Nach knapp sieben Jahren wird der Club Kiste am Badener Schulhausplatz Ende Juni zumachen. Damit ziehen die Betreiber Konsequenzen, dass sie am Wochenende nicht bis 6 Uhr geöffnet haben dürfen.
Nach sieben Jahren wird Ende Juni in der «Kiste» am Schulhausplatz in Baden zum letzten Mal eine Party steigen. Die Betreiber ziehen Konsequenzen, nachdem der Kanton entschieden hat, dass der Club am Wochenende nicht bis 6 Uhr geöffnet haben darf, sondern weiter um 4 Uhr schliessen muss. Zwar hatte der Stadtrat im Sommer 2016 die längeren Betriebszeiten bewilligt. Doch dagegen erhob das Badener Hotel Linde auf der anderen Seite des Schulhausplatzes Beschwerde. Mit Erfolg: Das kantonale Departement kommt zwar zum Schluss, dass der Club zonenkonform sei. Hingegen würden die Partygäste nachweislich zu viel Lärm verursachen, weshalb der Entscheid der Stadt wieder rückgängig gemacht wurde.
Bis 26. April hätten die «Kiste»-Betreiber den Entscheid an das Verwaltungsgericht weiterziehen können. Doch dazu kommt es nun nicht. Im Gegenteil: Ende Juni geht die Geschichte des Clubs, der sich weit über die Region vor allem in der Electro-Szene einen Namen gemacht hat, zu Ende. «Die Entscheidung des Kantons hat das Fass zum Überlaufen gebracht», sagt Jorin Schmitz, einer der drei «Kiste»-Betreiber gegenüber «20 Minuten». «Vonseiten der Polizei und der Behörden werden uns seit Jahren Steine in den Weg gelegt, obwohl wir uns stets an alle Regeln halten – man will uns hier einfach nicht», sagt Schmitz. Das zeige auch das Beispiel, dass es zwischen dem Hotel Linde und der Kiste noch einen weiteren Club gebe, der deutlich länger als bis vier Uhr geöffnet habe. «Unsere Gäste müssen um vier Uhr das Lokal verlassen, weil sich das Hotel Linde über den Lärm beklagt, und dann gehen sie weiter in einen Club, der noch näher beim Hotel ist, das ist doch bizarr.»
Im Herbst 2011 eröffneten die drei Surbtaler Jorin Schmitz, Renato Binder Marc Huber die «Kiste». Diese war quasi der Nachfolge-Club des «Ventil», das fünf Jahre zuvor im ehemaligen Kleiderladen am Schulhausplatz gegründet wurde. Beide Clubs sahen sich immer wieder mit Klagen über Lärm und Abfall konfrontiert, befindet sich die Liegenschaft doch in einer gemischten Wohnzone. Hauptproblem waren vor allem vor dem Lokal herumstehende und sich unterhaltende Personen sowie der Weg- und Zugang zum Club. Doch die Clubbetreiber liessen nichts unversucht, die Emissionen so gut als möglich klein zu halten. So wurden Security-Mitarbeiter engagiert, die für Ruhe sorgen sollten. Zudem wurden die Gäste-Schlangen in die Unterführung des Schulhausplatzes verlegt, damit weniger Lärm nach oben dringen konnte.
Von Anfang an setzten die «Kiste»-Betreiber auf «Electro» und lockten mit namhaften DJ’s Gäste weit über die Region hinaus an. «Wir wollen mit unserem Angebot eine Lücke füllen und damit die Leute, die nach Zürich in den Ausgang gehen, abfangen», sagten die Betreiber bei der Eröffnung. «Ein bisschen Zürich-Flair in Baden.»
Das ist den Betreibern in den letzten sieben Jahren nicht nur dank dem Angebot an Partys und namhaften DJ’s gelungen, sondern auch dank der Liebe für die Einrichtung des Clubs. So verliehen sie dem Club bei der Übernahme im Herbst 2011 einen neuen Look. Auch wurden in eine bessere Musikanlage und eine neue Lichtanlage und vor allem in einen besseren Schallschutz investiert. «Wir wollen, dass der Clubbesuch zu einem Erlebnisabend wird», so die Betreiber bei der Eröffnung. Diese Versprechen haben sie eingelöst. Unvergessen etwa der temporär eingerichtete Mammut-Garten unter dem Mammutbaum, der 2015 der Sanierung des Schulhausplatzes zum Opfer fiel.
Die Ankündigung über das baldige Ende kommt auch deshalb überraschend, weil die Stadt Baden erst Anfang März das Tanzverbot aufgehoben hat. Clubs ist es somit möglich, auch an christlichen Feiertagen bis 4 Uhr geöffnet zu haben. Auch die «Kiste» reagierte freudig auf diese Nachrichten: «Wir werden auf alle Fälle Gesuche für verlängerte Öffnungszeiten stellen. Es war in der Vergangenheit immer ein grosser Frust zu sehen, dass hier in der Region zwar die Nachfrage nach Partys vorhanden gewesen wäre, die Leute aber an den Feiertagen stattdessen nach Zürich pilgerten.»
Das werden viele Party-Gäste ab Juli diesen Sommer nun trotzdem tun. Jorin Schmitz freut sich aber auf die letzten Monate der «Kiste» und plant bereits eine grosse Abschlussparty am letzten Juni-Wochenende. «Es soll ein schönes Ende werden. Wir sind ja auch stolz auf das, was wir in den letzten sieben Jahren geleistet haben.»