Nach fast 19 Jahren schliesst das Jugendkulturlokal «Merkker» im Merker-Areal. Ende August geht es im «Werkk», dem Nachfolgelokal in der Alten Schmiede, weiter.
Das «Merkker» dürfte in der Geschichte der Badener Jugendszene bestens vermerkt sein. In seinen knapp 19 Jahren haben zwar Führungscrew und Besucherschaft gewechselt. Darum werden die wenigsten jungen Gäste von heute wissen, welche Bedeutung diesem Ort damals, im Jahr 1996, zugekommen war.
Mit der Eröffnung des «Merkwürdig», so hiess das Lokal zu Beginn, ging für die Badener Jugendarbeit eine lange Leidenszeit zu Ende. Denn Baden steckte jugendpolitisch in der Krise. 1988 wurden nach langem Seilziehen per Gerichtsbeschluss im «Kornhaus» sämtliche lauten Musikveranstaltungen verboten. Das «Kornhaus» hatte sich seit 1965 zum weitherum bekannten Jugendhaus entwickelt. Trotz Petition und Protestaktionen kam es unweigerlich zur Schliessung.
Diese Zeit fiel direkt in die aus jugendpolitischer Sicht «wilden Achtzigerjahre». Auch der Ruf nach einem autonomen Jugendhaus wurde laut. Das ehemalige Brauereigebäude Falken, an der Badenfahrt 1982 erfolgreich auf seine Tauglichkeit geprüft, war ebenso als Lokal für Rockmusik und Jugendhaus im Gespräch wie 1988 der leerstehende Schlachthof auf Wettinger Boden, der von jungen Leuten vorübergehend sogar besetzt wurde. An der BBC-Strasse nistete sich 1990 die Gruppe Ikuzeba mit ihrem alternativen Kulturzentrum Kuba ein. Wenige Jahre später startete der Konzertbetrieb in der Halle 36.
Obschon die Stadt mit einem neuen Konzept der Jugendarbeit in Rütihof, Dättwil und im Kappelerhof Anfang der 90er-Jahre betreute Jugendtreffs eröffnete, blieb im Zentrum das jugendkulturelle Vakuum bestehen. Die Unzufriedenheit der Jugendlichen führte im Jahr 1995 zu einer Besetzung oder vielmehr zu einem friedlichen Happening des frisch renovierten Stadtcasinos durch rund 500 Jugendliche.
Die Lösung lag beim Stadtrat damals bereits vor: Die Stadt mietete sich im Merker-Areal ein. Was unter dem Namen «Merkwürdig» als Jugendkulturlokal begann, wurde nach Startproblemen zur Erfolgsgeschichte. Mit partizipativer Jugendarbeit und dem soziokulturellen Gedanken wuchs ein Jugendkulturlokal heran, dessen Konzept schweizweit als Vorzeigebeispiel galt und mehrfach nachgeahmt worden ist. Das Ende im Merker-Areal war aber unausweichlich. Der Mietvertrag wurde zuerst verlängert, doch per März muss das «Merkker» geräumt sein. Die Badener Jugendkultur geht im «Werkk» weiter – 500 Meter stadtauswärts in der Alten Schmiede auf dem ABB-Areal.
Ein paar Bilder von denkwürdigen Veranstaltungen im Merkker: