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Die Gewerkschaft Unia, Juso und SP prangern die soziale Ungleichbehandlung von Arbeitnehmern an.
Baden ist zwar nicht Zürich, dennoch gehört der Umzug durch die Innenstadt traditionell zum Programm der 1.-Mai-Feier. Dieses Jahr zeigten sich die «Genossen» aber etwas wasserscheu: Weil der Regen nie nachliess, beschränkten sie sich auf eine kurze Kundgebung durch die Badstrasse, den Schlossbergplatz, die Bahnhofstrasse und wieder zurück zum Festzelt am Bahnhofplatz.
«Wir haben stattdessen versucht, mit den Menschen zu reden», sagt Florian Vock, Präsident des Komitees 1. Mai Baden. So gingen die Demonstranten von Geschäft zu Geschäft und verteilten den Arbeitern rote Rosen als kleine Genugtuung dafür, dass der Tag der Arbeit im Aargau kein Feiertag ist. Die meisten Arbeiter reagierten positiv überrascht.
Nur im Sunrise-Shop wähnte man sich offenbar an einer Zürcher Nachdemo: Als ein Verkäufer die Demonstranten kommen sah, nahm er aus Angst vor Übergriffen umgehend die Reklametafel von der Strasse und trug sie in den Laden hinein. «Sonst haben wir nachher kein Schild mehr», sagte er.
Grund zur Aufregung gab es aber keinen. Untermalt von Trillerpfeifen und Rufen wie «solidarisieren, mitmarschieren» liefen die Vertreter von Unia, Juso und SP durch die Strassen und zeigten, dass die Linke der Region Baden weiterhin präsent ist. Ebenfalls zugegen – weil zeitlos – war das Motto der diesjährigen 1.-Mai-Feier, «soziale Gerechtigkeit statt Ausgrenzung».
«Es ist wichtig, immer wieder auf die sozialen Ungleichbehandlungen in der Arbeitswelt hinzuweisen», sagt Florian Vock. «Die bürgerlichen Parteien sagen, das Problem seien die Ausländer. Wir sagen, das Problem ist die Ungleichheit.»
Geri Müller: «Auch in Baden werden zu tiefe Löhne gezahlt»
Stadtammann Geri Müller sprach dieses Thema in seiner Rede im gefüllten Festzelt an. «Auch in Baden werden Löhne gezahlt, die nicht der Arbeit entsprechen, die diese Menschen ausüben», sagte er, ohne Beispiele zu nennen. Punkto Lohndumping kritisierte Pascal Pfister, Sekretär der Unia Aargau, die rechten Parteien, namentlich die SVP.
Diese strebe «eine absolute Deregulierung des Arbeitsmarktes» an und würde Ausländer als Sündenböcke benützen. «In der Schweiz hoffen viele, ihre eigene Situation zu verbessern, indem sie die Rechte der Ausländer mindern», sagte er. «An Lohndumping sind aber nicht die ausländischen Arbeitnehmer, sondern ihre Chefs schuld.»
Wie andere Aargauer 1.-Mai-Referenten bezeichnete er die Aufhebung des Euro-Mindestkurses als «katastrophalen Fehlentscheid», der rückgängig gemacht werden müsse und wies dabei auf Dänemark, das die dortige Währung weiterhin gegen eine Aufwertung verteidige.