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Als Alexandra Sterk aus heiterem Himmel die Diagnose Brustkrebs erhielt, war das ein Schock. «Ich hatte Glück», sagt sie nun, fast ein Jahr später, und erzählt von ihrem Kampf gegen die heimtückische Krankheit.
Es ist bald ein Jahr her, dass Alexandra Sterk wie aus heiterem Himmel die Diagnose Brustkrebs erhielt. Nichts hätte auf die heimtückische Krankheit hindeuten können. «Ich spürte nichts, war topfit und habe nie an so etwas gedacht», sagt Sterk.
Die Jahreskontrolle brachte es an den Tag, die Biopsie lieferte den Nachweis. Das sei natürlich ein Schock gewesen. «Erst musste ich leer schlucken, doch dann kam in mir der Kampfgeist auf», erinnert sich Alexandra Sterk.
Sie habe den Krebs als «Untermieter» benannt und gleichzeitig beschlossen, ihn «so schnell wie möglich hinauszuwerfen», erzählt sie.
Heute beschreibt sie all diese Gedanken und Gefühle von damals mit etwas Distanz und nüchterner: «Wenn einem ein solcher Befund eröffnet wird, ist zu Beginn alles so surreal. Ich musste zuerst verstehen lernen, was das alles bedeutet. Da tauchen Fragen über Fragen auf: Warum gerade ich? Was passiert nun mit mir? Werde ich wieder gesund?», erzählt Sterk.
Und sie habe gleich selber eine erste Antwort gefunden: «Andere haben es geschafft. Warum also sollte nicht auch ich den Kampf gegen diese Krankheit gewinnen können», habe sie sich eingetrichtert.
Als Kinofrau seien ihr sogleich bekannte Filme zu diesem Thema in den Sinn gekommen. Nicht immer zum Guten: Als sie den Film «Creed» mit dem krebskranken Rocky gesehen habe, sei ihr alles wieder hochgekommen: «Ich hatte nicht gewusst, dass Rocky im Film durch die Chemo musste.»
Bei ihr ging es nach dem Befund im März 2015 Schlag auf Schlag: Zuerst die brusterhaltende Operation, dann 20 Wochen Chemotherapie, anschliessend sechseinhalb Wochen Bestrahlung und zwölf Monate Antikörper. «Ich hatte Glück, dass der Krebs früh erkannt wurde und sich noch keine Metastasen gebildet hatten», sagt sie rückblickend. Wie sie reagiert hätte, wenn man bei ihr die Krankheit in einem späteren Stadium entdeckt hätte, das könne sie sich heute nicht so leicht vorstellen.
Krebs war in der Familie Sterk kein neues Thema. Schon Vater Peter kämpfte vor einigen Jahren mit Erfolg dagegen. Wie er damals damit umgegangen sei, und dass man darüber offen gesprochen habe, das sei für sie sehr hilfreich gewesen. Überhaupt seien Lebenspartner, Familie, aber auch die Mitarbeitenden für sie bis heute eine ausserordentliche Stütze. «Auch der Sport half mir, und wenn er mich nur auf andere Gedanken brachte», erzählt Sterk. Einen Tag, nachdem ihr der Befund mitgeteilt worden war, stand sie in den Ferien auf der Langlaufloipe.
Alexandra Sterk entschloss sich rasch dazu, offen mit ihrer Krankheit umzugehen. «Ich hatte gute Gespräche mit dem Onkologen, dem Pflegepersonal, und wurde im Brust-Zentrum in Zürich bestens begleitet», erzählt sie. Es sei für sie wichtig gewesen, dass sie alle Fragen, die ihr auf der Zunge brannten, gleich stellen konnte und direkte Antworten darauf erhalten habe. Die Gespräche mit anderen Patientinnen seien ebenfalls wichtig gewesen, daraus entstanden sogar Freundschaften.
Der offene Umgang mit der Krankheit habe ihr geholfen, sagt sie rückblickend. «Es ist wie eine Art Selbsthilfe.» Sie machte daraus kein Geheimnis, auch als ihr bei der Chemo die Haare ausgingen. «Ich wollte nie eine Perücke tragen», sagt sie. Die Wahrheit, die Authentizität sei für sie wichtig gewesen. «Vielleicht habe ich andere brüskiert, wenn ich sie offen mit meiner Krankheit konfrontierte, doch das war nicht mein Problem.»
Mithilfe dieser positiven Begleitumstände behielt Alexandra Sterk trotz der schwerwiegenden Diagnose ihre Lebensfreude. Im Facebook zeigte sie sich nach den ersten Chemo-Behandlungen mit nacktem Schädel und einem Zuversicht ausstrahlenden, ja nachgerade fröhlichen Lachen im Gesicht.
Damit drückte sie ihre Grundhaltung aus. Doch die Realität sei manchmal eine andere gewesen: «Die Chemotherapie hat mich ziemlich stark hergenommen», gesteht sie. Der Verlust der Haare sei nur eine äusserliche Erscheinung gewesen. «Das tut nicht weh. Ich litt vielmehr unter der Chemo, ich spürte sie in den Schleimhäuten, durch die Übelkeit, dann funktionierte mein Geschmackssinn nicht mehr und die Nervenstörungen in Händen und Füssen halten bis heute an.»
Ja, es habe Momente gegeben, in denen sie sich gesagt habe: «Das mache ich nicht mehr länger mit!». Bei Halbzeit erklärte sie gar, dass sie nicht mehr zur Therapie erscheine, erinnert sie sich. «Man werde mich holen, man wisse schon, wo ich wohne», habe ihr das Pflegepersonal schalkhaft entgegnet.
«Zweifel kommen in einem auf. Wenn ich daran denke, dass ich noch während mindestens fünf Jahren Antihormone nehmen muss – auch diese haben Nebenwirkungen», weiss Alexandra Sterk. Manchmal habe ihr etwas Galgenhumor geholfen: «Es gab eine Chemo, die war rot. Wir nannten sie Campari», sagt sie und lacht dabei.
Wie sieht es heute bei ihr aus? «Ich habe mich selber in meinem Leben mehr ins Zentrum gestellt. Gerade weil mir dessen Endlichkeit aufgezeigt wurde.» Sie sei insofern privilegiert, als sie sich ihre Arbeit selber einteilen und einen Teil davon von zu Hause aus verrichten könne. «Ich kann positiv nach vorne schauen.»
Denn mit dieser Erfahrung erlebe man die Stärke, die man selber entwickeln könne. Sie rät krebskranken Menschen, sich der Krankheit zu stellen und die Therapien durchzuziehen und vor allem «Vorsorge und Kontrollen zu nutzen».
Alexandra Sterk ist im vergangenen Oktober bei «Pink Light» dabei gewesen, dem Gedenkmarsch der Krebsliga für Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind. Sie werde sich weiterhin bei solchen Aktionen engagieren.
«Aufklärung und Sensibilisierung ist wichtig. Ich bin als Betroffene gut aufgeklärt worden», sagt sie. Man dürfe einfach nicht in eine Negativ-Spirale geraten. «Heute sage ich mir: Ich habe mit 42 Jahren den Krebs besiegt. Jetzt will ich mindestens nochmals so viele Jahre leben.»