Roger Kaysel, Sylvette Nick und Ueli Schmutz stellen ihre Hände vor.
Zwischen zwei Fingern ist ein Seil gespannt, auf dem eine Figur balanciert. Sieht man länger hin, entpuppt sich diese aber als Finger. Wohin man sich in der Galerie Anixis auch wendet: Hände und Finger erheischen überall Aufmerksamkeit. Selbst einen Galgen nehmen sie in Beschlag. Von diesem baumelt kein Mensch, sondern eine Hand. Und einer wirft ihr ein bitter-süsses Adieu hinterher, indem er den Hut vor ihr zieht. Wer vor diesen und noch anderen satirischen Cartoons rätselt, wird von Roger Kaysel aufgeklärt: «Diese Bilder resultieren aus meiner Beschäftigung mit der Hand in der Literatur.» Natürlich: Kaysel ist ja ein Büchernarr. Und dann sagt der Fotograf, Autor und Cartoonist noch einen dem Philosophen Immanuel Kant zugeschriebenen Satz: «Die Hand ist der sichtbare Teil des Gehirns»: Man versteht das jetzt viel besser.
Das Thema Hand wird von Ueli Schmutz weitergeführt und kontrastiert. Seine gelblichen oder ockerfarbenen Keramiken wirken im Vergleich zu Kaysels schlanken, stets leise Bedrohung verratenden Händen «bodenständiger», zugleich aber auch sehr verspielt. Auf jeden Fall sind sie eine schöne, durch ihre Farbgebung immer wieder an südamerikanische Kunst erinnernde Ergänzung zu den Cartoons. Das Verspielte, Skurrile, durch Alltägliches witzig infrage gestellte spielt auch bei Sylvette Nicks Bildern und Figuren eine grosse Rolle. Auf das Bild mit dem rotem Klatschmohn fliegt die Betrachterin förmlich: Zum einen, weil die kräftigen Farben betören; zum anderen aber, weil zwei Fabelwesen auf Zehenspitzen stehen und Händchen halten. Vielleicht eine Liebesidylle? Man wird misstrauisch, wenn man die Legende am Bildrand liest: «Ihre Dates enden immer im Chaos.» Von solch feinem Humor beschaffen ist die gesamte Ausstellung, die an einem speziellen Ort stattfindet. «Kunst braucht Gunst», wendet sich Roger Kaysel an die eben solche Gunst gewährende Galeriebesitzerin Hanni Malcotsis. Die beiden Wörter haben es dem Redner angetan. Das Ausüben (dürfen) von Kunst sei eine Gunst – wem würde das nicht einleuchten? Von Gunst wieder zurück zur Kunst und damit zur Ausstellung. «Da handle es sich eher um Randständiges. Doch was ist das?» Nach einer kleinen Pause (dramaturgische Akzente müssen sein) stellt Roger Kaysel etwas selbstironisch fest: «Sicher ist es eine Kunst, die weder bei Christie’s noch Sotheby’s unter den Hammer kommen wird.»
Ausstellung: Roger Kaysel (Cartoons), Sylvette Nick (Objekte und Bilder) und Ueli Schmutz (Keramiken) stellen ihre Werke bis Sonntag, 25. Februar in der Galerie Anixis, Baden Oberstadt, aus. Roger Kaysel wird am Mittwoch, 24. Januar, 19 Uhr, Essays aus seinem «Handbuch» lesen; Öffnungszeiten der Galerie Anixis: Dienstag, Mittwoch, Freitag, Samstag: 14 bis 18 Uhr; www.anixis.ch.