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Unnötig oder eine «gute Sache»? Die überraschende Idee einer Verlängerung der Limmattalbahn bis ins Siggenthal gibt unter Politikern zu reden.
SVP-Grossrat Martin Keller ist kein Mann der leisen Worte, und entsprechend deutlich äussert er seine Meinung zur Idee des Kantons, die Limmattalbahn könnte von Spreitenbach nach Baden und sogar in Richtung Siggenthal weitergeführt werden. «Eine Katastrophe», ein «Wortbruch» und ein «Hohn» sei dieser Vorschlag, sagt der Verkehrspolitiker aus Obersiggenthal. «Der Regierungsrat teilte in Gesprächen meine Meinung, man solle zuerst beobachten, wie sich die Bahn bewähre. Erst danach solle eine Weiterführung nach Baden zum Thema werden.» Nun sei die Kantonsregierung offenbar vor dem Druck der links-grünen Lobby eingeknickt, die sich für öffentlichen Verkehr einsetze.
Er schliesse nicht aus, dass ein Zusammenhang zur Umfahrung Mellingen bestehe, bei welcher der Verkehrsclub Schweiz und die Umweltorganisation WWF ihre Beschwerde vor Verwaltungsgericht nur mit Bedingungen zurückzogen und so den Weg für das Projekt frei machten. Die Weiterführung der Limmattalbahn ins Siggenthal bezeichnet Martin Keller als unnötig: «Das Netz der Regionalen Verkehrsbetriebe Baden-Wettingen ist in unserer Region doch bereits hervorragend ausgebaut.» Es störe ihn, dass die Limmattalbahn das Filetstück, sprich die Landstrasse, in Wettingen bedienen würde, wohingegen die weniger rentablen Linien von Gemeinden und der Regionalen Verkehrsbetriebe Baden-Wettingen finanziert werden müssten. «Und sind wir ehrlich: Eigentlich braucht das Siggenthal die Limmattalbahn gar nicht.» Wer nach Spreitenbach oder Altstetten gelangen wolle, werde vom Siggenthal aus auch in Zukunft Bus oder Zug nehmen.
Erfreut zur Kenntnis genommen hat den Vorschlag des Kantons hingegen Marlène Koller (SVP), Gemeindeammann von Untersiggenthal. «Eine Haltestelle der Limmattalbahn im Siggenthal wäre eine gute Sache», sagt die Grossrätin. «Die Verkehrsbelastung wird in unserer Region in den kommenden Jahren stark zunehmen, und es macht Sinn, einen Teil davon mit dem öffentlichen Verkehr abzuwickeln.» Die Limmattalbahn hätten den Vorteil, dass sie zeitlich zuverlässiger wäre als Busse, die sich die Strasse mit den Autos teilen und darum vom Stau betroffen sind. «Ich bin mir aber bewusst, dass es noch sehr lange dauern wird, bis die Bahnlinie in unserer Region tatsächlich gebaut wird. Vermutlich werde ich die Einweihung der Haltestele nicht mehr erleben.»
Ist die Rede von der Verkehrsbelastung in Untersiggenthal und Obersiggenthal, dreht sich das Gespräch meistens um das Projekt «Oase» des Kantons Aargau, das unter anderem einen Tunnel für Autos beim Martinsberg vorsieht. Der Widerstand in den beiden Gemeinden ist wegen des drohenden Mehrverkehrs gross. Im Gegensatz zu vielen anderen Politikern in Ober- und Untersiggenthal findet Koller das Projekt Oase nicht grundsätzlich schlecht. «Aber es braucht Massnahmen zur Entlastung der beiden Siggenthaler Gemeinden. Hierzu könnte die Limmattalbahn einen wichtigen Beitrag leisten.»
Dieter Martin (FDP), Gemeindeammann von Obersiggenthal, findet den Vorschlag «prüfenswert», denn die Region werde wachsen. Es gebe aber zum jetzigen Zeitpunkt aus Sicht der Gemeinde wichtigere Themen als die Limmattalbahn. «Wir müssen dafür sorgen, dass wir nicht zu sehr unter dem Verkehrsprojekt Oase leiden werden.»