Immobilienmarkt
Leerwohnungsziffer: Die Region Baden tickt anders als der Schweizer Durchschnitt

Die Leerwohnungsziffer in Wettingen und Baden ist unverändert tief. Auf geplante Wohnungen haben sich bereits 200 Interessenten gemeldet, obschon diese noch nicht einmal ausgeschrieben sind.

Pirmin Kramer
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Baden, im Bild die Gartenstrasse, wird baulich verdichtet – freie Wohnungen gibt es dennoch nur wenige. Bild: Sandra Ardizzone

Baden, im Bild die Gartenstrasse, wird baulich verdichtet – freie Wohnungen gibt es dennoch nur wenige. Bild: Sandra Ardizzone

Sandra Ardizzone

Der Trend hält seit Jahren an: Die Zahl der Wohnungen, die in der Schweiz leer stehen, steigt und steigt. Gemäss der vor wenigen Tagen veröffentlichten Zahlen des Bundesamtes für Statistik liegt die Leerwohnungsziffer (einschliesslich Einfamilienhäuser) per 1. Juni landesweit bei 1,66 Prozent – und damit so hoch wie zuletzt vor zwei Jahrzehnten.

Beim Blick auf die Bezirke Baden und Zurzach zeigt sich: Besonders viele Objekte warten in Koblenz auf einen Mieter. Jede zehnte Wohnung steht in der Gemeinde an der Grenze zu Deutschland leer. Mit einer Leerwohnungsziffer von 10,76 Prozent liegt Koblenz kantonsweit an der Spitze; schweizweit gibt es nur gerade fünf Ortschaften, in denen gemessen am Gesamtwohnbestand mehr Objekte unbewohnt sind als in der 1670-Einwohner-Gemeinde.

Daraus zu schliessen, in Koblenz sei an der Nachfrage vorbeigebaut worden, oder der Ort sei bei Mietern nicht gefragt, wäre jedoch ein Trugschluss, sagt Gemeindeammann Andreas Wanzenried. «Die Einwohnerzahl von Koblenz ist in den vergangenen Jahren leicht gestiegen. Es entstanden viele neue Überbauungen, fast alle Wohnungen und Häuser wurden verkauft oder vermietet.» Viele der Objekte, in denen die Bewohner der Neuüberbauungen zuvor wohnten, warten jedoch auf einen Nachmieter.

«Oftmals handelt es sich dabei um Altbauten, denen eine Sanierung gut anstehen würde», sagt Wanzenried. Der Gemeinderat versuche darum, Anreize zu schaffen, damit die Eigentümer diese Liegenschaften aufwerten. «Die neue Nutzungsplanung sieht vor, dass Parzellen besser ausgenutzt werden dürfen. Im Gegenzug wollen wir sicherstellen, dass die Qualität hoch ist und dass beispielsweise Zweitwohnungen erstellt werden.» Die Revision der Nutzungsplanung laufe – womöglich warteten deshalb viele Besitzer mit einer Sanierung ab.

Der Stadt-Land-Graben, der bei den Leerwohnungen schweizweit zu beobachten ist, zeigt sich auch im Ostaargau. Tendenziell liegt die Leerwohnungsziffer im Bezirk Zurzach höher als im Bezirk Baden, wobei sich jedoch beispielsweise die Zurzibieter Surbtal-Gemeinden nicht verstecken müssen.

Würenlos: Einwohnerzahl stieg in sechs Jahren um 10 Prozent

Am anderen Ende der Tabelle liegen Gemeinden in der Nähe von Baden: Kaum freien Wohnraum gibt es in Freienwil, dem bevölkerungsmässig kleinsten Ort im Bezirk, sowie in der stark wachsenden Gemeinde Würenlos, in der die Bevölkerung in den letzten sechs Jahren um 10 Prozent zunahm. Ende Juni wurde erstmals die 6500-Einwohner-Grenze überschritten.

Gemeindeammann Anton Möckel: «Wir verzeichnen seit Jahren eine rege Bautätigkeit, die auf grosse Nachfrage stösst.» Zu den Standortvorteilen zähle die Nähe zu Baden und Zürich, die optimale Verkehrsanbindung sowie die Schule, die einen guten Ruf geniesse, so Anton Möckel. «Wir beobachten, dass zunehmend Menschen aus Zürich beziehungsweise dem benachbarten Furttal zu den Neuzuzügern zählen.» Die hohe Nachfrage nach Wohnraum bringe auch Nachteile mit sich – etwa für junge Würenloserinnen und Würenloser, die von zu Hause ausziehen, aber gerne im Dorf wohnen bleiben möchten. «Die Mietpreise sind verhältnismässig hoch», sagt Möckel.

Gestiegen seien in den vergangenen Jahren auch die Quadratmeterpreise – auf derzeit ungefähr 1000 bis 1200 Franken. Der Druck auf dem Wohnungsmarkt in Würenlos dürfte trotz hoher Preise weiter zunehmen: «Wir verfügen zwar noch über Reserven, haben aber nicht vor, Einzonungen vorzunehmen.»

200 Interessenten für geplante Überbauung in Baden

Unverändert tief ist die Leerwohnungsziffer in Baden und Wettingen. «In Baden und Umgebung sind sowohl Mietwohnungen als auch Eigentumsobjekte nach wie vor sehr begehrt», sagt dazu Michael Unold von der Immobilienfirma Remax.

Wie gross insbesondere die Nachfrage nach Stockwerkeigentum und Einfamilienhäusern ist, zeigt die Aussage von Antonio Fato von der Firma Immotip in Wettingen. «Alle 49 Wohnungen der Überbauung Belvédère in Baden wurden ab Plan verkauft.» Und für ein neues Wohnbauprojekt am Ahornweg auf der Allmend – es liegt seit dieser Woche ein Baugesuch auf – gebe es bereits über 200 Interessenten, obschon noch keine der Wohnungen ausgeschrieben worden ist.