Leuggern
Mitreissender Grossangriff auf die Lachmuskulatur: Spitzenleistungen in der Mehrzweckhalle

Mit «Es sältsams Paar!» landet das Theater Sportverein Leuggern einen komödiantischen Coup.

Rosmarie Mehlin
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Szene aus der Aufführung in der Mehrzweckhalle Leuggern.

Szene aus der Aufführung in der Mehrzweckhalle Leuggern.

Hasy Mutter

Samstagabend in Mehrzweckhalle Leuggern: Man sitzt mit Freunden an langen Tischen, geniesst Schweinssteak mit Pilzrahmsauce, Pommes und Gemüse, prostet sich zu, hat viel zu erzählen. Hinter dem blauen Vorhang auf der Bühne steigt derweil das Lampenfieber – der Countdown zur Premiere läuft. Schon wieder ist ein Jährchen um, und die Mitglieder vom Theater Sportverein haben strenge Wochen hinter sich. Das Publikum ist treu und seine Erwartungen sind hoch.

Mit der Komödie «E sältsams Paar» vom amerikanischen Erfolgsautor Neil Simon (1927-2018) hatte der Sportverein einmal mehr ein äusserst glückliches Händchen bei der Wahl des Stücks. 1968 war «The Odd Couple» mit Walter Matthau und Jack Lemmon verfilmt worden; im Zürcher Bernhardtheater hatten Jörg Schneider und Paul Bühlmann damit in den 80-er Jahren für Lachsalven gesorgt.

Also denn – hinein ins Vergnügen: Saallicht aus, Vorhang auf: Dichter Zigaretten- und Stumpen-Rauch schwebt über vier Mannsbildern. Der Tisch, an dem sie sitzen, ist übersät mit leeren Bierdosen.

Zu weiteren solchen gesellen sich im Ambiente Schuhe, zerfledderte Zeitungen, Kleidungsstücke, neben der Tür zum Bad hängt ein zerrissenes Badetuch, neben jener zur Küche türmt sich schmutziges Geschirr, durchmischt mit Abfall: Leicht irritiert blicken die Zuschauer auf das «Puff» in Oskar Stäublis moderner 6-Zimmer-Wohnung. Oski (Stephan Gassmann) hat sich nach der Scheidung, finanziell auf dem Trockenen, dem Suff und dem heimischen Chaos ergeben.

Bei ihm haben sich Florian Schüch (Sandro Schifferle) – daheim offensichtlich unterm Pantoffel – Kurt Brombacher (Hans Brechbühler), von Beruf Polizist, und der bodenständige Philipp Drescher (Mike Erdin) zur freitäglichen Pokerrunde versammelt. Überraschenderweise hat sich der fünfte Mann, Felix (David Emmenegger), verspätet, was – je länger der Abend, desto mehr – im Quartett für Unruhe sorgt.

Nach einem Anruf bei Felix zuhause geraten die Vier vollends aus dem Häuschen: Laut der Gattin hat diese sich von Felix getrennt, ist er seit Tagen verschwunden und muss mit dem Schlimmsten gerechnet werden.

So hat denn, als Felix schliesslich doch noch in Oskis Wohnung auftaucht, Selbstmord-Prävention für die vier Kumpels oberste Priorität, was nicht zuletzt bei Felix zu kolossalen Irritationen sowie folgenschweren Missverständnissen führt. Diese wiederum münden in immer neue, absurd-komische Situationen. Als Oski zu guter Letzt Felix Unterschlupf gewährt, ist endgültig der Grundstein gelegt für ein köstliches Vergnügen und wird das Publikum in die Pause entlassen.

Danach öffnet sich der Vorhang vor einer komplett verwandelten Wohnung von Oski. Es ist dies das Werk von Felix, der sich privat nicht nur als ausgewachsener Hypochonder entpuppt, sondern nicht minder auch als Pedant, Sauberkeitsfanatiker und exzellenter Koch. Formvollendet serviert er freitags den Poker-Kumpeln – die nunmehr in Finken am Tisch sitzen müssen – die gewünschten Getränke unter der strikten Auflage, dass unter jedes Glas ein Untersätzli gehört.

Zusehends bringt «Meister Proper» seinem WG-Partner Oski zur Weissglut, was zu Gefühls-Eruptionen führt, die unterhaltsamer nicht sein könnten. Als sich die Situation schliesslich durch den Besuch von zwei attraktiven und lebenslustigen Nachbarinnen (Gisela Nussbaum und Melanie Emmenegger) geradezu dramatisch zuspitzt, sind im Publikum die Lachmuskeln bereits ausgiebig strapaziert und werden solches immer mehr.

Gestik, Mimik – eine Spitzenleistung

Das liegt zum einen an den zahlreichen überraschenden, herrlichen Pointen von Neil Simon in der bestens gelungenen und regionalisierten Dialektfassung. Auch beginnt der zweistündige Spass in der Mehrzweckhalle bereits im Visuellen: Bühnenbild, Maske, Kostüme, Requisiten sind jedes für sich und alle zusammen eine Augenweide.

Mit ihrer tempo- und einfallsreichen Inszenierung gibt Irene Mutter der Komödie in allen Facetten, was ihr gebührt und motiviert die Darstellerinnen und Darsteller zu Spitzenleistungen.

Stellvertretend für sie alle seien die beiden Protagonisten, die notabene sozusagen ständig auf der Bühne stehen, speziell erwähnt: Sowohl Stephan Gassmann als Oskar, wie auch David Emmenegger als Felix können es in Sachen Bühnenpräsenz, Gestik, Mimik und dem gekonnten Setzen von Pointen mit gar so manchem Profi-Komödianten aufnehmen: Chapeau!

Das Theater Sportverein Leuggern spielt die Komödie «E sältsams Paar» in der Mehrzweckhalle noch bis zum 26. November. Vorstellungen finden statt am Samstag, 12., Freitag, 18., Samstag 19., Donnerstag 24., Freitag, 25. und Samstag 26. November jeweils um 20.00 Uhr, sowie an den Sonntagen 13. und 20. November um 16.00 Uhr. www.theaterleuggern.ch