Die Schulhäuser Burghalde und Pfaffechappe bieten nach teuren Umbauten nur für kurze Zeit genügend Platz. An der Einwohnerratssitzung vom Dienstag wurde der Entscheid kritisiert, nur 51 Abteilungsräume im Schulhaus Burghalde zu bauen.
Vor einem Monat feierte Baden den Spatenstich für das neue Sekundarstufenzentrum Burghalde. In der Einwohnerratssitzung vom Dienstag wurde nun Kritik laut, dass das teure neue Schulhaus schon zwei Jahre nach seiner Fertigstellung zu wenig Platz haben wird. Selena Rhinisperger (SP) sagte: «Die aufgrund von Kostendruck beschlossene Verkleinerung von 54 auf 51 Abteilungsräume im Schulhaus Burghalde führt dazu, dass – sage und schreibe – zwei Jahre nach Inbetriebnahme dieses 100-Millionen-Projekts das Schulhaus schon fast wieder zu klein ist.»
Die Schülerzahlen in Baden sollen laut dem vorgelegten Schulraumplanungsbericht sehr stark ansteigen – in der Innenstadt um das Dreifache bis ins Jahr 2033. Der Einwohnerrat genehmigte den Bericht am Dienstag, trotz Vorbehalten. Man könne zwar erneute Investitionen in den Schulraum noch ein paar Jahre hinauszögern, wenn man zum Beispiel die Klassengrössen erhöhe oder die Stundenpläne verdichte. Eine Schule, die flexibel auf sich wandelnde Anforderungen reagiere und die Qualität der Bildung gewährleisten kann, sei für sie aber etwas anderes, so Rhinisperger.
Einwohnerrätin und Schulpflegerin Esther Frischknecht (FDP) sagte: «Es macht uns stutzig, dass die Burghalde bereits im Schuljahr 2023/24 zu wenig Schulraum haben wird. Wir haben dort also genau für zwei Jahre genügend Schulraum.» Und die gleiche Problematik gebe es in der Pfaffechappe. Das Schulhaus Pfaffechappe soll bis im Sommer 2023 fertig saniert sein und Platz für 24 Primarschulklassen bieten. Bereits ein Jahr später braucht es aber Platz für 25 Klassen. Positiv stimme die FDP aber der Optimierungswille der Schule Baden, die mit betrieblichen Lösungen ermögliche, dass es in der Stadt trotzdem genügend Schulraum bis 2029 geben werde.
Rund 100 Millionen kostet allein die neue Schulanlage Burghalde, in der ab 2021 Real-, Sekundar- und Bezirksschüler zur Schule gehen. Die Stadt gibt in den kommenden Jahren überhaupt sehr viel Geld aus für Schulhäuser: Auch die Primarschulhäuser Tannegg und Ländli müssen saniert werden. Das bisherige Oberstufenschulhaus Pfaffechappe soll grundlegend renoviert und zu einem Primarschulhaus werden. Die Investitionen in die Schule haben grosse Auswirkungen auf die Stadtfinanzen. Ende November stimmt das Badener Stimmvolk über eine Steuerfusserhöhung auf 97 Prozent ab.
Der Stadtrat und eine Mehrheit der Parteien sind sich darin einig, dass ein höherer Steuerfuss nötig ist, um den Schuldenberg der Stadt nicht allzu stark anwachsen zu lassen. Im nächsten Jahr wird sich die Schuldenlast der Stadt aber mehr als verdreifachen auf 65 Millionen Franken. Bis in zehn Jahren könnten sich noch einmal verdoppeln.
Stadtammann Markus Schneider (CVP), der in der Planungsphase der Burghalde Bauvorsteher war, sagt zu den Platzproblemen, die reduzierte Anzahl Schulzimmer im neuen Sekundarstufenzentrum resultiere daraus, dass man aus Kostengründen auf ein Stockwerk verzichtet habe. «Wir bauen aber so, dass man später ein weiteres Stockwerk hinzufügen könnte, wenn es wirklich unbedingt nötig ist», so Schneider. Und der Stadtrat habe stets gesagt, dass man einem allfälligen Platzmangel auch mit betrieblichen Massnahmen begegnen könne – sprich eben grössere Klassen oder eine Verdichtung des Stundenplans.
Weitere Möglichkeiten für das Problem wären laut dem Schulraumplanungsbericht, dass man etwa das historische Kutscherhaus der Villa Burghalde zu Schulraum umnutzt, oder dass man mit anderen Gemeinden, zum Beispiel mit Obersiggenthal oder Wettingen zusammenarbeitet, sprich Schüler über die Gemeindegrenzen austauscht.