Das Kindermuseum zeigt vier Epochen Kleider aus Papier in seiner Sonderausstellung «Kleider machen Leute». Für die kleinen Besucher bietet die Ausstellung ein besonderes Highlight.
«Paper Dolls»? Was um alles in der Welt sind «Paper Dolls»? – Einige von uns können sich vielleicht noch an sie erinnern: «Paper Dolls» waren diese Püppchen aus Papier. Manchmal gab es sie im Mittelteil von Illustrierten oder Magazinen, auf etwas festerem Papier: Man konnte sie ausschneiden oder herauszutrennen. Zu den Figürchen es gab eine Menge Kleider. Kinder konnten sich stundenlang damit beschäftigen, ihnen all die bunten Kostüme anzuziehen.
Das Kindermuseum Baden hat in seinem Hause eine der bedeutendsten Sammlungen an «Paper Dolls». Die ältesten sind über 200 Jahre alt. Ihnen widmet das Museum nun eine Sonderausstellung: «Kleider machen Leute».
«Hier, schauen Sie sich das an», sagt Roger Kaysel, Initiant des Museums. Hinter einer Glasvitrine steht ein ganzes Puppeninterieur – aus Papier notabene – mit Stühlchen und Tischchen, einem Kachelofen und Vorhängen an den Fenstern und einem Stubenwagen samt Inhalt. Kleine Püppchen, auch sie zweidimensional, weil ebenfalls aus Papier, bevölkern das Wohnzimmer, eine Mama mit Kind auf den Armen, das Baby in der Wiege und die grossen Geschwister auf dem Sofa beim Spielen.
Es stammt aus der Biedermeier-Zeit, ist also rund 200-jährig und spiegelt den Zeitgeist des damaligen oberen Bürgertums. Solche Spielsachen konnten sich damals nur gut betuchte Bürger leisten.
«Schauen Sie, das sind Kupferstiche. Sie wurden damals noch von Hand koloriert», sagt Kaysel. Mit dem Aufkommen der Farblithografie, Mitte des 19. Jahrhunderts, eroberten auch «Paper Dolls» die Kinderzimmer der breiteren Gesellschaftsschichten. 1850 war die Zeit der Industrialisierung. Hatten sich vorher reichen Bürgersfrauen ihre Garderobe noch beim Schneider bestellt, konnte man nun zum ersten Mal die Kleider «ab der Stange» im Warenhaus einkaufen.
«Kleider machen Leute», die Sonderausstellung des Kindermuseums, ist in vier Epochen eingeteilt. Sie startet mit der Zeit von 1800 bis zirka 1850. Die Zeit nach der Französischen Revolution. Der Adel wurde vertrieben, das Bürgertum kam an die Macht. Das zeichnete sich auch in der Mode ab: Weg mit den gepuderten Perücken, weg mit den Schnallenschuhen und den einschnürenden Korsetts!
Man trug jetzt lieber Sansculotten, «Röhrlihosen» nach dem Vorbild der Marseiller Hafenarbeiter und einen einfachen Sakko, Kleider, die mehr Bewegungsfreiheiten gaben. Die zweite Epoche (1850 bis 1910) ist geprägt von der Industrialisierung, die dritte Epoche (1910 bis 1950) spiegelt die Zeit der zwei Weltkriege und der Krise, die vierte Epoche zeigt die Zeit ab 1950 bis zu Gegenwart und zum Aufbruch in die moderne Zeit.
Zur Ausstellung liess sich das Kindermuseum etwas Spezielles einfallen. Man hat nämlich zahlreiche dieser «Paper Dolls» auf Kindesgrösse heraufkopiert und auf Kunststoff aufgeklebt. An der Vernissage kamen die Besucher in Genuss einer besonderen Modeschau.
Ausstellungsveranstaltungen: Sonderausstellung bis zum 31. Dezember 2016.
Modeschau Kleidergeschichten am internationalen Museumstag vom 17. Mai.
Ausserdem gibt es für Familien und Kinder ab fünf Jahren im Park des Museums Märchen, die mit Kleidern zu tun haben: «Das Tapfere Schneiderlein» zum Beispiel oder «Des Kaisers neue Kleider». Theater im Park: 31. 5., 28. 6., 30. 8. und 27. 9. jeweils um 11.00 Uhr.