Künstlerin Maria Kaegi will sich weder bei ihren Projekten noch beidem eigenen Lebensstil in ein Korsett zwängen lassen. Besonders allergisch reagiert die Künstlerin nämlich gegen Manipulation.
Wie Gestalten, die miteinander palavern, wirken die farbigen Stelen aus Plexiglas und Alurahmen, die Maria Kaegi zurzeit im Schaufenster des Kundenzentrums
E-Punkt (Regionalwerke Baden) präsentiert. Die fragilen Gebilde in Orange, Gelb und Rot sind zusammengruppiert. Nur die grüne Figur steht im Abseits. «Die Installation fertigte ich für die ‹KulTour 2015› an und wollte damit auf das Stadtgeschehen in Baden eingehen», erzählt die gebürtige Wettingerin, die mit ihrer knallgelben Jacke und dem türkisfarbenen Schal perfekt zu ihrer Kreation passt.
Seit 2008 arbeitet Kaegi als freischaffende Künstlerin und stellt bei ihren Projekten die Botschaft stets vor irgendwelche ästhetischen Kriterien. «Ich suche Themen, die tiefgründig, oft sogar provokant sind, und ans Lebendige gehen», schildert sie ihr Schaffen und fügt hinzu: «Beim Umsetzen bin ich konsequent und kompromisslos. Ich frage mich nicht, was andere darüber denken.» Kaegi will weder gefallen noch Erwartungen erfüllen. «Ich habe nie das Gefühl, mich beweisen zu müssen», meint sie mit Überzeugung.
Die persönliche Freiheit geht ihr über alles. Und das nicht nur, weil die heute 65-Jährige finanziell unabhängig ist und nicht von ihrer Kunst leben muss. Mit 18 löste sie sich von ihren Eltern und den fünf Geschwistern, die allesamt Mitglieder in einer Freikirche waren. Nicht einfach für die junge Frau. Aber der Drang, die eigene Identität zu finden, überwog. «Ich bin allergisch auf jegliche Art von Manipulation», sagt Kaegi. Das Eingezwängtsein in ein Korsett und irgendwelche Verhaltensnormen ist immer wieder zentrales Thema in ihrer Kunst.
Bis zum Umbau des Schulhausplatzes führte Maria Kaegi 4,5 Jahre lang die Badener Galerie Unterführung, die aus nichts Weiterem als einem Schaufenster in der Passage zwischen Altstadt und Mellingerstrasse bestand. Jahrelang hatte sie als Dozentin an der Zürcher Hochschule für Künste gearbeitet, bevor sie sich für die berufliche Unabhängigkeit entschied. Seither machte sie durch Exponate von sich reden, die polarisieren. Bei ihrem Ausstellungszyklus «Weiblichkeit» malte sie unter anderem einen magersüchtigen Körper mit Nagellack und Lippenstift auf Plexiglas. Mit Lidschatten und Eyeliner skizzierte sie eine kahlköpfige Brustkrebserkrankte. Markus Delz, der jeweils Texte zu Kaegis Werken verfasst, schrieb dazu: «Aus dem Traum erwacht in den Albtraum der Realität.» Zum Thema «Geschlechterwandel und Transsexualität» gestaltete sie einen zweigeschlechtlichen Torso aus Kunststoff und Goldfolie, unter dem seitenverkehrt stand: «Wende im Laufe der Zeit. Herausforderung zur Toleranz.»
In ihrer Wohnung im Meierhof-Quartier, das sie vor allem wegen des friedlichen Zusammenseins verschiedenster Nationen schätzt, lebt sie allein. Heiraten und Familie kamen für sie nie infrage. Obwohl Kaegi noch keinen neuen Ausstellungsort gefunden hat, tüftelt sie unentwegt weiter an neuen Objekten. Seit einem Unfall widmet sie sich dem eigenen Älterwerden. Sie hat drei Kuben kreiert, den Äussersten aus Rost, den Innersten aus Gold. «Mit zunehmendem Alter kommt man immer näher an sich selber ran. In die Jahre zu kommen, kann etwas Wunderbares sein», erklärt sie dazu.
Installation «Angepasst» von Maria Kaegi noch zu sehen bis zum 31. März im Schaufenster von E-Punkt, dem Kundenzentrum der Regionalwerke, Haselstrasse 15 in Baden.