Kirchdorf
Die Traditionsgarage Stocker trennt sich von Volvo und ändert ihren Namen

Seit 1958 bürgt der Name Stocker in der Autobranche und bei der Volvo-Kundschaft für Qualität. Nun wurde der Vertretervertrag mit Volvo ausgelöst. Die Stocker Automobile AG in Kirchdorf heisst neu Cartastic AG.

Andreas Fretz
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Rico (l.) und Andreas Slamanig sind Inhaber als auch Geschäftsführer der neuen Firma Cartastic AG.
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Die Stocker Automobile AG trennt sich von Volvo und heisst neu Cartastic.
Rico (l.) und Andreas Slamanig setzen auf Vielfalt und sportliche Modelle.
Die Waschstrasse mit neuem Schriftzug.
Neue Halterung der Kontrollschilder.
2012: Trudi und Rolf Imhof (r.) übergeben an Andreas und Christa Slamanig.

Rico (l.) und Andreas Slamanig sind Inhaber als auch Geschäftsführer der neuen Firma Cartastic AG.

Sandra Ardizzone

Die Volvos auf dem Aussenhof sind verschwunden, im Showroom glänzen ein Porsche Cayman GTS 4, ein Chevrolet Camaro und ein Jaguar F-Type. Die grossen Volvo-Fahnen, die entlang der Kirchdorfer Landstrasse Richtung Baden wehten, sind durch Cartastic-Fahnen ersetzt worden. Nur hier und da erinnert auf dem Areal noch ein altes Volvo-Logo an die jahrzehntelange Vergangenheit.

Bereits im letzten Jahr erhielten die Stammkunden der Stocker Automobile AG einen Brief. Darin wurde die Auflösung des Volvo-Vertretervertrags per 2022 angekündigt. Gleichzeitig würde die Firma von Stocker Automobile AG in Cartastic AG umbenannt.

Die Philosophien sind nicht mehr kompatibel

«Die Philosophie von Volvo deckte sich nicht mehr zu 100 Prozent mit der unsrigen», begründet Rico Slamanig den Schritt. Der 21-Jährige ist neu neben seinem Vater Andreas Slamanig (55) Inhaber und Geschäftsleiter der Firma. «Es war kein Entscheid von heute auf morgen», führt Andreas Slamanig aus.

«Noch vor fünf oder zehn Jahren hätte ich mir nicht vorstellen können, dass wir den Vertrag mit Volvo je auflösen.»

Näher wollen die beiden nicht auf die Gründe eingehen. Nur so viel: Der Traditionsbruch sei ein bewusster und selbstbestimmter Entscheid gewesen.

1958 von Josef Stocker aufgebaut

Seit 1958 bürgt der Name Stocker in der Autobranche und bei der Volvo-Kundschaft für Qualität. Die Garage Stocker hatte zuerst in Baden im Kappelerhof ihren Sitz, wo sie mit dem ehemaligen Rennfahrer Jo Vonlanthen wohl den bekanntesten Autoverkäufer beschäftigte. Im Jahr 1988 bezog die Garage ihren Neubau in Kirchdorf. 2012 hat Rolf Imhof, Schwiegersohn des Gründers Josef Stocker, die Volvo-Garage an Andreas Slamanig verkauft. Slamanig hatte sich bei ihm während zweieinhalb Jahren als Betriebsleiter bewährt und brachte zuvor schon zehn Jahre Volvo-Erfahrung mit.

Nun beginnt ein neues Kapitel. «Der neue Name steht für unsere Grundwerte», sagt Rico Slamanig. Die Idee dazu hatte er in der Rekrutenschule. «Das Auto steht bei uns an erster Stelle, und es soll ein fantastisches Erlebnis sein.» Für die bestehenden Kunden soll alles beim Alten bleiben. Die Service- und Reparaturarbeiten werden vom selben Team ausgeführt. 16 Angestellte zählt die Firma. Nur die Palette erweitert sich: Konzentrierte man sich bisher auf Volvo, werden nun auch alle anderen Automarken bedient.

Neue Partnerschaft mit Le Garage

Das bringt aber auch Herausforderungen mit sich. Die Garage braucht Zugriff auf detaillierte Reparaturpläne, Diagnosegeräte und Teile aller Automarken. Dazu hat sich die Cartastic AG Le Garage angeschlossen. Le Garage ist ein Konzept der ESA (Einkaufsorganisation des Schweizerischen Auto- und Motorfahrzeuggewerbes). Le Garage-Partner sind markenunabhängige und lokal verwurzelte Garagisten. Rund 400 gibt es davon in der Schweiz. Sie reparieren und warten alle Automarken, verkaufen Neuwagen oder Occasionen sowie Autozubehör.

Spezielle und sportliche Modelle

«Wir hoffen, dass wir dadurch auch mehr Kunden ansprechen», sagen Vater und Sohn. Beide zeigen sich begeistert von den neuen Freiheiten, der Vielfalt an Automarken und Fahrzeugtypen. Das mache die Arbeit spannend. Beim Blick auf die Fahrzeugtypen wird schnell klar, dass eher das sportliche Segment im Vordergrund steht. «Unsere Occasionen sind meist spezielle Modelle, die man nicht bei jedem Kiesplatzhändler für 3000 Franken findet», sagt Andreas Slamanig.

Vieles ist also neu, eines ist aber beim Alten geblieben. Die Garage ist wie zu Stockers Zeiten ein Familienbetrieb. Vater und Sohn sind Inhaber und Geschäftsleiter, Mutter Christa leitet die Administration. «Junges Blut in der Firma tut gut», sagt der Vater mit Blick auf den Sohn, «die Welt verändert sich, wir verändern uns.» Zwar sei man nicht immer gleicher Meinung, aber man finde stets einen gemeinsamen Weg.