. Januar 2022, im Kindermuseum Baden am Ländliweg 7, 5400 Baden