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Das Kantonsspital Baden habe Schwerkranke schwitzen lassen, kritisiert eine Angehörige. Jetzt nimmt die Spitalleitung Stellung zu den Vorwürfen.
Tut das Kantonsspital Baden zu wenig, um seine Patientinnen und Patienten vor der Hitze zu schützen? Barbara Zbinden aus Umiken sagt, sie sei schockiert gewesen, wie das KSB auf die hohen Temperaturen reagiert habe. Sie war in den vergangenen Wochen als Angehörige einer Schwerkranken regelmässig zu Besuch im Spital.
«In den Zimmern war teilweise eine unerträgliche Hitze», sagt Zbinden. Sie wolle sonst nichts an der Behandlung im KSB bemängeln. Es gehe ihr allein darum, dass schwerkranke oder sterbende Patienten würdevoll behandelt werden. Barbara Zbinden sagt, sie habe mehrmals nachgefragt, ob man nicht Ventilatoren oder Kühlgeräte in die Zimmer stellen könne.
Sie sei aber immer mit der Begründung abgewiesen worden, das gehe wegen der Hygienevorschriften nicht. Und schliesslich stehe der Neubau des KSB bevor. Das bestehende Bettenhaus stammt aus dem Jahr 1978 und wird bis 2022 durch einen hochmodernen Neubau ersetzt. Spatenstich ist Ende August. Das alte Spital steht an exponierter Lage in Baden-Dättwil.
«Der Hinweis auf den Neubau hilft den hitzegeplagten Patienten nichts, die jetzt im KSB sind. Viele Kranke sind in ihrer Situation hilflos und wären froh, um etwas Abkühlung», sagt Zbinden. «Es wird so viel Geld in die Spitzenmedizin investiert. Aber für Kühlgeräte scheint der Kanton kein Geld zu haben.»
Sie habe selbst lange als Pflegedienstleiterin gearbeitet und wisse, wie wichtig es sei, die Patienten rasch und unkompliziert vor Hitze, Kälte oder anderen Einflüssen zu schützen. Auch Ärzte und das Pflegepersonal würde unter der Hitze leiden.
Besonders stossend findet Zbinden, dass selbst mitgebrachte Ventilatoren kein Problem seien. Für diese würden die Hygienevorschriften nicht gelten. Sie habe vor gut zehn Tagen zwei E-Mails an das Beschwerdemanagement des KSB und an die Beschwerdestelle zuhanden des Departements Gesundheit und Soziales geschickt.
Ausser einer Empfangsbestätigung habe sie bis jetzt keine Antwort erhalten. Vom KSB sei sie telefonisch mit den genannten Argumenten abgespeist worden. «Für mich ist das ein Armutszeugnis für das KSB», sagt Zbinden.
Omar Gisler, Mediensprecher des KSB, sagt zu den Vorwürfen: «Die Ärzteschaft und das Pflegepersonal im KSB setzen sich Tag für Tag mit viel Engagement für das Wohl der Patientinnen und Patienten ein. Umso mehr bedauern wir es, wenn sich Patienten nicht gut aufgehoben fühlen.»
Konstruktive Rückmeldungen nehme das KSB gerne entgegen: «Sie helfen uns, unsere Abläufe weiter zu optimieren. Die vielen positiven Feedbacks, die wir auf den Stationen erhalten haben, zeugen davon, dass die Fürsorge des Pflegepersonals gerade in den Tagen mit extremer Hitze sehr geschätzt wurden.»
In Anbetracht dieser Hitzewelle seien die Handlungsmöglichkeiten auch in einem Spital beschränkt. «Um die Hitze draussen zu halten, werden die Patientenzimmer frühmorgens gelüftet. Anschliessend werden, wo möglich, die Storen geschlossen», sagt Gisler.
Zudem würden den Patienten kühle Getränke angeboten. «Im gesamten Gebäude stehen Wasserflaschen zur Verfügung. Wer selber nicht trinken kann, erhält eine Sprayflasche für die Befeuchtung der Mundschleimhaut.»
Auch die Körperpflege werde bei Hitze intensiviert. Duvets machen leichteren Leintüchern Platz, die Bettwäsche wird häufiger gewechselt. Die betroffene Patientin habe überdies kühlende Waschungen mit Pfefferminze erhalten. Das Pflegepersonal biete den Patienten Kühlbeutel, Glace und Wassermelonen an. Die Küchencrew habe den Menüplan auf die Hitze abgestimmt.
«Dass es im 13 Stockwerke hohen KSB mit seiner Südfassade recht warm werden kann, liegt auf der Hand, sagt Gisler. Gekühlt seien im KSB etwa Operationssäle, Notfallstationen und Intensivpflegestationen. «Klimaanlagen müssen aber streng überwacht werden, damit sich keine gefährlichen Keime bilden, die über die Luft verbreitet werden.» Deshalb würden die meisten Bettenzimmer nicht gekühlt. Abgesehen davon wäre die Ausstattung sämtlicher Zimmer mit Klimaanlagen finanziell nicht tragbar.
Im Kantonsspital Aarau klingt es ähnlich. Mediensprecherin Isabelle Wenzinger sagt: «Die altbewährten Mittel, die man zu Hause anwendet, gelten auch bei uns: Den Raum lüften und abdunkeln, genügend zu trinken anbieten oder ein Leintuch statt einer Decke verwenden.» Der Einsatz von Ventilatoren sei im KSA aus spitalhygienischen Gründen nicht erlaubt. Bei den aktuellen Temperaturen zeige man aber eine gewisse Toleranz.