Zu ungenau: Die Finanzkommission will die Kreditabrechnung für das Badenfahrtprojekt zurückweisen.
Eigentlich geben Kreditabrechnungen selten zu reden im Einwohnerrat. Denn selbst wenn der Kredit überschritten wurde, kann man das ausgegebene Geld nicht mehr zurückfordern. Doch bei der Abrechnung für das Badenfahrtprojekt «Little Wettige» dürfte dies für einmal anders sein. Die Finanzkommission (Fiko) beantragt, die Kreditabrechnung für die Beiträge an «Little Wettige» zurückzuweisen. 55 000 Franken hatte der Einwohnerrat im Dezember 2016 für das Badenfahrtprojekt der Wettinger Klamauktruppe «Chropfchrötte» gesprochen.
Allerdings waren 25 000 Franken als Risikogarantie für die Bauten definiert. Die restlichen 30 000 Franken waren klar definierte Beträge für Festplaketten sowie Eintritte an einer Vorpremiere mit Essen für die freiwilligen Helfer. Nun präsentiert der Gemeinderat eine Kreditabrechnung, bei der die Risikogarantie nicht benötigt wurde, die 30 000 Franken jedoch um knapp 14 000 Franken überschritten werden.
Klar ist: Ohne den Beitrag der Gemeinde hätten die «Chropfchrötte» einen Verlust von rund 16 000 Franken verkraften müssen. Dank dem kommunalen Zuschuss, welcher vollumfänglich den mitwirkenden Wettinger Vereinen und Teilnehmenden zugutekam, ergab sich ein Gewinn von 27 000 Franken, wobei die «Chropfchrötte» einen Gewinn von 18 000 Franken budgetiert hatten.
Die Fiko moniert, dass der ursprüngliche Kreditantrag vom Dezember 2016 ungenau formuliert war. Dem Antrag fehlt die Angabe, ob es sich bei den 30 000 Franken um eine fixe Pauschale ohne Spielraum oder um eine sogenannte offene Rechnung handelt, bei welcher der Schlussbetrag einen gewissen Spielraum nach oben oder unten hat. «Als der Einwohnerrat den Kredit genehmigte, ging er von einem Pauschalbetrag von 30 000 Franken aus», sagt François Chapuis (CVP), der Anfang Jahr das Amt des Fiko-Präsidenten übernommen hat. Aber der Gemeinderat habe den Kredit als offene Rechnung interpretiert und entsprechend die Mehrausgaben von knapp 14 000 Franken akzeptiert, da mehr freiwillige Helfer mitarbeiteten als ursprünglich angenommen.
Deshalb, so die Begründung in der Kreditabrechnung, seien die Personalkosten höher ausgefallen. «Die Fiko verlangt nun vom Gemeinderat, dass er über die Beiträge nochmals verhandelt», sagt Chapuis und betont: «Unsere Kritik geht in keiner Weise gegen die ‹Chropfchrötte›, die einen grossartigen Job gemacht haben und denen wir sehr dankbar sind.» Dennoch gibt er zu bedenken, dass die Fiko vermutlich anders entschieden hätte, wenn die «Chropfchrötte» nicht so viel über den budgetierten Gewinn hinaus erwirtschaftet hätten. So habe er Aussagen hören müssen, wie etwa: «Man kann den Gewinn maximieren, indem man die Subventionen maximiert», sagt er.
Doch hätten Fiko und Einwohnerrat nicht bereits 2016, als der Gemeinderat den Kredit beantragte, intervenieren sollen, statt erst jetzt, da das Geld schon ausgegeben wurde? «Natürlich soll die Rückweisung auch ein Weckruf an den Rat sein und an uns selber», sagt Chapuis, der bereits 2016 Mitglied der Fiko war. «Damals ging es vor allem um die Debatte, ob man das Geld zusätzlich oder im Rahmen des Budgets der Gemeinde ausgeben soll. Wir haben dabei zu wenig darauf geachtet, dass nirgends steht, ob die 30 000 Franken als Pauschale definiert werden», sagt der Fiko-Präsident selbstkritisch.
Dem Gemeinderat sind die Überlegungen der Fiko bekannt, allerdings weist er darauf hin, dass im Kreditantrag von 2016 auf das Bruttoprinzip hingewiesen wurde. «In diesem Sinne lag es durchaus im Ermessen des Gemeinderats, die Mehraufwendungen mit den bekannten Begründungen zu tätigen», sagt Gemeindeschreiber Urs Blickenstorfer. Gemeindeammann Roland Kuster (CVP) sagt: «Ich stelle mich voll und ganz hinter das Vorgehen und die vom Gemeinderat gutgeheissene Kreditabrechnung.»
Beni Schmocker, OK-Chef der «Chropfchrötte», will sich zwar nicht in die politische Debatte einmischen. Er findet es aber schade, dass es abgesehen von der Politik Einzelpersonen gebe, die kritisieren, dass der Gewinn dank der Subventionen höher ausfalle, als vom Verein budgetiert. «Solche Personen vergessen gerne die mehreren Hundert Menschen, die über Monate am Projekt gearbeitet haben und jene Helfer, die ihre Ferien hergegeben haben für ‹Little Wettige›», sagt Schmocker und fügt an: «Als Geschäftsmann kann ich mit dieser Kritik und der aktuellen Diskussion umgehen. Aber für die Helfer, die einen enormen Einsatz geleistet haben, tut es mir leid.»
Man dürfe zudem nicht vergessen, dass ‹Little Wettige› für die Gemeinde eine sehr gute Marketingplattform war und das Geld, über welches nun debattiert wird, vollumfänglich den Vereinen zugutekommt. Auch lasse sich zwei Jahre vor einem solchen Anlass kaum die genaue Zahl der benötigten Helfer errechnen, sonst hätte man die höhere Zahl im damaligen Antrag angegeben.
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