BT-Kolumne
«Mini Chuchi, dini Schwiiz»: Über das Essen vor dem Fernseher

Eine Unkultur mit Ausnahmen: Hans Oldani alias Jean zum Essen vor laufendem Fernseher.

Hans Oldani*
Hans Oldani*
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Früher war das ein No-Go. Essen vor dem laufenden Fernseher, also bitte sehr, sicher nicht! Entweder man isst, oder man ist vor dem Kasten und schaut fern. Aber sicher nicht beides zusammen. Ok, es gab da Ausnahmen: Zum Beispiel waren die Skiabfahrten am Lauberhorn und Hahnenkamm sakrosankt. Da durfte aus dem Suppenteller auf den Knien gelöffelt werden, erlaubt sogar vom gestrengen Familienoberhaupt, der Mutter. Es blieb ihr gar nichts Anderes übrig, wenn sie nicht einen Aufstand der übrigen Familienmitglieder riskieren wollte. Einen Ess-Sitzstreik quasi vor dem TV, Hunger hin oder her.

Und heute? So etwas kommt sicher nicht mehr vor, sagen Gianna und Giovanni, da sind sie sich einig. Welche Barbarei, welche Unkultur! Ok, es gibt da Ausnahmen: Zum Beispiel in den Winterferien, in der gemütlichen, kleinen Ferienwohnung. Da steht der Fernseher neben dem Esstisch neben dem Kochherd neben der Wohnungstüre neben dem Sofa. Was spricht in dieser speziellen Situation dagegen, die Flimmerkiste nicht schon etwas früher in Betrieb zu nehmen?

Da sind sich Gianna und Giovanni schon wieder einig, wunderbar! Der eine kocht, die andere tischt auf. Oder umgekehrt. (Bitte keine deplatzierten Sprüche, liebe Sportsfreunde!) Dazu laufen das TV-Vorabendprogramm und ein feiner Tropfen durch die Kehle. Man zappt sich durch die Sender, dazwischen liegen, wenn es sein muss, auch noch pochieren, pürieren und telefonieren drin. Welche Barbarei, welche Unkultur! Aber sowas von gemütlich, da sind sich Gianna und Giovanni einig.

Allerdings, dies sei an dieser Stelle zugegeben: So konfliktfrei ist die Sauce, äh, die Chose nicht immer. Man stelle sich einmal vor, dass gerade «Mini Chuchi, dini Chuchi» oder «Mini Schwiiz, dini Schwiiz» läuft. Eine veritable Folter für Giovanni, wenn auf dem andern Sender zeitgleich ein Nachtslalom übertragen wird. Da sind sich Gianna und Giovanni nicht wirklich einig.

Jean

PS. Zwei scheue Fragen: Gibt es noch andere «Mini … dini»- Sendungen? Wenn ja: Braucht’s die wirklich?

*Hans Oldani alias Jean wohnt in Wohlenschwil. Er ist Autor des Buchs «Haben wir schon angestossen?» mit fast 50 Kolumnen.