Gebenstorf
Kündigung des Gemeindeleiters ein herber Schlag für die Kirchengänger

In Gebenstorf tritt der beliebte Gemeindeleiter der Kirche, Andres Zimmermann, zurück – 174 Unterzeichnende geben sich in einem offenen Brief bestürzt.

Daniel Vizentini
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In Gebenstorf bleibt die Kirche im Dorf, der Leiter hingegen geht.

In Gebenstorf bleibt die Kirche im Dorf, der Leiter hingegen geht.

Alex Spichale

Der Kirchgemeindeleiter von Gebenstorf, Andreas Zimmermann, ist sehr beliebt. So beliebt, dass sich seit dem Bekanntwerden seines baldigen Rücktritts die Gebenstorfer Katholiken tief bestürzt geben – und sich nun aktiv für ihn einsetzen. «Wenn kleine Kinder so gerne in den Religionsunterricht gehen, vor Weihnachten Grosseltern und ihre Enkel gemeinsam basteln und singen oder die Messe auch für Kinder verständlich ist und von Gemeindemitgliedern mitgestaltet wird, dann sind bestimmt Jutta und Andreas Zimmermann am Werk», schreiben zwei Initianten in einem offenen Brief, den 172 weitere Personen mitunterzeichnet haben. Sie hätten viel zu verlieren, denn Zimmermann sei ein engagierter Gemeindeleiter, der einiges bewirkt habe.

Doch warum hat Zimmermann gekündigt? Er selber mag derzeit keine Auskunft geben. Daniel Ric, Präsident der Kirchgemeinde Gebenstorf-Turgi, erklärt das Geschehene aus seiner Sicht: Die Pfarreien werden derzeit neu strukturiert. Bis anhin sei ein Gemeindeleiter oder Pfarrer nur für seine Pfarrei verantwortlich und so weitgehend autonom gewesen. Künftig werde man aber die Pfarreien im Kanton zu Pastoralräumen zusammentun. Die Pfarreien von Gebenstorf und Turgi, die bereits als Kirchgemeinde zusammengehören, werden mit der Pfarrei von Birmenstorf zum Pastoralraum «AG 8» zusammengetan.

«Im Pastoralraum wird ein Seelsorger nicht mehr nur für seine Pfarrei, sondern alle drei Seelsorger werden für alle drei Pfarreien verantwortlich sein», sagt Ric. Wenn ein Seelsorger zum Beispiel ein besonderes Flair für die Jugendarbeit habe, dann werde er sich in allen drei Pfarreien der Arbeit mit den Jungen widmen, statt sich in einer Pfarrei um mehrere Ressorts zu kümmern. «Die Aufgabengebiete jedes Seelsorgers werden spezialisiert statt verbreitert», fasst Ric die Reorganisation zusammen.Das habe zu Diskussionen geführt, die Meinungen zu den künftigen Änderungen seien auseinandergegangen, sagt er. Im Pastoralraum «AG 8» wird es künftig nur einen Gemeindeleiter oder Pfarrer geben, dem mehrere Seelsorger unterstehen. Dies sei früher bereits so gewesen, erklärt er. Bis 1910 gehörten Gebenstorf und Turgi zur Pfarrei Birmenstorf. «Erst mit der Bevölkerungszunahme kam der Wunsch nach eigenen Pfarreien.»

Andreas Zimmermann bleibt vorerst Gemeindeleiter in Gebenstorf, wird sich aber nicht zu den Neuwahlen im Herbst stellen. Falls er schon vorher eine neue Stelle findet, wird er die Pfarrei bereits vor den Wahlen verlassen. «Falls nicht, bleibt er in Gebenstorf, bis er eine passende, neue Stelle findet», sagt Ric.

Die Verfasser des offenen Briefs fragen sich dennoch: «Dürfen Unstimmigkeiten in der Organisationsstruktur der Kirchgemeinde zu solchen Konsequenzen führen?» Sie machen sich Sorgen: «Wer begleitet uns durchs Jahr mit Anlässen, wer führt unsere Kinder verständnisvoll an die Religion heran?» Und: «Werden wir überhaupt wieder einen Gemeindeleiter erhalten?»

Kirchgemeindepräsident Daniel Ric gibt Entwarnung. «Die tollen Aktivitäten, die Andreas Zimmermann initiiert hat, werden heute mit ehrenamtlichen Arbeitern gestaltet und hoffentlich weitergeführt», sagt er. Und da Gebenstorf von der Mitgliederzahl her die grösste der drei Pfarreien sei und geografisch in der Mitte zwischen Birmenstorf und Turgi liege, werde der Pfarrei sicher «ein besonderes Augenmerk gewidmet».