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Die Kleinbrauerei verbucht Rekordgewinn und will mit Experimenten im Holzfass die Nummer eins in Aargau und im Zürcher Umland werden. Dafür hat die Brauerei unter anderem in Cognacfässer investiert.
Als der heutige Einwohnerrat Thomas Benz vor 16 Jahren in Mutters Küche das erste Lägerebräu braute, ahnte noch niemand, dass dieses Bier-Experiment der Startschuss für die gleichnamige Kleinbrauerei sein würde, die heute in der alten Spinnerei in Wettingen einquartiert ist. 2008 gründete Benz mit seinem Brauteam die Lägerebräu AG.
Längst ist aus dem einen Küchen-Bier das «Lägerebräu Original» geworden, das sogar in der TV-Serie «Der Bestatter» seinen Platz gefunden hat. Mit den weiteren Bierkreationen wie dem «Stella Maris» oder dem «Lägerebräu Pale Ale» ist die Jahresproduktion 2015 auf fast 250 000 Liter gestiegen. Dieses Jahr sollen es gar 300 000 Liter werden. «Das entspricht rund einem Zehntel der jährlichen Produktion von Müller Bräu», sagt Marco Wipfli, der 2014 die Geschäftsleitung von Benz übernommen hat.
Die Kleinbrauerei befindet sich nicht nur beim flüssigen Element auf Expansionskurs: Im Mai eröffnete das neunköpfige Lägerebräu-Team im ehemaligen Restaurant Löwen in Wettingen sein Bieratelier. «Hier können unsere Kunden die Bierkreationen degustieren und in der Laube gemütlich ein Bier trinken. Unser Rampenverkauf ist neu ebenfalls im Bieratelier.» Beim Atelier handelt es sich um eine auf zwei Jahre begrenzte Zwischennutzung. «Den Hauptumsatz machen wir in unserem Biergarten und unserem Eventraum «Schalander» in der alten Spinnerei», sagt Wipfli. Auch dort wurde ausgebaut, allerdings bereits Ende 2014: Der neue Event Room ist nach dem Pausenraum der Bierbrauer, dem Schalander, benannt. Die Investitionen haben sich gelohnt: Im vergangenen Jahr erzielte Lägerebräu einen Rekordgewinn von 40 000 Franken. «Es war das erste Jahr mit einem Gewinn dieser Grösse.» sagt Wipfli.
Den Grossteil des Gewinns spült nach wie vor das «Lägerebräu Original» in die Kassen. Doch wie viel davon ausgeschenkt wird, hängt massgeblich vom Wetter ab: «Der Sommer 2014 war verregnet, der letztjährige dagegen ein Traumsommer», erinnert sich Wipfli. Das spiegle sich direkt in den Jahreszahlen. Nicht zuletzt deshalb hofft das Lägerebräu-Team auf viel Sonne bei der bevorstehenden EM. «Die Vorbereitungen für unser Public Viewing ‹Insel-Arena› in der Durchfahrt laufen auf Hochtouren», sagt Wipfli.
Ein zweites Standbein hat sich das Kleinunternehmen inzwischen mit seinen Spezialbieren aus dem Holzfass aufgebaut. Die Edelbier-Kreationen erlangten international viel Lob. So gewann Lägerebräu bei den «International Craft Beer Awards» 2015 mit dem «Whiskey Porter» aus original Jack Daniel’s Fässern die Goldmedaille in der Kategorie «Holzfassgereifte Biere» (die az berichte). Auch dieses Jahr gab es zweimal Gold: Die neuste Kreation, das «Barrel aged Tequila Imperial Pale Ale», kurz Tipa, gewann Gold in der Kategorie «Holzfassgereifte Biere». Ebenfalls Gold bekamen die Lägerebräu-Brauer für ihr India Pale Ale (IPA). Auch die Grossverteiler wie Coop, die Rio Getränkemärkte oder Manor haben die Kleinbrauerei und ihr Bier inzwischen entdeckt und verkaufen die Edelbiere in einzelnen Filialen. «Die Kunden schätzen die Handwerkskunst wieder mehr und die Biermessen, die wie Pilze aus dem Boden schiessen, helfen uns bei der Vermarktung», sagt Wipfli.
Seinen Erfolg bei den Spezialbieren verdankt das Brau-Team wohl nicht zuletzt seiner Experimentierfreude. So wurden für das «Espresso Stout» im letzten Winter bei der Kaffeerösterei Graf in Baden 7000 Espressi gezapft und in 9000 Liter Bier abgefüllt. Für das aktuelle Saisonbier, das «Summer Ale», spannte die Brauerei mit der Weinbaugenossenschaft Wettingen zusammen und verfeinerte das Bier mit dem Saft aus Rotweintrauben vom Lägernhang.
Und was planen die Tüftler für die Zukunft? «Künftig wollen wir insbesondere bei den Biersorten aus dem Holzfass neue Kreationen auf den Markt bringen», verrät Wipfli.
Dafür hat die Brauerei unter anderem in Cognac-, Ruhm-, und Sherryfässer investiert. «Jedes Fass benutzen wir nur zweimal, denn nur so können wir sicher sein, dass das volle Aroma des jeweiligen Fasses in das Bier übergeht und die Qualität des Bieres garantiert ist». Im Moment experimentiere man mit diesen Fässern an neuen Biersorten. Am Ende sollen Raritäten entstehen mit limitierten und nummerierten Auflagen. «Solche Spezialbiere in der 7,5 Dezi-Flasche muss man eher mit einem guten Wein vergleichen: Viele unserer Kunden kaufen sie als Geschenk.» Mithilfe seiner holzfassgereiften Biere wollen die Lägere-Brauer zur Nummer eins unter den Kleinbrauereien im Aargau und im Zürcher Umland werden.