Baden
Kulturhäuser fordern, dass die Stadt beim Nordportal nochmals über die Bücher geht

Badener Kulturinstitutionen verlangen solidarisch, die Streichung der Finanzbeiträge zu sistieren. Damit soll das Nordportal genügend Zeit erhalten, sich wirtschaftlich auf die neue Situation einzustellen.

Roman Huber
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Die Badener Band The Pedestrians – hier an ihrem Konzert im Januar dieses Jahres – weiss die Qualität des Nordportals als Konzerthalle zu schätzen.

Die Badener Band The Pedestrians – hier an ihrem Konzert im Januar dieses Jahres – weiss die Qualität des Nordportals als Konzerthalle zu schätzen.

Romana Jeker

«Der Entscheid, in der Abteilung Kultur Einsparungen im Umfang von vier Prozent des bisherigen Budgets vorzunehmen, ist zu sistieren», lautet die Forderung, die seit Montag dem Stadtrat in Form eines dringlichen Wiedererwägungsgesuchs vorliegt. Damit soll dem Nordportal, dem der Stadtrat per 2018 die Beiträge streichen will, genügend Zeit eingeräumt werden, sich wirtschaftlich auf die neue Situation einzustellen, die ein solcher Entscheid mit sich bringt.

Der Schock sass vor zehn Tagen tief, als vor versammelter Vertretungen der Badener Kulturinstitutionen eröffnet wurde, dass dem Nordportal ab 2018 sämtliche finanzielle Unterstützung gestrichen würde. Zwar stellte sich die Nordportal-Leitung auf eine Beitragskürzung ein, die sich gemäss Voankündigung der Stadt im schlechtesten Fall laut Muriel Peterhans auf 60'000 Franken belaufen hätte. Nun wird auch der Miet- und Nebenkostenbeitrag gestrichen. Die andern Kulturinstitutionen, die von der Stadt unterstützt werden, zeigten von Beginn an ihre Solidarität gegenüber dem Nordportal.

Verständnis fürs Sparen, aber . . .

«Die Kulturvermittelnden sind sich der finanziellen Lage der Stadt bewusst und haben die vorangegangenen Sparrunden aktiv mitgetragen», steht im Schreiben, das der Redaktion vorliegt. Auch wenn mehrere Kulturinstitutionen ans Existentielle reichende Kürzungen bereits hinnehmen mussten, sei bislang darauf lösungsorientiert reagiert worden, heisst es. «Das war nicht einfach, aber auf das gemeinsam Erreichte dürfen wir alle stolz sein», so Susanne Slavicek, Präsidentin des Bluesfestivals, namens der Kulturvermittelnden. Vom spontanen Vorschlag, dass alle Kulturinstitutionen zugunsten des Nordportals einen Sparbeitrag liefern sollen, kam man weg.

Die Kurzfristigkeit der beschlossenen Massnahme wirke sich auf den ersten Blick nur für eine Kulturinstitution aus, berge bei genauerer Betrachtung aber erhebliches Schadenpotenzial für den Kulturstandort als Ganzen, so Slavicek. «Das Nordportal ist ein wichtiges von jenen vielen Puzzleteilen, die Baden auf Platz 1 im Bereich Kultur/Freizeit im Schweizerischen Städteranking bringen.»

Entscheid mit weiteren Folgen

Weil Konzerte und Veranstaltungen langfristig geplant werden, droht im Nordportal aufgrund des kurzfristigen Entscheides 2018 ein Leerstand, der für die Betreiber existenzielle Folgen hätte. Für einige Veranstalter, so auch Figura Theaterfestival, Bluesfestival Baden, One Of A Million, Blues Club und weitere steht in der Region keine vergleichbar geeignete Infrastruktur zu Verfügung. Der Stadt drohe darum die Abwanderung von Festivals, heisst es im Gesuch. Man dürfe nicht vergessen, dass «die Kultur konjunkturelle Impulse für die Wirtschaft gibt und Wertschöpfung und Arbeitsplätze in anderen Branchen schafft», so die Begründung. Die Kulturvermittler stützen sich auf eine Studie der Stadt Basel, die zum Schluss kommt, dass Kultur nebst Standortfaktor auch emotionaler Bindungsfaktor sei.

«Stadt und Stadtrat mögen der Kultur die Zeit einräumen, um auf die Situation zu reagieren und konstruktiv eine Lösung zu finden», heisst es in der Forderung. Das Nordportal stehe zudem im Einklang mit dem Planungsleitbild für das Gebiet Baden Nord. Laut den Kulturvermittlern könnte dessen Schliessung auch das Werkk als städtische Einrichtung in seiner Existenz bedrohen.

Patrick Nöthiger, Leiter Kultur der Stadt Baden, beurteilt den Vorstoss grundsätzlich positiv. «Er erfolgt gebündelt, ist mit den wesentlichen Stakeholdern der städtischen Kulturlandschaft abgesprochen und enthält mit der Sistierung und der damit einhergehenden Möglichkeit zur Suche nach alternativen Lösungen auch einen konstruktiven Vorschlag.» Das Vorgehen zeuge von einem lebendigen und aktiven Kulturplatz und sei deshalb auch entsprechend zu würdigen, erklärt Nöthiger.