Wettingen
Lacrosse-EM: Schweizer Nationalmannschaft überrascht mit Platz 6

Die heimische Lacrosse-Mannschaft hat an der Europameisterschaft in Ungarn so gut gespielt wie noch nie. Nicht zuletzt dank der sechs Spieler aus Wettingen.

Stefanie Garcia Lainez
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Die Schweizer Lacrosse Nationalmannschaft erreicht an der EM in Ungarn den 6. Rang
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Der Gummiball wird mit bis zu 150 Stundenkilometern durch die Luft geschleudert.
Die Schweizer Spieler in rot verliert gegen die Deutsche Mannschaft...
... und belegt dadurch den guten 6. Schlussrang.
Die Schweizer Mannschaft in rot gegen den Europameister 2016 aus England.

Die Schweizer Lacrosse Nationalmannschaft erreicht an der EM in Ungarn den 6. Rang

Oskar Polak

Mit dem sechsten Rang an der Europameisterschaft in Ungarn hat das Schweizer Lacrosse-Team am letzten Wochenende für eine Überraschung gesorgt. Nur gegen drei Mannschaften mussten sich die Schweizer geschlagen geben – unter anderem gegen den aktuellen Europameister England und Vize-Europameister Israel. 6 der 23 Spieler gehören zu Wettingen Wild Lacrosse. Darunter auch Verteidiger Dino Crameri. «Nur wenige rechneten damit, dass wir soweit kommen würden», sagt er. «Unser Ziel waren die Top Acht. Mit dem sechsten Rang sind wir mehr als zufrieden.»

Den emotionalsten Sieg erreichte die Mannschaft gegen Schottland, als sie in den letzten zwei Minuten und 30 Sekunden den Spielstand von 8:5 auf 8:9 drehen konnte. «Wir gehören physisch nicht zu den stärksten Mannschaften», sagt Crameri. «Aber wir spielen schlau und schnell.»

Kriegssport der Indianer

Ursprünglich stammt der Ballsport aus Nordamerika, wo die Indianer Lacrosse spielten, um sich auf Kriege vorzubereiten oder Streitigkeiten zu schlichten. Und so funktioniert das Spiel: Die neun Feldspieler und der Goalie werfen oder rollen sich den Gummiball mit einem Schläger zu, der am Kopf ein taschenartiges Netz hat. Gespielt wird vier Mal 20 Minuten. Der Ball kann dabei mit bis zu 150 Stundenkilometern durch die Luft fliegen. «Lacrosse ist der schnellste Sport auf zwei Beinen», sagt Crameri. Als Verteidiger bringt er die Gegner mit Körpereinsatz aus dem Gleichgewicht oder versucht, mit seinem Schläger den Ball dem Gegner aus dem Netz zu schlagen, sodass dieser den Ball verliert. Mit acht Strafminuten ist er der Strafenkönig der Schweizer Nationalmannschaft. «Mein Stil ist eher härter», sagt er mit einem Schmunzeln, ergänzt aber: «Mit 25 Minuten hat das Schweizer Team an der EM insgesamt am wenigsten Strafminuten kassiert.»

In der Schweiz zählt der Sport noch zu den Randsportarten. Zurzeit gibt es gerade mal zwölf Männerteams. Die Zürcher Lions und Wettingen Wild Lacrosse dominieren die Liga und stellen die meisten Nationalspieler. Den Verband «Swiss Lacrosse» gibt es seit 2006, die Nationalmannschaft seit 2007.

«Noch haben wir keinen Empfang am Bahnhof, wenn wir von der Europameisterschaft zurückkehren», sagt Crameri. Auch Sponsoren hat die Mannschaft kaum. «Es wäre aber schön, wenn wir durch das gute Resultat an der Europameisterschaft die Sportart Lacrosse in der Schweiz bekannter machen könnten», sagt er.

In zwei Jahren geht es an die Weltmeisterschaft in England. Das Ziel: den 15. Platz der letzten WM zu übertreffen.