Baden
Langmatt-Vision: Der Stadtrat geht nochmals über die Bücher

Stolze 645 700 Franken für Baumassnahmen – nun nimmt der Stadtrat den «Visions-Antrag» zurück.

Roman Huber
Drucken
Die Ausstellung der «Kellerkinder» (noch nicht gezeigte Werke im Keller) war ein Erfolg für die Langmatt.

Die Ausstellung der «Kellerkinder» (noch nicht gezeigte Werke im Keller) war ein Erfolg für die Langmatt.

Mit zwei Kreditanträgen für das Wohnmuseum Langmatt und zur Unterstützung deren Stiftung zog der Stadtrat vor den Einwohnerrat: Der Investitionsbeitrag von 645 700 Franken, mit dem in den kommenden fünf Jahren dringend notwendige Sanierungen realisiert werden sollen, war weitgehend unbestritten und wurde bei zwei Gegenstimmen genehmigt. Gesamthaft kosten die baulichen Massnahmen 1,335 Mio. Franken, wobei die Stiftung selber rund die Hälfte übernimmt. Einen Teil der Massnahmen gilt zugleich als Vorinvestition für die Gesamtsanierung, die dann angegangen wird, wenn die künftige Strategie für die Langmatt festgelegt ist.

Um diese Strategie beziehungsweise um die Vision ging es im zweiten Antrag. Für das Erarbeiten einer Vision und deren Machbarkeit verlangte der Stadtrat einen Verpflichtungskredit von 200 000 Franken. Die Finanzkommission (Fiko) forderte jedoch im Vorfeld präzisere Angaben über die Projektorganisation sowie über Rolle und Vorstellungen von Stiftung und Stadtrat und drohte gar, den Kreditantrag zur Ablehnung zu empfehlen.

Stadtrat zieht Antrag zurück

Stadtrat Erich Obrist erklärte einleitend, dass der Stadtrat den zweiten Antrag zurückziehe. Man habe Verständnis für die Einwände der Fiko, sagte der Kulturvorsteher. Vision und Turnaround seien zu wichtig für die Stiftung, sodass der Stadtrat nicht das Risiko einer Ablehnung dieses Kredits eingehen wolle. Doch Obrist hadert zugleich mit dem Rückzug: «Jetzt bleiben leider alle Voten für diese Vision ungehört», sagte er und forderte den Rat auf: «Bitte mailen Sie mir Ihre Inputs, damit ich Sie mitnehmen kann – ich weiss, das ist ein ungewöhnlicher Antrag.»

Mark Füllemann, Präsident der Fiko, dankte dem Stadtrat für den Rückzieher. «Die Stiftung gehört der Stiftung und nicht der Stadt, darum braucht es zuerst Klarheit, wer welche Rolle spielt», fügte er seine Begründung nochmals an. Es gehe auch darum, Klarheit über Begrifflichkeiten wie Strategie oder Vision zu schaffen.

Barbara Bircher (SP) anerkannte seitens der Strategiekommission die Fragen der Fiko, zeigt sich aber darüber befremdet, dass man wissen wolle, wie die Vision aussehe, bevor diese formuliert sei. Simon Sommer (SVP) hätte gerne vor den baulichen Massnahmen mehr über die Zukunft der Langmatt gewusst. Man müsse alles «ergebnisoffen anschauen, doch die Notmassnahmen dürfe man nicht hinausschieben», entgegnete Füllemann. Erich Obrist verdankte das Engagement des Langmatt-Direktors Markus Stegmann, der seit Oktober im Amt ist, und des Stiftungsrates. «Dass mit 8364 Personen bis Ende August dieses Jahres der frühere Jahresdurchschnitt von 7500 Besuchern übertroffen ist, verleiht dem Langmatt-Team Flügel.»