Als einzige Gemeinde hatte sich Mägenwil im Dezember gegen das überregionale Projekt «Wasser2035» ausgesprochen. Im zweiten Anlauf konnten die Stimmberechtigten jetzt überzeugt werden – eine Alternative gab es kaum.
Im Dezember wurde an der Gemeindeversammlung in Mägenwil bis 23 Uhr heftig debattiert, fast schon gestritten und am Ende der Beitritt zu «Wasser2035» versenkt. Damit brachte sich Mägenwil selber in Zugzwang, denn die interkommunale Anstalt (IKA) Wasser 2035 wird am 9. Juni gegründet und nur wer bis dann dabei ist, kann als Gründungsmitglied ohne Nachzahlung beitreten.
20 Gemeinden sowie die IB Wohlen AG, SWL Wasser AG und der Gemeindeverband Mutschellen haben bis Ende 2021 zugesagt, einzig Mägenwil hatte einen Rückweisungsantrag an der Gmeind gutgeheissen.
Damit ergab sich für den neugewählten Gemeindeammann Peter Wiederkehr (Die Mitte) sozusagen ein Kaltstart. Kaum im Amt, musste Wiederkehr schon ein zukunftsweisendes Traktandum an einer ausserordentlichen Versammlung durchbringen, die am Donnerstagabend stattfand.
Dem Ur-Mägenwiler kam dabei sicherlich zugute, dass er während 13 Jahren das EWW in Wettingen als Geschäftsleiter geführt hat und sich dementsprechend mit den Themen Strom und Wasser bereits bestens auskennt. «Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel. Es ist für die Gesundheit und die Umwelt wichtig», betonte er zur Einleitung. «Beim Strom sind wir bereits europaweit vernetzt, beim Wasser müssen wir damit beginnen, auch über die Gemeindegrenzen hinaus zu denken.»
Das Grossprojekt «Wasser2035» wurde Anfang 2016 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Es sieht vor, die bestehende Wassertransportleitung durch das Bünztal mit einer neuen Leitung durch das Reusstal zu einem «Wasserring» zu ergänzen.
Bis jetzt wird die Wasserversorgung in Mägenwil aus vier verschiedenen Quellen gespiesen: Zwischen 30 und 40 Prozent können die Mägenwiler mit eigenen Quellen abdecken, zudem ist Othmarsingen seit langem ein wichtiger Partner. Seit 30 Jahren wird auch aus Birr ein Anteil Wasser bezogen, doch ab 2028 ist dies in Spitzenzeiten nicht mehr möglich. Und genau dann entstehen die Engpässe, die mit «Wasser2035» behoben werden sollen. Der kleinste Teil kommt bis anhin noch aus Wohlenschwil.
«Deshalb kommt das Projekt gerade zur richtigen Zeit», ist der neue Ammann überzeugt. Eine Hochrechnung des Spitzenbedarfs ergab, dass 2035 rund 1680 Kubikmeter Wasser fehlen werden – pro Tag. Zur Deckung des fehlenden Wasserbedarfs bleibe nur der Anschluss an «Wasser2035», so die Schlussfolgerung. An der Gmeind im Dezember sah dies die Mehrheit noch anders.
Und auch die Preise für das kostbare Gut würden ungefähr im gleichen Rahmen bleiben. Ein Vergleich mit den umliegenden Gemeinden zeigte, dass ein Einfamilienhausbesitzer mit 210 Kubikmeter Wasserverbrauch pro Jahr in Mägenwil rund 182 Franken bezahlt. Hägglingen schiesst mit 519 Franken obenaus und nur Othmarsingen ist billiger als Mägenwil.
Die sachlich-analytischen Erläuterungen von Wiederkehr, die informative Broschüre und wohl auch die Einsicht, dass es keine Alternative gibt, brachten den Umschwung und der Beitritt wurde an der ausserordentlichen Gmeind einstimmig gutgeheissen. Wie auch die Erneuerung des Wasserlieferungsvertrags mit Othmarsingen, mit einer Laufzeit von 20 Jahren. Die Wasserversorgung ist damit auch in Mägenwil für die nächsten Generationen gesichert.